Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt





Aachener Ausstellung zeigt "Gemäldekopien in neuem Licht"
 
Aachen - "Mustergültig - Gemäldekopien in neuem Licht" lautet der Titel einer Ausstellung, die das Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen vom kommenden Freitag an bis zum 22. März nächsten Jahres präsentiert. Lange Zeit galten Kopien nach Gemälden und Skulpturen als Werke niederen Ranges, hieß es am Freitag in einer Ankündigung der Schau aus Anlaß des 100-jährigen Jubiläums der Kopiensammlung des Reiff-Museums der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule. Die Sammlung war mit über 200 Werken unter anderem nach Rembrandt, Rubens, Tizian, Raffael, van Eyck, Dürer und anderen berühmter Malern eine der größten Sammlungen ihrer Zeit und diente zunächst der Ausbildung von Architekten.
 
Neben den Gemäldekopien alter Meister sind auch Originale zeitgenössischer Künstler sowie  Graphiken, Gipse, Modelle und Plastiken zu sehen. Früher hatten die Kopien nach Angaben von Kuratorin Martina Dlugaiczyk ein Negativimage. Die Folge war, daß die Werke aus Sammlungen verschwanden, in Vergessenheit gerieten oder nie ausgestellt wurden. Bezeichnende Ausnahmen sind laut Dlugaiczyk der Raffael-Saal in der Neuen Orangerie in Potsdam, das Musée des monuments français in Paris oder die Gipsabgußsammlung des Busch-Reisinger-Museums in Cambridge.
 
Anhand von Werken des 17. bis 20. Jahrhunderts, spannenden Gegenüberstellungen von ‚Kopie & Original‘ und verschiedenen Nachahmungen einer Bildvorlage, lassen sich eindrücklich die malerischen Qualitäten der Originalkopien, die Modalitäten des Kopierens und die Geschichte des Sammelns veranschaulichen. Neben den Gemälden präsentiert das Suermondt-Ludwig-Museum in der Ausstellung auch ausgesuchte Skulpturen und Abgüsse.
 
Das Suermondt-Ludwig-Museum ist dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
 
Internet: www.suermondt-ludwig-museum.de

Auslandsgesellschaft NRW gibt Kalender Dotmund-Israel heraus

Dortmund - Die Auslandsgesellschaft NRW gibt aus Anlaß ihres 60-jährigen Bestehens einen deutsch-israelischen Freundschaftskalender heraus, der ab heute erhältlich ist. Nach Angaben der Gesellschaft vom Freitag wechseln sich Dortmunder Motive mit Ansichten aus Israel ab. Im Auftrag des Landes NRW wird die Auslandsgesellschaft ab dem 1. Januar 2009 die NRW-Geschäftstelle für den deutsch-israelischen Austausch einrichten. Dieses Ereignis soll auch mit Jubiläumskalender gefeiert werden, hieß es in der Mitteilung. Der Kalender im Format DIN A3 kostet 5 Euro.


Humor und Ironie gegen Extremismus und Engstirnigkeit
 
Der israelische Schriftsteller Amos Oz erhielt in Düsseldorf den Heinepreis der Stadt - Alt-Bundespräsident von Weizsäcker mahnt pragmatischen Frieden an
 
Düsseldorf - Der israelische Schriftsteller Amos Oz ist am Samstag mit dem diesjährigen Heine-Preis der Stadt Düsseldorf ausgezeichnet worden. Der 69 Jahre alte Autor nahm die mit 50.000 Euro versehene Ehrung in der vollbesetzten Tonhalle der NRW-Landeshauptstadt entgegen und betonte in seiner Rede, Heinrich Heine hätte uns gelehrt, "daß Humor und Ironie die besten Mittel gegen Extremismus und Engstirnigkeit" seien. Zugleich betonte Oz an Heines 211. Geburtstag, der vom Judentum zum Christentum konvertierte Heine habe - wie Baruch de Spinoza vor ihm und Theodor Herzl bald nach ihm "an die weltliche, gemeinsame historische Existenz des Volkes Israel über die Grenzen der Synagoge" hinaus geglaubt. Heine glaubte laut Oz daran, "daß das moderne Verständnis von Volk über die Mystik der alten Theologie hinausgehen kann und sollte."
 
Der ehemaligen deutsche Bundespräsident und Heine-Preisträger des Jahres 1991, Richard von Weizsäcker mahnte in seiner Laudatio auf Oz einen "pragmatischen Frieden in einer unvollkommenen Welt" an und würdigte den diesjährigen Heine-Preisträger als einen Autor, der in seinem Roman "Geschichte von Liebe und Finsternis " das Leben nebeneinander und miteinander "mit großer moralischer Behutsamkeit" schildere. Oz erzähle da vom hoch Politischen ebenso wie vom zutiefst Privaten, so der Laudator. "Die  Durchdringung dieser beiden Lebenskreise sei Ausdruck dessen, was die und Existenzen in Jerusalem unentrinnbar prägt". Jerusalem trage als Stadt "die Last der Heilserwartungen" unzähliger Generationen und Orientierungen sowie die "namenlose Last der deutschen Schuld".
 
Zu alledem aber sei Jerusalem der Ort, "an dem Menschen so sehr wie nirgends sonst darauf angewiesen sind, über Gräben und Mauern hinweg zusammenzuleben". Gleichzeitig erklärte der ehemalige Bundespräsident, die Generation von Oz in Israel könne sich "nicht mehr an Träumen von einem idealen Leben im Heiligen Land orientieren". Ihr Israel müsse in der schweren heutigen Realität funktionieren, so von Weizsäcker weiter. Er würdigte zudem, daß Amos Oz keine blinde Zustimmung zur israelischen Politik einfordere, "sondern wahre Anteilnahme, die unsere entscheidende Mitverantwortung so wenig verdrängt, wie die kritische Einsicht in die Bedingungen auf dem Weg zu einem notwendigen prekären Frieden."
 
Der Preisträger selbst bekannte am Samstag, er selbst könne sich nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus und des Holocaust nicht mehr als Europäer betrachten. "Ich selbst bin  israelischer Jude. In dieser Reihenfolge", sagte Oz. Zugleich erklärte der 69jährige, Israel trage - selbst heute - "europäische Chromosomen". Vor allem in Bezug auf Kunst und Literatur, Musik und Tanz, Kino und Theater sei Israel "ein wunderbarer Eintopf von Verschmelzungen und Vermischungen, ein echter Cholent der Kulturen".
 
Der jüdisch-arabische Konflikt, dessen Lösung ein Hauptanliegen von Oz ist, kann nach seinen Worten nur gelöst werden mit Hilfe verschiedener europäischer Werte wie Rationalität, Pragmatismus und Toleranz. Fast jeder Israeli und fast jeder Palästinenser wisse im Grunde seines Herzens, wie ein möglicher Kompromiß zum Frieden inhaltlich aussehen kann. "Der Konflikt wird von Fanatikern auf beiden Seiten am Leben gehalten. Wenn es uns gelingt, die Fanatiker in Schach zu halten, finden wir uns selbst in der Lösung eines Streits um Grund und Boden wieder, nicht in einem Heiligen Krieg," mahnte Oz. Und dabei müsse sich Europa zu seinem "unrühmlichen Beitrag zu den Ursprüngen unseres Konfliktes im Mittleren Osten bekennen". Er hoffe, daß Israel "zum reichen und faszinierenden Ort zwischen Ost und West" werden könne, betonte der Heine-Preisträger.