Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt



Jüdische Kultur im Zentrum der diesjährige RuhrTriennale
 
Kulturfestival vom 15. August bis 11. Oktober in den Industriekathedralen des Reviers
 
Gelsenkirchen - Das inzwischen international renommierte Kulturfestival RuhrTriennale findet in diesem Jahr vom 15. August bis zum 11. Oktober statt. Nach Angaben des künstlerischen Leiters der RuhrTriennale, Willy Decker vom Freitag in Gelesenkirchen erforscht das Festival in den kommenden drei Spielzeiten das Spannungsfeld zwischen Kunst und Kreativität und dem Urmoment des Religiösen. In diesem Jahr geht es konkret um den jüdischen Kulturkreis, 2010 wirft die Triennale den Blick auf die islamische und 2011 auf die buddhistische Kultur.
 
Zu jeder Zeit stand die Kunst der spirituellen Suche und Praxis sehr nahe, denn auch der Urmoment des Kreativen – der Moment vor dem ersten Wort, dem ersten Ton oder dem ersten Pinselstrich - liege jenseits des begrifflich Faßbaren, so Decker in der Vorankündigung weiter. Erst die Kunst macht das Nicht-Benennbare, das Nicht-Erklärbare für den Menschen erlebbar. "Eine Triennale mit dieser Thematik kann einen Beitrag leisten zum Frieden, zur Verständigung zwischen den Kulturen, zur gegenseitigen Achtung, zum belebenden, nicht abgrenzenden Austausch", hieß es in der Ankündigung.
 
Vom 15. August bis 11. Oktober werden die Besucher Musik, Theater, Tanz und Literatur wieder in facettenreiche Aufführungen, Kreationen und Gastspielen in mehreren der einzigartigen Industriedenkmäler des Ruhrgebiets erleben, so die Veranstalter weiter. Der Spielplan der diesjährigen  RuhrTriennale erscheint am 29. April, der Vorverkauf für die Karten startet am Tag danach.
 
 
 
Grosse-Brockhoff hält Theaterfusion Essen/Oberhausen für möglich
 
Essen/Oberhausen - NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff hält eine Fusion der beiden Stadttheater in Essen und Oberhausen für denkbar. In der Freitagsausgabe der in Düsseldorf erscheinenden Tageszeitung "Westdeutsche Zeitung" sagte der CDU-Politiker, für die beiden Städte böte es sich an, "über so eine Lösung nachzudenken - zumindest, wenn sie zu einer Stärkung des Theaters führt." Gleichzeitig betonte der Kulturexperte, es müßte "eine Fusion auf Augenhöhe sein." Darin sähe er auch keine Schwächung der Kulturhauptstadt. In den vergangenen Tagen hatte Essens Noch-Theaterintendant Anselm Weber in einem offenen Brief kritisiert, in der Reviermetropole würde wegen der städtischen Finanznot eine Fusion des sehr erfolgreichen Grillo-Theaters mit dem finanziell angeschlagenen Oberhausener Theater oder sogar eine Schließung diskutiert.
 
Auch in anderen Städten Nordrhein-Westfalens ist die langfristige Existenz der Theater infolge finanzieller Engpässe der jeweiligen kommunalen Haushalte nicht gesichert. In Wuppertal ist zwar soeben mit der Renovierung des Theaters begonnen worden, die Zukunft der Schauspielsparte in der bergischen Metropole ist jedoch ungewiß. In Neuss konnte im vergangenen Jahr eine breite Bürgerbewegung zumindest vorläufig das Weiterbestehen des Rheinischen Landestheaters sichern. In Deutschlands ältestem Fusionstheater Krefeld-Mönchengladbach hatte bis vor wenigen Tagen ein monatelanges Tauziehen über die Höhe der kommunalen Zuschüsse fast jede Diskussion über die hohe künstlerische Qualität der seit über 50 Jahren bestehenden Theaterehe der niederrheinischen Städte behindert.
 
 
Kunstmesse Art-Cologne würdigt Beuys und seine frühen Wegbegleiter
 
Sonderschau mit dem Titel "Ein neues Zeitalter hat begonnen" im April in Köln
 
Köln - Die internationale Kunstmesse Art-Cologne vom 22. bis 26. April würdigt in einer Sonderschau den weltberühmten Künstler Joseph Beuys und seine frühen Wegbereiter. Der Titel der Ausstellung lautet nach Angaben der Messegesellschaft "Ein neues Zeitalter hat begonnen". Die Schau widmet sich den ausgesprochen produktiven Beziehungen zwischen Beuys und seinen Förderern unter den Galeristen, wie etwa Rolf und Anneliese Jährling aus Wuppertal, René Block in Berlin, Anny De Decker und Bernd Lohaus aus Antwerpen, Klaus Staeck in Heidelberg oder Bernd Klüser in München.
 
"Wir betreten den Kunstmarkt" lautete der Titel einer aufsehenerregenden Aktion, die am 12. Oktober 1970 von Beuys, Wolf Vostell, Staeck und dem Galeristen Helmut Rywelski angeführt wurde. Am Eröffnungstag des damaligen Kunstmarkts Köln klopften sie lautstark gegen die Glastüren der Josef-Haubrich Kunsthalle, die Rudolf Zwirner kurz zuvor mit einem Balken verschlossen hatte, und begehrten Einlaß. Die Aktion richtete sich gegen die Exklusivität der Kunstmesse und konnte diese am Ende auch brechen, so die Veranstalter der Art-Cologne. Der Kölner Kulturdezernent Kurt Hackenberg öffnete damals selbst die Tür, und Beuys sagte: "Ein neues Zeitalter hat begonnen."
 
Ein neues Zeitalter für die Bewertung seiner Marktposition hatte der Berliner Galerist Block für Beuys bereits im Jahr zuvor auf dem Kölner Kunstmarkt 1969 eingeläutet. In Beuys' später als "Das Rudel" bekannt gewordenen Arbeit, dem Volkswagenbus mit den Schlitten, sah Block „eine Chance für die deutsche Kunst, für die ich mich so leidenschaftlich einsetzte. Ich wollte ein Exempel statuieren und entschied, daß die Plastik soviel kosten sollte wie ein großes Bild von Rauschenberg oder Warhol." Nachdem er beim Aufbau des Kunstmarkts einen schönen großen Rauschenberg für 110.000 Mark gesehen hatte, setzte er diesen Preis auch für das Beuys-Werk an und mußte bis zum letzten Messetag zittern, bis der Sammler Jost Herbig die Arbeit kaufte. Nie zuvor hatte ein deutscher Avantgardekünstler die 100.000-Mark-Grenze erreicht und durchbrochen.
 
 
 
 
Duisburg würdigt die Bilderwelt von Sean Scully
 
Die Ausstellung "Konstantinopel oder die versteckte Sinnlichkeit" wird am 19. Februar in Anwesenheit des Künstlers eröffnet
 
Duisburg - Unter dem Titel "Konstantinopel oder die versteckte Sinnlichkeit" präsentiert das Museum Küppersmühle (MKM) in Duisburg ab Freitag rund 60 Werke des im irischen Dublin geborenen Künstlers Sean Scully. Kennzeichnend für Scullys Bilder seien  abstrakte Formen mit rasterartig unterteilten Flächen, Farbstreifen und Balken, so die Kuratorin Susanne Kleine im Vorfeld der bis zum 3. Mai laufenden umfangreichen Werkschau über den 64-jährigen. Der Künstler verbindet laut Kleine in seiner Malerei – auch aufgrund seiner biographischen Stationen – europäische und amerikanische Bildtraditionen. Scully schaffe es, Gefühle, Stimmungen, Assoziationen und Bilder in abstrakte Kompositionen zu bannen.
 
Titel wie "Darkness and Heat", "Happy Days", oder "Mirror Silver" unterstreichen nach Darstellung der Ausstellungsmacher den erzählerischen Moment in den Werken des Künstlers. Die ausgestellten Exponate stammen aus allen Schaffensphasen von 1974 bis 2008. Scully selbst, der am Eröffnungsabend anwesend ist, sagt über seine Kunst, seine Bilder "wollen Geschichten erzählen, die ein abstraktes Gegenstück zu dem Auf und Ab menschlicher Beziehungen sind. Sie wollen erzählen, wie es möglich ist, sich als Mensch in diesem Geflecht zu entwickeln." Nach dem Ende der Ausstellung in Duisburg stehen als weitere Stationen der Schau das Ulster Museum in Belfast, die Weserburg - Museum für moderne Kunst in Bremen und die Kunstsammlungen Chemnitz auf dem Programm.
 
Das Museum ist mittwochs von 14 bis 18 Uhr, donnerstags von 11 bis 18 Uhr, freitags nach Vereinbarung sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.