Publikum

Nebenbei bemerkt

von Frank Becker

Foto © Heidi Monsma
Nebenbei bemerkt
 
Man sagt dem Menschen nach, seine dunkle Seite käme des Nachts zum Vorschein. Neulich konnten die Gäste eines sommernächtlichen Konzerts in einem schönen Park in ... feststellen, daß das bei Einigen, ja gar nicht so wenigen auf die rücksichtslose, grob unhöfliche Seite zutrifft.
Durch den vielleicht etwas ungeschickten Aufbau der Sitzreihen blieb zwi­schen diesen und dem Konzertbereich ein breiter Durchgang frei. Wer rechtzeitig gekommen war, hatte nun zwar einen Sitzplatz mit Blick aufs Konzertgeschehen, was ihm aber wenig nützte, weil später eintref­fende Neugierige (das Konzert war gratis und da kommt man, wenn man Lust hat) sich stehend vor den Sitzreihen aufbauten und den Sitzenden den Blick verstellten. Dem Appell des Veranstalters, sich doch bitte zu setzen und den Blick für die anderen Gäste freizugeben, folgen nur herzlich wenige. Viele blieben stur und trotzig stehen, widerstanden jedem Gebot der Höflichkeit mit Bemerkungen wie: "Sollen doch selber aufstehen, wenn die was sehen wol­len" (Klassenkampfparole?) oder "Wieso denn, seh' ich nicht ein". Ein etwa 190 cm großer breitschultriger Fotograf hielt sich wohl für transparent (war er aber nicht) und ein Herr in gepflegter Garderobe schoß den Vogel mit der höflichen Aufforderung ab: "Lecken sie mich doch am Arsch!" er sagte wirklich SIE. Das ist doch schon was.
Rechnen sie also nicht mit der Einsicht und Höflichkeit des Publikums, werte Veranstalter, denn Teile dessen sind dumm. Bauen sie für das nächste Konzert die Sitzreihen so auf, daß auch der Dümmste merkt, daß Stehende über Sitzende hinwegschauen können, umgekehrt nicht.