Wann bitte geht der nächste Schwan?

Ein Kontrapunkt - frei nach Leo Slezak

von Peter Bilsing

Foto © Frank Becker
Wann bitte geht der nächste Schwan?
 
Ein bißchen Spaß muß sein, dann ist die Welt voll Sonnenschein.
So gut wie wir uns heute verstehen, so soll es weitergehen. Jabbadabbaduh!
Ein bißchen Spaß muß sein, dann kommt das Glück von ganz allein,
drum singen wir tagaus und tagein, ein bißchen Spaß muß sein.
 (Roberto Blanco)
 
Jetzt endlich einmal etwas wirklich Herrliches und Menschliches. Mal was zum Lachen, nicht immer nur zum Heulen! Zu berichten ist vom „Lohengrin“ aus Hamm (Hammer Sommer 2009). Und als hätte der OPERNFREUND es geahnt, waren gleich zwei Kritiker von uns dabei, die Herren Hoffmann & Altenaer - ausgewiesene und Bayreuth-gestählte Wagner-Spezialisten. Was in Hamm passierte, hätten weder Otto Schenk, noch Loriot nicht besser erfinden können:
Im zweiten Akt beim Geleit zum Münster verpaßten sowohl Elsa, als auch Ortrud (!) ihren Auftritt und damit sozusagen „den letzten Schwan“. Nach dem sicherlich zu Recht stattgefundenen Donnerwetter in der Pause („Ja, haltet Ihr Mädels die zahlenden Zuschauer eigentlich für Pappnasen und Deppen!“) folgte prompt für den dritten Akt dann ein „Da-hast-du!“! Denn die Sängerin der Ortrud war, anscheinend beleidigt, zu Recht oder unrecht, stinkelingpief abgereist. „So geht man mit einem Star nicht um!“, sollen ihre letzten Worte gewesen sein.
Leider schreibt, sicherlich aus Höflichkeit, keiner der beiden Kritiker ob das dem überwiegenden Teil des Publikums überhaupt aufgefallen ist. Wahrscheinlich nicht!
Im gesetzten Alter plädiere ich zwar mittlerweile auch für Kürzungen bei diesen ellenlangen Wagner-Opern, aber gleich ganze Hauptrollen zu streichen – Donnerwetter, das ist kühn! Und, solch rüde Eingriffe in ein Werk des Allerheiligsten – das wäre bei uns in Düsseldorf, wo es schon mal aus lapidaren gesanglichen Gründen zu Handgreiflichkeiten und Verbalattacken kommt (wir sind da besonders streng und konservativ, wenn es um unseren Richie und seine Musik geht!) sicherlich Grund für eine Saalschlacht gewesen. In Meiningen hätte man das wohl eher bejubelt…. So unterschiedlich sind halt unsere wunderbaren Opernwelten.
Mit einem dreifach donnernden „Hohjottohoh – achjottachjott“    
 
Heute einmal frei nach Leo Slezak...
Ihr / Euer   
Peter Bilsing

Redaktion: Frank Becker