Jochen Rausch: "Restlicht"

Autoren-Lesung in Langenberg

von Jürgen Kasten

Foto © Jürgen Kasten
Restlicht
Jochen Rausch
 

„Rendezvous mit Restlicht“ - unter diesem Titel lud Isolde Marx zu einer Lesung in den neu gestalteten Saal des urigen Lokals „Alt Langenberg“ ein.
Langenberg, das kleine Städtchen zwischen Essen und Wuppertal besitzt eine intakte romantische Altstadt, nennt sich „Bücherstadt“ und hat, was Literatur betrifft, tatsächlich einiges zu bieten. Unter anderem den Verein zur Förderung der Bücherstadt Langenberg e.V., dem Isolde Marx vorsteht. Sie konnte Jochen Rausch für eine Lesung aus seinem Debütroman „Restlicht“ am 01. April 2009 gewinnen.
 
Der 52-jährige Wuppertaler Jochen Rausch ist Mitbegründer des WDR-Senders 1LIVE, heute dort Programmchef und erzählt den staunenden Zuhörern, daß dieser „Jugendsender“ der meistgehörte unter allen WDR-Sendern ist und 50 % der Hörer im Altersschnitt zwischen 30-50 Jahre liegen. Diesen Schnitt erreichten die gut 30 Zuhörer locker.
 
Jochen Rausch beginnt mit dem Prolog, weil dieser aus Lektoratsgründen im Roman nicht enthalten

Foto © Frank Becker
ist: Ein alter Mann spaziert mit seinem Hund über die vormaligen Grenzanlagen der ehemaligen DDR, reflektiert über Wachtürme, Stacheldraht und Minengürtel und pfeift nach seinem Hund, der nicht wiederkommen will. Der taucht endlich aus einem verrottetem Wasserrohr auf und was er im Maul hält, läßt sich unschwer als menschlicher Knochen identifizieren.
Zwischendurch präsentiert Rausch eine kleine mediale Schau. Grobkörnige Schwarzweiß-Fotos zeigen Reste der Grenzanlagen, entsprechend andere Motive passend zu den jeweiligen Leseabschnitten. Dazu dezente Rockmusik der 70er, denn dort beginnt die Geschichte, die kein klassischer Krimi sein soll. Gleichwohl wurde der Roman für den renommierten Friedrich-Glauser-Preis nominiert, der im Mai 2009 vergeben wird.
 
Peter, der Protagonist des Romans, lebt in den USA, nennt sich dort Bloom und fotografiert für Zeitungen. Als der Kriegsveteran Larry auf seiner Tankstelle einen 17-jährigen Räuber erschießt, ist er mit seiner Kamera dabei und kann die Fotos gut verkaufen. Larrys Kommentar: „Gott pisst auf uns.“ Peters Vater erleidet einen Herzinfarkt und so kehrt Peter nach 30 Jahren nach Deutschland zurück, in die trostlose Kleinstadt an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. In Rückblenden reflektiert Peter immer wieder über Astrid, seine erste große Liebe. 1975 hatte er sie auf einem Schulfest fotografiert, über das Foto Kontakt geknüpft und  mit ihr einige intensive Monate erlebt. Dann ist sie plötzlich verschwunden. Nach langen vergeblichen Suchen wanderte Peter schließlich resigniert aus.
Nun ist er zurück und überläßt sich der Illusion, Astrids Spur wieder aufzunehmen.
 
Jochen Rausch trägt routiniert vor, ohne große Betonung. Nach einer Stunde - freundlicher Applaus, Fragen sind zugelassen. Und plötzlich wird Jochen Rausch zum lustigen Erzähler, der auch einiges über sich preisgibt. Seit er zwanzig war, schreibt er. Schließlich war er auch schon Journalist und Redakteur. Die Grundzüge der Geschichte haben einen realen Hintergrund. Aus seiner Wohngegend verschwand eines Tages ein jungendliches Mädchen, das bis heute nicht wieder auftauchte.
Fragen zum Romanschreiben allgemein werden gestellt. Jochen Rausch spricht über die mühsame Arbeit, über das Redigieren und sagt, daß man beim Schreiben noch keinen fertigen Schluß im Kopf haben darf, sonst fehle die Spannung. Und warum „Restlicht“? Ein Begriff aus der Fotografie, erläutert er, denn ein Foto führe zur Lösung, doch mehr verrate er nicht.
Jochen Rausch ist auch Musiker und Produzent. Über seine Zusammenarbeit mit Udo Lindenberg gibt er einiges zum besten, erzählt von der Arbeit zu „Fausertracks“, der Vertonung von Jörg Fauser Gedichten. Zum Schluß signiert er bereitwillig Bücher. Ein anwesender Dackel bekundet durch Scharren und Fiepen sein Mißfallen, doch das war eine Mindermeinung. Den übrigen gefiel der interessante Abend.
 

„Restlicht“ ist bei KiWi im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen. Es kostet € 8,95. Für € 19,95 ist auch eine Audio CD
mit Peter Lohmeyer erhältlich.
 
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