Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt





Bilderbuchmuseum Troisdorf zeigt "Literatur im Laufstall"
 
Troisdorf - Das Bilderbuchmuseum Burg Wissem in Troisdorf bei Bonn präsentiert seit Sonntag  eine Ausstellung mit dem Titel "Literatur im Laufstall". Die bis zum 19. April laufende Schau zeigt Bilderbücher für die ganz kleinen. Diese Bücher, denen Kinder ab dem Alter von etwa zwölf Monaten begegnen, enthalten nach den Worten von Museumsleiterin Maria Linsmann in der Regel keinen Text und erzählen auch keine Geschichten. Stattdessen findet man dort Bilder in leuchtenden Farben, die Gegenstände und Szenen aus dem Alltag des Kindes abbilden. Solche Bilderbücher gibt es seit mehr als 100 Jahren und sie konnten nach den Worten der Expertin häufig hohe Auflagen erzielen.
 
Sie vermitteln die ersten ästhetischen Erfahrungen und fördern den frühen Bild-, Sprach- und  Literaturerwerb. Die Ausstellung im Bilderbuchmuseum stellt diesen Buchtypus in seiner historischen Entwicklung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sowie in seiner aktuellen Ausprägung vor. Für die jüngsten Besucher steht zudem eine Leselandschaft mit einem Querschnitt durch die aktuellen Verlagsproduktionen im Bereich des Kleinkind-Bilderbuchs bereit, hieß es in der Ankündigung weiter.
 
Das Bilderbuchmuseum Troisdorf ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
 
 
 
Kölner Jugendzentrum "Jachad" Sieger beim Grand Prix auf jüdisch
 
Die inzwischen bundesweit achte Jewrovision fand in der Nacht zum Sonntag in Düsseldorf statt
 
Düsseldorf - Das Jugendzentrum "Jachad" der Jüdischen Gemeinde in Köln hat in der Nacht zum Sonntag in Düsseldorf den diesjährigen bundesweiten Gesangswettbewerb Jewrovision gewonnen. Die "Jewrovision" findet seit acht Jahren nach dem Prinzip des Eurovision Song Contest statt. Die Jugendlichen von "Jachad" (Zusammen) setzten sich vor gut 700 Gästen gegen neun weitere Gruppen durch, die aus Bremen, Berlin, Dortmund, Duisburg, Hamburg, Wiesbaden, München und Frankfurt/Main angereist waren. Die Düsseldorfer Teilnehmer des Jugendzentrums "Kadima" (Vorwärts), die im vergangenen Jahr den Wettbewerb in München gewonnen hatten und deshalb diesmal die Veranstaltung ausrichteten, kamen nur auf den vorletzten Platz.
 
Die Plätze zwei und drei gingen an das Münchner Jugendzentrum "Neshama" (Seele) und das Jugendzentrum "Atid" (Zukunft) aus Bremen. Auf dem letzten Platz landete das Jugendzentrum "Tikwatejnu" (Unsere Hoffnung) aus Duisburg. Die Sieger des bundesweiten Wettbewerbs werden nun Deutschland bei der europäischen Jewrovision, die unter dem Titel Eurovision von der Bnei Akiva veranstaltet wird, vertreten. Die 2002 gegründete Jewrovision ist mit den Jahren das größte Treffen jüdischer Jugendzentren in ganz Deutschland geworden. Im Zusammenhang mit dem Gesangswettbewerb hatte seit dem (vergangenen) Freitag außerdem ein Mini-Machane - ein Ferienlager für Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren - mit Unterhaltung und koscherem Essen stattgefunden.
 
Die nächtliche Veranstaltung in Düsseldorf ging in der Halle am Wasserturm auf dem Gelände der Böhlerwerke über die Bühne. Das Ereignis stand in diesem Jahr unter dem Motto "Stars of David". Unzählige Davidsterne zierten Plakate und Wände des vollbesetzten Veranstaltungsraums zwischen Oberkassel und Heerdt. Die Gewinner waren siegesbewußt aus der Domstadt angereist. Auf einem Riesentransparent hieß es "Wir kamen, sangen und siegten". Auch mehrere Fahnen hatten die jüdischen Jugendlichen von "Jachad" mitgebracht. Sie zeigten einen von zwei Palmenzweigen umrahmten Davidstern, über dem der Name des Jugendzentrums thronte.
 
Es war kurz vor drei Uhr am Sonntagmorgen, als die 15-köpfige Jury die Stimmen ausgezählt hatte und der diesjährige Sieger feststand. Die Kölner kamen mit 139 Stimmen auf Platz 1, knapp dahinter landeten die Münchner mit 132 und die Bremer mit 117 Stimmen auf den Plätzen 2 und 3. Die Jugendlichen von "Jachad" werden nun nicht nur beim europaweiten Song-Contest Deutschland vertreten, sondern 2010 den nächsten deutschen Wettbewerb ausrichten.
 
 
Ausstellung zum Werk des Bühnenbildners Günter Walbeck
 
Düsseldorfer Theatermuseum erinnert aus Anlaß des 70. Geburtstages seit dem 14. Februar an den bekannten Theatermann
 
Düsseldorf - Einen Überblick über das komplexe und zeichnerisch aufregende Lebenswerk des  Bühnenbildners und Autors Günter Walbeck zeigt das Theatermuseum der NRW-Landeshauptstadt aus Anlaß seines 70. Geburtstages seit dem 14. Februar. Walbeck, von 1960 bis 1964 Schüler der Bühnenbildklasse Teo Ottos an der Düsseldorfer Kunstakademie, arbeitete an zahlreichen Theatern im In- und Ausland, so in Zürich, Wien, Kassel, Berlin, Hamburg, München, Mannheim und Düsseldorf. Er schuf die Bühnenbilder für Regiegrößen der 60er und 70er Jahre - unter anderem Bernhard Wicki, Leopold Lindberg, Douglas Sirk, August Everding, Fritz Kortner, Karl-Heinz Stroux oder John Dew, hieß es in einer Ankündigung des Museums.
 
Bemerkenswert sind nicht nur Walbecks zeichnerische Exkursionen in die Nachtseiten der Romantik, so im "Freischütz" (1973), "Pique Dame" (1977) oder "Hoffmanns Erzählungen" (1963), sondern auch die collagenhafte Annäherung an die damals unmittelbare Zeitgeschichte. Dies zeigte sich etwa in Brechts "Mann ist Mann" (1966) durch den Blickwinkel des Vietnamkrieges. Die bis zum 5. April laufende Ausstellung verspricht nach Angaben des stellvertretenden Museumschefs Michael Matzigkeit bizarre, groteske und verstörende Einblicke in das Werk des Bühnenbildners und möchte nach Angaben ihrer Macher starke Gefühle evozieren.
 
Am liebsten wäre er in seiner Jugendzeit gleich Schriftsteller geworden, betonte Walbeck zum Auftakt der Schau. Gemeinsam mit dem späteren Schriftsteller Peter Schneider, einem Schulkameraden in Freiburg im Breisgau, entwickelte er Bildgeschichten, deren Themen Einblick in die romantisierte Gefühls- und Lebenswelt einer Generation vor dem Computerzeitalter geben. Die Geschichten spielen im "Wilden Westen" oder sind durch Sir Walter Scotts Ritterepos "Ivanhoe" inspiriert gewesen. Bereits hier zeigt sich eine Doppelbegabung aus überbordendem Text und gestalterischem Vermögen Walbecks.
 
Bevor er 1960 in die noch junge Bühnenbildklasse des Exilheimkerers Theo Otto an der Kunstakademie Düsseldorf kommt, machte er Bühnenbildpraktika in Stuttgart und Freiburg. Und schon schnell hat er einen eigenen Stil, der die romantische Welt seiner Jugend auf einer technisch ausgereifteren, höheren Ebene widerspiegelt. Otto zeigt sich von der künstlerischen Qualität dieser Arbeiten beeindruckt. Walbecks eigener Stil, der sich den jeweils neuen Herausforderungen der Realisation eines Werkes auf der Bühne anzupassen weiß, bewahrt ihn davor, zum schlichten "Jünger seines Meisters" zu werden, so die Ausstellungsmacher.
 
Dennoch ist er während seiner Bühnenassistenz am Schauspielhaus Zürich professionell genug, im Notfall auch Ottos "duftigen Stil" zu kopieren, um die mißtrauischen Auftraggeber vor Ort während dessen Abwesenheit zu beschwichtigen und eine mögliche Krise zu vermeiden. Viel lernt er der junge Bühnenassistent von Erwin W. Zimmer, Ottos erstem Assistenten an der Düsseldorfer Kunstakademie. Als Walbeck 1964 die renommierte Akademie verläßt, zählt er – auch im Nachhinein – zu den bedeutenden Schülern der Klasse. Daß er noch während dieser Zeit auch den modernen Medien offen gegenübersteht, zeigen seine Tusch- und Federzeichnungen zu Grimms Märchen, die durch eine bewegliche Kamera für das damals übliche Schwarz-Weiß-Fernsehen animiert wurden. Für die völlig unzeitgemäßen gegenständlichen Sujets wählte Walbeck die Technik der Federzeichnung, die er mit einem getuschten Tachismus verknüpft.
Bei den Kostümentwürfen, die als Fertigungsvorlage für die Schneiderei dienen sollen, begnügte sich Walbeck nie mit dem Notwendigen. Häufig waren die dargestellten Charaktere – wie bei Comics – mit Sprechblasen versehen und standen im unmittelbaren Dialog miteinander. Durch die Dramatisierung der Figurinen werden die Verhältnisse auf theatergemäße Art "zum Tanzen" gebracht.
 
Das Theatermuseum in Düsseldorf ist dienstags bis sonntags von 13.00 bis 20.30 Uhr geöffnet.

Redaktion: Frank Becker