„La cage aux folles“ –
Wieder ein Musical-Hit am
„German Broadway“ in Gelsenkirchen Musik und Songtexte von Jerry Herman - Buch von Harvey Fierstein, UA 1973 Songs in englischer Sprache mit Übertiteln, Dialoge in deutscher Sprache
Premiere 22. November 2008, Musiktheater im Revier, Großes Haus
Musikalische Leitung: Bernhard Stengel - Inszenierung: Peter Hailer - Bühne: Dirk Becker - Kostüme: Andreas Meyer - Choreinstudierung: Christian Jeub - Dramaturgie: Wolfgang Willaschek - Choreographie: James de Groot/Paul Kribbe - Fotos: Pedro Malinowski
Besetzung: Albin/Zaza: William Saetre - George: Joachim G. Maass - Jacob: Aljoscha Zinflou - Monsieur Dindon: Wolf-Rüdiger Klimm - Madame Dindon: Sabina Detmer Cagelles: Evgeny Gorbachev, Kostyantyn Grynyuk, Min-hung Hsieh, Bogdan Khvoynitskiy, Takashi Kondo, Yun Liao
Ein Erfolg mit Geschichte
Der durch immerhin 70 Kino- und Fernsehproduktionen bekannte große französische Theater- und Filmschauspieler und bekannte Chabrol-Akteur Jean Poiret brachte im Jahr 1973 eines der
1983 erschien endlich die Musical-Version am Broadway. Da kein geringerer als Jerry Herman (u.v.a. „Milk and Honey“, „Hello Dolly“, „Mame“) für Texte und die Musik verantwortlich zeichnete (Buch: Harvey Fierstein), war der Welterfolg abzusehen. Die UA fand 1983 im Palace Theatre in New York statt. Annähernd 2000 Aufführungen und sechs Tony Awards waren verdienter Lohn und Anerkennung; DE im Oktober 1984 im Berliner Theater des Westens. Das „Musiktheater im Revier“ (MiR) hat in Gelsenkirchen einen guten Ruf zu verteidigen („Broadway im Kohlenpott“) und viele waren gespannt, ob es diesen unter der neuen Intendanz von Michael Schulz behalten würde. Allen Unkenrufen (vor allem von uns Kritikern) zum Trotz kann auch diesmal wieder eine bemerkenswerte Produktion attestiert werden. Nicht nur die Choreografie von James de Groot und Paul Kribbe hatte absolutes Broadway-Niveau.
Dreamteam in Gelsenkirchen
Nun hatte man mit William Saetre & Joachim G. Maaß allerdings auch schlichtweg das Dreamteam
Da sind alle Herzen der Zuschauer bei ihm, wenn er nach seinem Streit wieder mit dem Lebenspartner am Pier (hinreißendes Bühnenbild von Dirk Becker!) zusammentrifft und er von Joachim G. Maaß (Georges) zartfühlend, wie ein kleines Kind zum „Song am Strand“ im Arm gehalten wird. Gerade diese schwierige Szene ist brillant gelungen, wie alles in dieser überzeugenden Inszenierung von Peter Hailer; nie kitschig, klischeehaft oder allzu rührselig. Maaß beherrscht die deutsche Sprache nuancenreich überzeugend und wäre auch in jedem anspruchsvollen Schauspiel einsetzbar; doch gerade die Rolle des Showmoderators – worin er ja auch in „Candide“ reüssieren konnte - hat etwas an sinnlicher Reife und feinsinnigem Diktionsvermögen, das man auf heutigen Bühnen nur noch selten findet. Und auch als väterlicher Liebhaber und Charmeur kommt er dem begnadeten Tognazzi erfreulich nahe.
Tiefgang und Menschlichkeit
Im Unterschied zum damals geradezu revolutionären Theaterstück und Film – die Zeit war reif für
Perfekte Ausstattung
Neben dem herausragenden, sich in ständigem Perspektivwechsel befindenden oben bereits angesprochenen Bühnenbild von Dirk Becker und einer sehr angenehmen, bildästhetisch passenden
Man kann sie nicht alle einzeln loben, diese bezaubernden Cagelles in ihren herrlich differenzierten Kostümen und Rollen. Ich bin wahrlich nicht schwul, aber der knackige Hintern der 2-Meter-Domina „Hannah aus Hamburg“, dargestellt von Patrick Stauf, ist umwerfend. Herrliche Typen, wie Liza Pirelli (Martin Hirner) oder Chantal (Renee, der Mann mit der Frauenstimme – Anmerkung: Und was für eine!) stehen für die vielen anderen, wobei jeder für sich der Superstar einer eigenen Travestie-Show sein könnte. Ungeheuere Qualität und Lichterglanz im gesamten Ensemble. Das überzeugt nachhaltig und führte beim begeisterten Publikum zu stehenden Ovationen.
Der "Opernfreund" sagt: Herausragend!
Daß jetzt schon die dritte Produktion am MiR in Folge dermaßen gut ist, ist dem Kritiker beinahe unheimlich - wenn es nicht so schön wäre. Wann haben wir solche Programmqualität in den letzten Jahren an irgendeinem NRW-Haus erlebt. Da muß ich lange zurückdenken. Ich setze damit das Musiktheater im Revier (Gelsenkirchen) auf Platz Nr. 1 in NRWs vielseitiger Opernlandschaft zwischen Rhein und Weser; erster „Opernfreund“-Favorit auf den Titel „Opernhaus des Landes“. Das muß auch Anerkennung für die Unterstützung durch die Stadtoberen sein, wenn man unter so harten Bedingungen (Arbeitslosenquote bei fast 20 Prozent) noch so herausragendes Theater für die Bürger anbietet. Gleiches gilt auch für ein wohlwollendes Publikum, das über die Jahrzehnte diesem, seinem Haus so nachhaltig die Treue gehalten hat. Weitere Informationen unter: www.musiktheater-im-revier.de Besprochen wurde die Aufführung vom 29.11.2008
|