Große Dramaturgie

von Stefan Schmöe

Stefan Schmöe - Foto: privat
Große Dramaturgie
 
Was genau macht eigentlich ein Dramaturg bei der Oper? Die boshaften Antworten:
Variante 1: Er erklärt dem Regisseur, worum es in der zu inszenierenden Oper geht. Variante 2: Er erklärt in Programmheft und Einführungsvortrag dem Publikum, was der Regisseur glaubt, worum es in der Oper geht. Variante 3: Er erklärt dem Publikum, worum es in der Oper gehen könnte, wenn der Regisseur irgendwas geglaubt hätte, worum es in der Oper hätte gehen können. Variante 4: Der Dramaturg ist Mädchen für alles und hat die Launen des Regisseurs zu ertragen, wenn der Regieassistent überfordert ist.
 
Was aber macht der Dramaturg, wenn es gar keinen Regisseur gibt? Ganz einfach: Er besorgt sich einen zweiten Dramaturgen. Eine unsinnige Antwort, glauben Sie? Dann fahren Sie doch bitte nach Gelsenkirchen und hören sich „Manon Lescaut“ an, in der Kirche St.-Georg, eine musikalisch sehr lohnenswerte Sache übrigens. Eine konzertante Aufführung, kein Regisseur, aber: richtig, zwei Dramaturgen, die sich im Mini-Programmheftchen ausweisen lassen. Und was machen eigentlich zwei Dramaturgen bei der Oper? Demütig müssen wir gestehen: Wir wissen es auch nicht.
 

© 2009 Stefan Schmöe - zuerst veröffentlicht im Online Musik Magazin
(www.omm.de)