Kein Sprüchklopfer

unser Feuilleton erhellen.
Beim NordPark Verlag ist nun ein liebenswertes Bändchen im Jackentaschenformat erschienen, das auf 62 Seiten rund 200 der nach-denkenswerten Gedankengänge Karl Otto Mühls versammelt. Zum Mitnehmen sozusagen. Oder für den Nachttisch. Ich werde das kluge Büchlein wohl am Arbeitsplatz, unmittelbar neben meinem Computer postieren, um jederzeit dem Sklaventreiber PC mit dem Lesen einer kleinen Dosis geklopfter Sprüche die Stirn bieten zu können - oder einfach nur zur Entspannung (Gehirn-Jogging mit K.O. Mühl). Zwar kenne ich als Redakteur der Musenblätter aus Gesprächen mit Karl Otto Mühl bereits -zig, wenn nicht Hunderte seiner Bonmots, Aphorismen und alltagstauglichen Weisheiten, doch bin ich immer wieder, auch jetzt, von dem nicht versiegenden Quell seiner Gedanken entzückt und amüsiert.

"Die großen Liebenden wie Romeo, Julia, Abelard, Heloise und andere hätten vielleicht das Rote

Karl Otto Mühl Foto © Frank Becker

Kreuz gegründet, aber nicht die alte Tante gepflegt." In dieser wie in seinen anderen Erkenntnissen  steckt viel Lebenserfahrung. Und weil er ein Mann in seinen Achtzigern ist, kommen ihm auch ketzerische Bemerkungen wie "Es sagte jemand: »Jetzt geht es ja noch. Aber was wird bloß mit der Welt, wenn ich weg bin«.", und "Man altert erst, wenn man keine Freunde mehr hat, die einem dabei zusehen.", leicht von der Feder. Karl Otto Mühl sagt Wahrheiten, oft schmerzhaft, doch stets unbelastet von Schmeichelei. "Es gibt Falschmünzerei auf vielen Gebieten. Selten sind die falschen Münzen besser als die Originale, aber nach einiger Zeit will jeder nur noch sie, die falschen. Sie sind dann echt." Hand aufs Herz: Sie nicht auch?

Dieses schmale Konvolut kleiner Weisheit ist neben seiner großen Prosa sicher eines der wichtigsten Bücher Karl Otto Mühls geworden. Und er ist ganz gewiß kein Sprücheklopfer. Eine Empfehlung der Musenblätter-Redaktion.