Doktorspiele am Theater

Mit "Klinik Oberhausen" kämpft die Bühne der Revierstadt um ihr Überleben

von Andreas Rehnolt

Doktorspiele am Theater
 
Mit "Klinik Oberhausen" kämpft die bedrohte Bühne der Revierstadt seit dem 4. April um ihr Überleben
 

Oberhausen - Totgesagte leben länger. Getreu nach diesem Motto kämpft das Theater in der Revierstadt Oberhausen jetzt auch mit den Mitteln einer Krankenhaus-Soap ums Überleben. "Klinik Oberhausen" heißt die Klamotte, die Regisseur Kay Voges am vergangenen Samstag auf die Bühne brachte und die als Gaudi vom Premierenpublikum größtenteils begeistert gefeiert wurde. Die musikalische Krankenhaus-Seifenoper nach TV-Vorbildern ist denn auch so angelegt, daß sie in ihren weiteren Folgen immer neue Situationen bringen will, um das Zwerchfell der Zuschauer, die als "Patienten" sogar mit einbezogen werden, zu erschüttern.
 
Damoklesschwert über dem Kopf

Foto © Axel J. Scherer

Die Schauspieler des Theaters, über dem wegen der desolaten Finanzlage der Stadt Oberhausen das Damoklesschwert der Schließung oder aber der Kooperation mit einer weiteren Revierbühne schwebt, empfingen die Zuschauer im Foyer mit bunten Pillen und Flüssig-Tropfen, um sie auf die rund 100-minütige Inszenierung einzustimmen. Die reizenden Schwestern Nora Buzalka und Annika Meier lesen den Patienten in der zur Klinik-Station samt Röntgenraum, OP und Notaufnahme ausstaffierten Bühne jeden Wunsch von den Augen ab. Der Zivildienstleistende Björn Gabriel als Sören oder hieß er doch Malte ist herrlich unbeholfen und sorgt für Sauberkeit, während die Anästhesistin Elisabeth Kopp aus dem Anamnesebogen flugs ein "Wünsch-Dir-eine-Krankheit" Papier macht.
 
Über allem Unsinn thronen Torsten Bauer als Doktor Löffler und Michael Witte als mit einer Riesensäge bewaffneter und operationswütiger Chefarzt und selbstverständlich fehlt auch nicht Anna Polke, die als Dauerpatientin mit unzähligen OPs schon zum Mobiliar der Station mutierte. Als neue Patientin wird eine echte Zuschauerin zur "Patientin des Tages" gekürt, die sich eine Krankheit nebst OP wünschen darf und mit einer Miss-Schärpe versehen fortan im Rollstuhl auf der Bühne "mitspielt". Über dem Eingang zum grell-erleuchteten OP spielt eine vierköpfige Live-Band in Knochenmann-Kostümen mal Rock-, mal Beat- mal Schlagermusik. Der Rollstuhl wird zum "Patienten-Ferrari", es gibt einige fetzige Gesangs-Einlagen.
 
Kommt ein Mann zum Arzt...

Foto © Axel J. Scherer

Die teils unter die Gürtellinie zielenden Witze nach dem Muster "Kommt ein Mann zum Arzt" sind platt, weil Ostern vor der Klinik-Tür steht, kommt ein Schwangerschafts-verdächtiges Hasenpaar zur Untersuchung und die Zuschauer erfahren drastisch alles aus dem Handbuch der Medizin zum Thema Hämorriden. Aus einem Leder-Fetischisten wird auf dem Operationstisch eine Hitlerfigur und angeblich gibt's im Supermarkt ein OP-Besteck für 9,98 Euro für die Eigen-OP. Den Akteuren auf der Bühne hat es augenscheinlich Spaß gemacht, dem Publikum zumeist auch und nicht wenige sind auf die weiteren Termine der Seifenoper gespannt, die am 17. und 25. April sowie am 16. Mai folgen werden. Ob das schwer angeschlagene Theater allerdings mit dieser Klamauk-Geschichte gesunden kann, bleibt wenn nicht fraglich, so doch abzuwarten. Manchmal holt man sich ja durch eine OP im Krankenhaus erst wirklich was Schlimmes.
 
Internet: www.theater-oberhausen.de

Verwendung der Fotos mit freundlicher Erlaubnis von Axel J. Scherer -
www.agentur-scherer.de

Redaktion: Frank Becker