Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt





Kunstmuseum Baden in Solingen präsentiert Kokoschka
 
Solingen - "Oskar Kokoschka - Bilder zur Weltliteratur" lautet der Titel einer Ausstellung, mit der das Kunstmuseum Baden in Solingen seit Sonntag den Maler, Zeichner und Grafiker des Expressionismus würdigt. Der 1886 geborene Kokoschka hat darüber hinaus nach Angaben von Museumsleiter Rolf Jessewitsch auch ein literarisches Werk geschaffen und hinterlassen. Die Texte des 1980 in der Schweiz gestorbenen Künstlers sind in der bis zum 14. Juni laufenden Schau ebenso zu sehen, wie deren Illustrationen und Skizzen zu diversen Bühnenbildern eigener Stücke Kokoschkas. Alle ausgestellten Exponate stammen aus der Privatsammlung des mit dem Künstler eng befreundeten früheren Generaldirektors der Schleswig-Holsteinischen Museen, Heinz Spielmann.
 
Die Schau präsentiert vor allem die Zyklen Kokoschkas zur Passion, zur Odyssee, zur biblischen Erzählung von Saul und David und die 16-teilige Lithografie-Serie zu Shakespeares "King Lear". Auch Illustrationen von Homer, Hamsun, Kleist, Karl Kraus und Siegfried Lenz sind in der Ausstellung zu sehen. Der von den Nationalsozialisten als "entarteter Künstler" eingestufte Kokoschka emigrierte 1938 nach London. Die Nazis beschlagnahmten zuvor insgesamt 417 seiner Werke aus den deutschen Museen. Während seiner gesamten künstlerischen Tätigkeit stellte Kokoschka die Kraft seiner expressiven Bildwelten auch in den Dienst von Menschenrechten und Humanität. Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Aschaffenburg.
 
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
 
 
Schulmuseum zeigt Illustrationen zu Grimm-Märchen
 
Dortmund - Unter dem Titel "Die Märchenwelt der Brüder Grimm" präsentiert das Westfälische Schulmuseum in Dortmund seit Sonntag die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Zu sehen sind bis zum 21. Juni zahlreiche Illustrationen der Märchensammlung, mit denen in den vergangenen 200 Jahren die Geschichten veranschaulicht wurden. Die Märchen der Brüder zählen nach Angaben des Museums zu den meistübersetzten und -verbreiteten Büchern der europäischen Kulturgeschichte. Ihr großer Erfolg liegt nach Auffassung der Kuratoren auch in der immer wieder neu gestalteten Verbindung zwischen Text und Bild, hieß es zum Auftakt. Die Schau ist eine Übernahme des Brüder Grimm-Museums Kassel.
 
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
 
 
Ausstellung "EtikettenKULT" in Bocholt eröffnet
 
Schau zeigt seit Sonntag die Entwicklung von in Kleidung versteckten Herstellerhinweisen zum brustbreit getragenen Modelabel
 
Bocholt - "EtikettenKULT" lautet der schlichte Titel einer Ausstellung im Textilmuseum Bocholt, die sich seit Sonntag mit einem eingenähten Etiketten und Abzeichen befaßt. Bis zum 4. Oktober sind die kleinen Einnäher und ihre Geschichte zu sehen. Die Schau spannt einen Bogen von den Anfängen der gewebten Herstellerhinweise bis hin zu bekannten Modelabels wie Dior, Strenesse und Zweigler, die als Marke deutlich sichtbar sogar den Brustbereich zieren. Zum Spektrum der Exponate gehören wertvolle Abendkleider der "Haute couture" aus den 1950er Jahren sowie Zeichnungen und Musterbücher, ein voll funktionstüchtiger Bandwebstuhl samt Lochkarten – und natürlich jede Menge Etiketten und Abzeichen.
 
Ein Großteil der gezeigten Ausstellungsstücke stammt nach Angaben von Museumschef Hermann Losef Stenkamp aus der Kunstweberei Carl Neiss in Krefeld und der Firma Saatweber & Sieper in Wuppertal, deren Bestände das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe nach den Firmenschließungen übernommen hat. Beide Firmen produzierten Etiketten für die ganze Welt und bedienten Kunden wie "Chanel" ebenso wie den Maßschneider in Köln. Sie setzten ihre Kunstfertigkeit aber nicht nur für Modeartikel ein, sondern auch zur Produktion vielfältiger Abzeichen. Kaum ein Sport- oder Musikverein, dessen Zeichen in den letzten 100 Jahren nicht von einer der beiden Firmen als Aufnäher gewebt wurde. Auch das Militär und zahlreiche Unternehmen aus dem Kosmetik- oder Lebensmittelbereich ließen in Krefeld oder Wuppertal arbeiten.
 
Besucher können sich in der Ausstellung an wertvollen Abendkleidern aus den 1950er bis 1970er Jahren von Dior, Nina Ricci, Luis Ferrand und Heinz Oestergard freuen – allesamt private Leihgaben, die das Museum nach Aufrufen erhielt. Kindheitserinnerungen wecken bei manchem Kleidungsstücke von Bleyle oder Mäntel von Keppler. Ein Turneroutfit der 1930er Jahre, eine Schwesterntracht und Badebekleidung stehen für die weiteren Textilien, denen Etiketten als Markenzeichen angeheftet wurden. Rechtzeitig zur Etikettenschau wurde ein historischer Bandwebstuhl restauriert. An der laufenden Maschine können die Ausstellungsbesucher jetzt erleben, wie das Sarotti-Etikett gewebt wird.
 
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
 
 
Früheres Abschiebegefängnis ist Bühne für "Hotel Europa"
 
Am 16. Mai hat das Stück des Schloßtheaters Moers als theatrale Grenzüberschreitung Premiere
 
Moers - In einem früheren Abschiebe-Gefängnis im niederrheinischen Moers hat am 16. Mai das Stück "Hotel Europa" seine Premiere. Deutschlands kleinstes Stadttheater, das Schloßtheater Moers bringt die Inszenierung von Intendant Ulrich Greb als "theatrale Grenzüberschreitung", hieß es am Sonntag in einer Ankündigung. Die Inszenierung wird im alten Moerser Gefängnis aufgeführt, das in den Jahren vor seiner Schließung 2005 als Abschiebehaftanstalt genutzt wurde. Das alte Gefängnis ist nach Angaben der Theatermacher "der unsichtbare Ort und Schauplatz ungehörter Geschichten", die mitten in Moers und damit auch mitten in Europa über die Grenzen Europas Zeugnis abzulegen vermögen.
 
Europa gelte zwar als Wiege der Ideen der Demokratie, der Zivilisation und der Aufklärung. Zugleich jedoch sei Europa stets auch Schauplatz von Ausschlußverfahren gewesen, "die diese Ideen aushöhlen und Europa zu einer Festung machen", so ein Theatersprecher weiter. Die Einzelgeschichten von ehemaligen Inhaftierten sowie Mitarbeitern des Moerser Gefängnisses bilden den Ausgangspunkt des Projekts "Hotel Europa", das die ausschließlichen Praktiken der "Festung Europa" ebenso in den Blick nehmen will, wie die utopischen Potentiale der "Idee Europa", so Theaterleiter Greb.
 
Dabei kreuzen sich laut Greb die Wege der Migranten, die versuchen, der Not ihrer Heimatländer zu entfliehen und das "gelobte Land Europa" zu erreichen, mit unseren eigenen Wegen als Touristen und Entdeckungsreisenden auf der Suche nach Exotik, Freizeit und Abenteuern. "Im Hotel Europa treffen diese höchst unterschiedlichen Lebenslagen aufeinander und lassen eine hybride Landkarte unserer globalisierten Welt erkennen", hieß es im Spielplan. In einer performativen Installation von Stimmen, Körpern, Bildern, Klängen und Geschichten soll im Moerser Hafthaus "ein Erinnerungs- und Begegnungsraum" entstehen, in dem die Grenzen Europas  im doppelten Sinne in Frage gestellt werden.
 
Internet: www.schlosstheater-moers.de


Bottrop zeigt "Straßen und Wege" von Bernhard Fuchs
 
Fotoausstellung im Josef Albers Museum eröffnet
 
Bottrop - Unter dem Titel "Straßen und Wege" ist am Sonntag im Josef Albers Museum in Bottrop eine Ausstellung mit Fotos des österreichischen Künstlers Bernhard Fuchs eröffnet worden. Die insgesamt 60 Landschaftsbilder sind nach den Worten von Museumschef Heinz Liesbrock in den vergangenen fünf Jahren in der oberösterreichischen Heimat von Fuchs entstanden. In den Bildern verdeutliche sich eine tiefe Vertautheit mit der Landschaft, sagte Liesbrock bei der Eröffnung der bis zum 28. Juni laufenden Schau. Nach seinen Angaben ist derzeit vielleicht kein anderer Fotograf weiter vom Zeitgeist entfernt, als Fuchs. "Dafür bieten seine Bilder die unabweisbare Evidenz eines sich selbst nährenden Kreislaufs, dem nichts verloren geht," so der Museumschef.
 
Fuchs ist mit seinen Landschaftsbildern in seine heimatliche Region zurückgekehrt, die er in den 90er Jahren verlassen hatte, um bei Bernd Becher an der renommierten Kunstakademie in Düsseldorf zu studieren. In ihrer Ruhe, ihrer Feierlichkeit und ihrer Verschwiegenheit seien die Fotografien von Fuchs "schön wie die Natur selbst", so die Ausstellungsmacher. "Der Stille und Intensität seines Blickes antwortet die Landschaft mit einer besonderen Gegenwärtigkeit. So ist jedes Detail dieser Bilder von vibrierender Lebendigkeit", betonte Liesbrock.
 
Das Museum ist dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Internet: www.quadrat-bottrop.de

Redaktion: Frank Becker