Beutekunst aus Aachen in Simferopol

Kiew hält einen großen Bestand geraubter Kunstwerke zurück

von Andreas Rehnolt
70 Aachener Bilder in Simferopol
als Beutekunst identifiziert
 
Die Kunstwerke werden bis auf weiteres
nicht in Aachen zu sehen sein
 
Aachen - Bei einer Reise nach Simferopol hat der Direktor des Suermondt-Ludwig-Museums, Peter van den Brink 70 von insgesamt 87 auf der Krim aufgetauchten Gemälde seines Hauses, die seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten, eindeutig als Kunstwerke aus dem Aachener Museum identifizieren können. 17 weitere Bilder müßten in der kommenden Zeit noch zugeordnet werden, sagte van den Brink am Montag vor der Presse. Über eine mögliche Rückgabe sei vorerst nicht gesprochen worden. "Es war uns wichtig, Vertrauen zu gewinnen und Verständnis aufzubauen", so der Museumschef. Die 87 Bilder waren 1953 als Sondertransport van Jalta aus nach Simferopol gekommen.
 
Den Zustand der Gemälde beschrieb van den Brink als "nicht sehr gut, aber dennoch keine Katastrophe". Eben so, wie man ihn nach 50 Jahren Lagerung im Depot auch erwarten könne. Sie hätten gelitten und seien nicht restauriert worden, da erst 2007 eine professionelle Restauratorin im Kunstmuseum in Simferopol eingestellt worden sei. Sie hätte sich auf das Anfertigen von neuen Spannrahmen, die Schmutzabnahme und konservierende Maßnahmen beschränkt.
Mit seiner Simferopoler Kollegin Larina Kudryashova hat der Aachener Museumschef nach eigenen Angaben Vorschläge zur Zusammenarbeit entwickelt. Dazu gehört neben dem Austausch von Informationen und der praktischen Unterstützung der Restaurierungsarbeiten in Simferopol vor allem der Anschluß des dortigen Museums an ein besseres internationales Netzwerk.
 
Zur Zeit wird überlegt, Originalrahmen von Bildern, die jetzt in Simferopol zu sehen sind, aus den Aachener Depots als Dauerleihgaben auf die Krim zu schicken. Nachgedacht wird auch über die gleichzeitige Restaurierung der Savoyardenknaben des Malers Pieter Snayers aus dem 18. Jahrhundert. Eines dieser Bilder wird momentan in Simferopol gezeigt, das Gegenstück befindet sich in Aachen. Beide müßten dringend restauriert werden. Der Traum beider Museumsdirektoren, die Gemälde aus Simferopol in Aachen zu zeigen und im Gegenzug Kunstwerke des Aachener Museums auf der Krim zu präsentieren, scheint dagegen zu zerplatzen. "Kiew gibt keine Zustimmung und in Deutschland würde man die Bilder direkt beschlagnahmen", so van den Brink.