Aus der Stadt Bangkok

Ein Bericht unseres Correspondenten aus Siam

vom 1. Dezember 1867

Der Uhrturm von Bangkok
Aus der Stadt Bangkok

Nach Asien hin richten sich vielfach unsere Blicke, weil sowohl der Russe dort sein Reich ausdehnen möchte, als auch der Türke auf dem letzten Loch pfeifen soll. Deshalb wollen wir wieder einmal aus dem "Asiatischen" etwas mehr erzählen. Heute nun einiges von Siam. Dieß Land liegt in Hinterindien. Eine Merkwürdigkeit dortselbst bildet die Stadt Bangkok; von ihr schwimmt die Hälfte gleichsam auf dem Wasser. Die Stadt liegt nämlich an einem Flusse, Menam genannt; auf diesem Fluß befindet sich ein Floß am anderen; auf ihnen stehen die schwimmenden Häuser, in denen fast die Hälfte der Stadtbewohner ein Unterkommen findet. Diese Häuser sind aus Bambusrohr aufgeführt. Es gibt dortselbst allerdings auch steinerne Häuser; besonders die Tempel sind massiv gebaut. Die Hausbedachung der armen Leute besteht aus Palmblättern; dieHäuser der Reichen haben Schindeln. Stühle brauchen die Einwohner, Siamesen genannt, nicht, weil sie mit untergeschlagenen Beinen auf dem Fußboden sitzen. Von der Bequemlichkeit der Löffel und Gabeln wissen sie nichts, sie genießen jede Speise mit den Fingern. Die Haartracht bei Männern und Frauen ist fast gleich; der Kopf wird kahl geschoren bis auf einen runden Schopf, der stehen bleibt. Die vornehmen Leute lassen das Haar stehen als wie die Europäer. Sehenswerth in Bangkok ist der Uhrturm, wie unsere Abbildung zeigt; die Häuser um denselben sind von Holz erbaut.