Kunst und Propaganda im Streit der Nationen

Katalog zur Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin

von Frank Becker

Verossi: Balilla, 1937

Von der Macht der Bilder

Das Deutsche historische Museum Berlin zeigt noch bis zum 29. April die Ausstellung "Kunst und Propaganda in Streit der Nationen 1930 - 1945"


Das Wort und das Bild als Waffe

Wie wichtig Propaganda im politischen Prozeß, im "Kalten Krieg" und ganz besonders in Zeiten militärischer Waffengänge zwischen Staaten ist, zeigt allein der Umstand, daß man Ministerien für Propaganda  geschaffen hat, daß Propaganda-Kompanien von den  kriegführenden Parteien unterhalten werden und daß es in den Generalstäben Einheiten zur psychologischen Kriegführung gibt.

Das Wort als Waffe und das Bild als Träger von Botschaften werden als nahezu ebenso wichtig erachtet wie der blanke Stahl und die Sprengkraft von Granaten.

 Telegrammblatt Reichspost

Das jüngste Beispiel für eine zähe Propaganda-Schlacht war die Geiselnahme von 15 britischen Marinesoldaten durch iranische See-Einheiten mit gegenseitigen Drohgebärden, Demonstrationen von Stärke und Unnachgiebigkeit und die schließliche Inszenierung der Freilassung der Geiseln. Daß Propaganda auch Krieg verhindern kann, zeigte dieses Beispiel ebenfalls.

Neue Machtgefüge

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte nach dem Völkerringen des 1. Weltkrieges gewaltige Neuorientierungen und Umgestaltungen auf dem europäischen Kontinent mit sich. Neue Machtgefüge

Goworkow - Stalin
entstanden, neue Systeme mußten sich etablieren. Gleichzeitig prallten die umorientierten Lager der alten Feinde mit neuen autoritären Kräften aufeinander. Kommunismus, Faschismus, Nationalsozialismus und amerikanischer New Deal setzten enorme Energien frei. Jedes Lager mußte sich nicht nur nach außen gegenüber dem politischen Gegenpart manifestieren, sondern auch auf die soziale und politische Struktur im eigenen Land im eigenen Machtbereich einwirken. Das Mittel war die Propaganda, das beliebteste und am meisten genutzte Werkzeug dazu die Kunst.

Treidler - The Girl...

Ein Flugblatt, ein Pamphlet wird von denen gelesen, die es interessiert. Ein Bild, eine Plastik springt den Betrachter an, prägt sich ein. Es ist eben eine unwiderlegbare Wahrheit, daß ein Bild weit mehr zu sagen vermag als tausend Worte. Die Machthaber aller Reiche und Blöcke wissen das und nutzen es bis heute. Die Bilderschlacht der 30er und 40er Jahre allerdings ist exemplarisch und kaum noch zu übertreffen.

Mustergültige Ausstellung

Das Deutsche Historische Museum in Berlin hat dazu in Zusammenarbeit mit The Wolfsonian-Florida International University und The Mitchell Wolfson, Jr. Collection in fünf Jahren Vorbereitung eine mustergültige wie exemplarische Ausstellung erarbeitet. Exponate aus Archiven und Sammlungen in

Bertelli - Mussolini
Europa und den USA wurden zusammengetragen. In ihrem Gesamtzusammenhang zeichnen sie dank hervorragender Auswahl und der zugehörigen umfangreichen sachkundigen Aufsätze (z.T. in englischer Sprache) internationaler Kapazitäten
in dem opulenten von Hans-Jörg Czech und Nikola Doll herausgegebene Katalog zur Ausstellung ein umfassendes Bild der politischen Landschaft zwischen 1930 und 1945. Gleichzeitig ist die Ausstellung - und mit ihr der Katalog - eine einzigartige Dokumentation des dem Konstruktivismus folgenden internationalen Neoklassizismus. 

Katalog als Standardwerk

Einleitende Aufsätze von Martin Warnke, Hans-Ulrich Thamer, Otto Karl Werckmeister, Sergio Cortesini und Harald Bodenschatz öffnen den Blick für die dann folgenden sorgfältig zusammengestellten Kapitel: "Italien im Faschismus", "Sowjetunion im Stalinismus", "Deutschland im Nationalsozialismus" und "USA - Demokratie im New Deal". Plakate, Fotografien, Gemälde, Kleinplastiken, Skulpturen, Zeitschriften und Dokumente lassen ein dichtes Bild einer die Welt bewegenden Zeit entstehen.


Schmitz-Wiedenbrück - Triptychon

Der Katalog:
© 2007 Sandstein Verlag Dresden - 536 Seiten, gebunden, 24 x 30,5 cm mit etwa 600 überwiegend farbigen Abbildungen, 48,- €, ISBN 978-3-937602-93-6 (Buchhandelsausgabe) oder gleicher Umfang, Softcover, 34,- €, ISBN 978-3-86102-143-8 (Museumsausgabe).
Eine historische Chronologie, ein Personenregister und ein umfangreiches Literaturverzeichnis erschließen den Katalog, der sicher als ein Standardwerk zum Thema in die Kunst- und Kulturgeschichte eingehen wird und nicht nur für Besucher der Ausstellung, sondern für jeden am Thema Interessierten ein Muß darstellt.
© der Abbildungen: Deutsches Historisches Museum

Weitere Informationen
unter:  www.sandstein.de und www.dhm.de