Neue Ausstellung in der Wuppertaler Galerie Epikur

Simone Haack (Akt) Christoph Jakob (Arbeiten in Stein) Ines Doleschal (The way out)

von Bernhard Stegt und Nina Hartgenbusch
Galerie Epikur - Ausstellung
 
Simone Haack (Bilder und Zeichnungen)
Christoph Jakob (Skulpturen, Arbeiten in Stein)
Ines Doleschal im Kabinett: The way out
 

Eröffnung: Freitag, 29. Mai 2009 in der Zeit von 19.30 bis 21.30 Uhr
 

Perspektiven des Akts
 
Bei den Bildern von Simone Haack scheint es sich auf den ersten Blick um Abbildungen unserer Realität zu handeln. Im Mittelpunkt stehen eine oder mehrere, meist weibliche Aktfiguren, die sich

Simone Haack, ohne Titel, 2007,
Öl auf Nessel, 160 x 150 cm
nicht nur in ungewöhnlichen Körperhaltungen – zumeist gehockt oder in Embryonalstellung – präsentieren, sondern auf die der Betrachter auch aus eigentümlichen Perspektiven blickt. Die Protagonisten sind meist sehr nah an den Bildvordergrund gerückt, der Umraum ist oft unbestimmt, wird manchmal gar nur aus diffusem Licht gebildet. Einige Figuren sind mit etwas beschäftigt, dessen Sinn sich nicht erschließt, andere scheinen zu schlafen oder starren am Betrachter vorbei aus dem Bild heraus. Der rätselhafte Kontext verfremdet dabei die zunächst realistisch wirkende Szenerie. In ihrer Nacktheit und Einsamkeit wirken die Figuren in hohem Maße schutzlos und verletzlich, den Betrachterblicken ausgeliefert. Die kühle Farbigkeit der Bilder unterstützt diesen Effekt. Den Betrachter spricht die Schutzlosigkeit emotional an und er erfährt sie als eigenen Gefühlszustand. Die Identifikation wird durch die Nacktheit erleichtert, da die Figuren sich so nicht kulturell, gesellschaftlich oder zeitlich verorten lassen und somit Allgemeingültigkeit erlangen. Der aus dem Bild ins Leere gerichtete Blick irritiert dabei am meisten und transportiert somit das Ausgeliefertsein der menschlichen Existenz verdichtet in die außerbildliche Realität des Betrachters.
 
Der Kern des Steins

Viele der Steinskulpturen von Christoph Jakob wirken trotz ihres harten, robusten und

Christoph Jakob - G-NOM, 07 / 07, mongolischer Basalt,
26 x 16 x 15 cm
unvergänglichen Materials geradezu fragil und zerbrechlich. Betrachtet man die zahlreichen Durchbrüche oder Einschnitte, scheint es gar unmöglich, angesichts dieses soliden und doch so splittrigen Materials Stein derartige Effekte zu erzielen. In der Tat sind einige Skulpturen durch Zusammensetzen einzelner Elemente entstanden. Der Künstler will den Stein öffnen, um zu seinem Kern vorzudringen. Das bedeutet, dass der Bildhauer dem Stein nicht seine Vorstellung von der endgültigen Form aufzwingt, sondern er schält diesen Kern heraus, richtet sich dabei nach den Gegebenheiten des Materials. Das Aufbrechen bringt die Form heraus, die der Stein in sich bewahrt. Die entstandenen Skulpturen strahlen die Kraft des mächtigen Materials Stein aus, aber zugleich auch eine fast schon meditative Ruhe. Diese resultiert aus den starren, teils recht kleinteiligen Details und Reihungen von Elementen, in denen sich der Blick verliert, aber auch aus der dauerhaften Beständigkeit der Materialität, welche dem Betrachter Sicherheit gibt. In den Arbeiten kontrastieren auf Hochglanz polierte mit naturbelassenen Seiten, sowie der massige Stein mit dem Umraum. Letzterer besitzt gerade im Gegensatz zu dem schweren, unvergänglichen Stein keinerlei Materialität und wird in den Durchbrüchen und –blicken sogar teil der Skulptur. Dies lässt die Arbeiten als Ganzes leicht erscheinen, der Massivität des Steins wurde etwas entgegen gesetzt, was ihn zu entmaterialisieren scheint.
 
Herbst

Im Kabinett präsentiert Ines Doleschal ihre Bildern der Serie „Herbst“. Alle Bilder sind damit zum selben Thema gearbeitet. Die kühler werdende Jahreszeit wird durch vereinzelt aufragende

Ines Doleschal, The way out, 2009, Acryl auf Karton, 24 x 32 cm
Baumstämme mit blattlosen Ästen und jeweils nur einer Figur in warmer Kleidung gekennzeichnet. Die Architekturmalerin begibt sich mit Naturdarstellungen dabei auf völlig neues Terrain. Wie zaghaft sie sich diesem Thema annäherte wird daran deutlich, dass die Anzahl der Bäume auf den frühesten Kartons noch recht spärlich ist, auf den späteren Kartons immer mehr zunimmt und diese auch eine stärker naturalistische Darstellung erfahren. Die Figuren sind auf einem Spaziergang im Park oder im Wald eingefangen, manche stellen sich dem Betrachter wie für ein Foto in Pose, andere scheinen nur mit sich und der umgebenden Natur beschäftigt, in Gedanken versunken und nehmen den Betrachter nicht wahr. Außer der singulären Figur und ein paar Stämmen bleiben die Bilder recht leer. Meist wird der Hintergrund aus einem kräftigen grün-blau gebildet, was hier eine Abbreviatur der Natur darstellt. Insgesamt beschränkt sich das Farbspektrum auf wenige Töne, hauptsächlich finden sich verschiedene Abstufungen von grün in Kombination mit grau und rot. Die Bilder überschwemmen den Betrachter nicht mit Eindrücken, die Stille der erstarrten, blattlosen Herbstlandschaft und der bewegungslos stehenden oder ruhig gehenden Figuren überträgt sich auf den Betrachter und bildet einen Gegensatz zur alltäglichen Reizüberflutung der heutigen Zeit.

Einführung:
zu Simone Haack: Susanne Buckesfeld M.A.
zu Ines Doleschal und Christoph Jakob: Nina Hartgenbusch M.A.
Dauer der Ausstellung:
29. Mai bis 3. Juli 2009, anschließend Sommerpause
 
Artist in Residence:
Susanne Kessler, Beginn 27. Juli  bis 22. August 2009

Redaktion: Frank Becker