Ein Westentaschen-Borge auf 5 DVD

Virtuos, clownesk, eitel: Hans Liberg

von Frank Becker
Westentaschen-Borge

Der Holländer Hans Liberg versucht mit viel Witz, aber auch
mit viel Eitelkeit  in die viel zu großen Fußstapfen
des großen Victor Borge zu treten



Das rührige Label WortArt, das eine unerhörte Fülle von Perlen des Kabaretts und verwandter Genres unter seinem Dach betreut, hat nun auch den holländischen Musik-Clown Hans Liberg mit seinen bisherigen Bühnen-Programmen unter seine Fittiche genommen. Der brillante Pianist und scharfsinnige Kenner von Klassik, Jazz und Pop präsentiert kompakt auf fünf DVD seine stets ausverkauften Shows, mit denen er in Europa, da vor allem in Deutschland, der Schweiz, Österreich und natürlich Holland seit 1993 zunehmend Erfolge feiert. Vielfach mit Preisen ausgezeichnet, darunter ein US-Emmy, die Goldene Rose von Montreux und der Bayerische Kabarettpreis "Goldener Spaten", ist er bei seinen Auftritten ein Verkaufs- und Kassenschlager geworden. Das liegt wohl daran, daß es seit dem Dänen Victor Borge (1909-2000) keinen ernstzunehmenden Pianisten gegeben hat, der es schaffte, Klassik so kurzweilig zu vermitteln, daß man nach einem solchen Abend amüsiert, belehrt und dabei bestens unterhalten nach Hause geht.

Hans Liberg zeigt sich in seinen fünf rund zweistündigen Live-Mitschnitten als eloquenter Plauderer, Pianist von Rang, der durchaus auch mit Abschweifungen, Extemporés und kurzen Dialogen auf sein Publikum einzugehen vermag. Was er nicht hat, ist die Noblesse Victor Borges, der stets ein Herr

Victor Borge
Foto © Frank Becker
blieb, ein Gentleman vom Scheitel bis zum Lackschuh. So wie der 914 nie ein Porsche geworden ist, wird Liberg bei aller enormen Kenntnis und großartigem Repertoire nie ein Borge. Vielleicht will er das auch gar nicht, wohl wissend, dieses Vorbild nie erreichen zu können, denn schon durch seine Kostümierung, das Grimassieren, seine Poltereien und die mitgebrachten Versatzstücke stellt er sich als musikalischer Clown vor. Bedauerlicherweise - und das ist ein großes Manko - tropft ihm dabei unentwegt die Eitelkeit zäh aus allen Knopflöchern. Das ist schade, denn mit etwas mehr Bescheidenheit und weniger überladenen Shows wäre er seinem durchaus amüsierten Publikum sicher viel näher.

Wer sich die nun vorliegenden "Gesammelten Werke" anschafft (es lohnt allemal) ist gut beraten, sie zu dosieren. Beim schnellen hintereinanderweg Anschauen wird zu deutlich, daß sich trotz neuer Programme und aufwendig vorproduzierter Shows doch alles mehr oder weniger wiederholt. Aber in kleinen Portionen bei größerer zeitlicher Distanz hat man von Mal zu Mal wieder sein Vergnügen daran.

DVD 1  Jetzt auch für Frauen (1993-1996) ca. 105 Minuten
DVD 2  Die Vi@gr@zeiten (1996-1998) ca. 68 Minuten
DVD 3  Neue Show (1998-2002) ca. 157 Minuten
DVD 4  Tatatata (2003-2005) ca. 112 Minuten
DVD 5  Die Neunte (2005-2007) ca. 120 Minuten
Gesamtzeit ca. 562 Minuten

Weitere Informationen unter: 
www.wortart.de und  www.hansliberg.com