Der Schauspieler Traugott Buhre ist tot

Ein Nachruf

von Andreas Rehnolt

© Musenblätter
Traugott Buhre ist tot
 

Gelsenkirchen - Im Alter von 80 Jahren ist der Charakterschauspieler Traugot Buhre gestorben. Er starb in der Nacht zum vergangenen Sonntag, teilte ein Sprecher des Kulturfestivals Ruhrtriennale am Montag in Gelsenkirchen mit. Der am 21. Juni 1929 im ostpreußischen Insterburg geborene Mime hatte vor zwei Wochen eine Lesung sowie seine Rolle in Andrea Breths Inszenierung "Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist während der Ruhrtriennale aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. Buhre war zuletzt im Juni auf der Bühne des Zürcher Schauspielhauses in Thomas Bernhards „Immanuel Kant“ zu sehen.
 
Buhre verbrachte seine Kindheit in Ostpreußen. Im Zweiten Weltkrieg kam er als Flüchtling in die Lüneburger Heide. Nach seiner Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover begann er zunächst als Beleuchter und Kleindarsteller bei einer Wanderbühne, spielte danach an verschiedenen Provinzbühnen bis er schließlich über die Theater in Köln, Bremen, Stuttgart, Frankfurt, Bochum und Hamburg an das Wiener Burgtheater kam. Hier konnte der Mime dann endlich mit der Rolle des "Galomir" in Grillparzers "Weh dem, der lügt" seine schauspielerische Dominanz beweisen und avancierte am Theater zu einem bedeutenden Darsteller, der an fast allen großen deutschsprachigen Bühnen sowie bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne stand.
 
Zu seinem Repertoire zählten die klassischen Figuren der Weltliteratur ebenso wie Rollen in modernen Stücken, während seiner langen Karriere arbeitete er unter anderem mit den Regisseuren Peter Palitzsch, Claus Peymann und Andrea Breth. So feierte er unter anderem als Lessings "Nathan der Weise", Goethes "Faust", Kleists "Dorfrichter Adam" oder als "Prospero" in Shakespeares "Sturm" ebenso Triumphe wie als "Matti" in Brechts "Herr Puntila und sein Knecht Matti", als "Bérenger" in Ionescos "Die Nashörner" oder als "Jimmy Porter" in "Blick zurück im Zorn" von John Osborne. 2004 konnte man Traugott Buhre am Bochumer Schauspielhaus als "Newton" in Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker" sehen. Der Schauspieler wurde auch durch viele Fernsehauftritte, etwa in den Krimiserien „Tatort“ und „Derrick“ und als Interpret von Hörbüchern bekannt, u.a. „Jossel Rakovers Wendung zu Gott“ von Zvi Kolitz und Aleksandr Puskins Meistererzählungen „Pique Dame“ (beides bei Diogenes).

Redaktion: Frank Becker