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Kult-Musical "Spamalot" begeisterte in Köln

von Andreas Rehnolt
Kult-Musical "Spamalot"
begeisterte in Köln
 
Hinreißende Premiere im Musical-Dome am Rheinufer -  Killerkaninchen und der vermutlich erste türkische Kreuzritter sorgen für Lachsalven
 
 

Köln
- "Spamalot - Das schrägste Musical der Welt" hat am Sonntagabend bei seiner Deutschlandpremiere im Kölner Musical-Dome die 1.700 Gäste zu Beifallsstürmen und Lachsalven hingerissen. Nach einem grandiosen Aufgalopp der Ritter der Kokusnuß folgten witzige, blöde, humorvolle, satirische und einfach traumhafte zweieinhalb Stunden bester ins Deutsche übersetzter britischer Comedy. Wundersame Songs, fantastische Kostüme, ein zur Festung umgebautes Bühnenrund und natürlich allesamt überzeugende Darsteller ließen den Abend zu einem Augen- und Ohrenschmaus werden und sorgten für strapazierte Lachmuskeln. Selbst Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki schwebte als Herrgott mit donnernder Lispelstimme aus dem an den Engel Aloisius erinnernden Bühnenhimmel-Wölkchen zu König Artus herab und gab dem Gekrönten den Auftrag, den Heiligen Gral zu suchen.
 
Wo wohl der Becher ist?

Nachdem geklärt ist, warum ausgerechnet Gott der Allwissende nicht weiß, wo sein "Becher" ist, trifft

Sir Robin/Galahad Foto © Jens Hauer
Artus auf der Suche nach den Rittern, die er in Camelot an seiner runden Tafel mit Glücksspiel und schönen Damen verwöhnen wird, im Wald auf einen schmutzigen Dennis. Der lebt in einer kommunistischen Kommune und wird von der drallen "Schönen aus dem Schilf" in den vermutlich ersten türkischen Kreuzritter auf der Bühne - Sir Galahad - verwandelt. Serkan Kaya, in Köln zuletzt als Galileo-Figaro im Erfolgsmusical "We will rock you" zu sehen, wird denn auch Artus' erster Ritter. Zusammen mit Diener-Pferd Patsy, der fantastisch zwei Kokusnuß-Hälften wie Pferdehufe donnern läßt, einem ewig in die Rüstung machenden Sir Robin, einem sich herzallerliebst als homosexuell outenden Lancelot und weiteren Gefährten gibt es zahlreiche Hindernisse zu überwinden, um den Gral zu finden.
 
Das Leben ist ein Scheiß...

Immer wieder nimmt sich das Musical selbst auf die Schippe. Das gipfelt in einem Song, in dem Amber Schoop als Schöne aus dem Schilf sich markerschütternd darüber ausläßt, daß ihre Auftritte auf der Bühne viel zu selten sind. Michael Flöth als King Artur ist anfangs vielleicht ein wenig zu korrekt königlich, läuft aber im Verlauf der Inszenierung auch zur Höchstform auf, wenn er etwa trällert

King Artus und die Schöne aus dem Schilf - Foto © Jens Hauer
"Das Leben ist ein Scheiß - wie gut, daß man das weiß" oder aber - verlassen von fast all seinen Getreuen - mit tränenerstickter Stimme singt "Ich bin allein".
 
Da fliegt die Kuh!

Da fliegt schon mal eine Kuh aus dem belagerten französischen Chateau, da taucht für Sekunden ein verirrter Don Quichote auf, da vergessen Artus und seine Recken, sich im aus Troja entliehenen hölzernen Hasen zu verstecken und da werden im Zweikampf abgeschlagene Arme als "Arme für Arme" wie Spenden eingesammelt. Mal wabert Bodennebel über die englische Landschaft, mal geht im Rittersaal von Camelot die Post mit knapp geschürzten Schönen ab, getreu dem Motto der Ritter dieser Tafelrunde: "Wir sind verrückt in Camelot. Nach Carmen und nach Spam a lot." Da sucht und findet Artus im Wald eine Zitterpappel, da hat natürlich das blutrünstige weiße Killerkaninchen seinen mörderischen Auftritt und da werden christliche Kreuzritter und jüdische Film und Show-Produzenten vom Broadway tüchtig durch den Kakao gezogen.
 
Always look on the bright side of life!

Der Ohrwurm mit dem weltbekannten Monty Python-Motto "Always Look on the Brigth Side of Life"

Gefunden! - Foto © Jens Hauer
fehlt natürlich nicht im Kölner Musical-Spektakel. Eingeweihte wissen zwar, daß dieser Song aus der erfolgreichen Jesus-Persiflage "Das Leben des Brian" stammt, doch das Lied ist toll und eignet sich am Ende bei minutenlangen "Standing Ovations" auch herrlich dazu, das Publikum mitsingen oder zumindest mitsummen zu lassen. Und wenn nach zwei Stunden der Gral endlich gefunden ist, König Artur die schöne Guinevere heiratet und Dominik Schulz alias Lancelot seinem urkomischen Michael Kargus alias Prinz Herbert das Ja-Wort gibt, dann hat man gar nicht gemerkt, wie schnell diese Gralssuche für Verrückte vorüber ist. Der Applaus für "Spamalot" - ein Wortspiel aus dem sagenhaften Rittersitz Camelot und dem bekannten britischen Dosenfleisch Spam - war überragend, unüberhörbar und kam aus vollem Herzen.
 
Weitere Aufführungen sind dienstags und freitags um 20 Uhr, mittwochs und donnerstags um 18.30 Uhr, samstags um 15 und 20 Uhr und sonntags um 14 und 19 Uhr.
 
Weitere Informationen im Internet unter: www.spamalot.de