Zawinuls Epigonen legen Ehre ein

Mysterious Voyages - "A Tribute To Weather Report"

von Frank Becker
Zawinuls Epigonen legen Ehre ein
 
Am 25. April 2005 kam ein Doppelalbum auf den Markt, das die Gratwanderung zwischen Coverversion und Erneuerung des richtungweisenden Stils der 1970, also vor 40 Jahren vom Miles Davis-Pianisten Joe Zawinul (1932-2007) und dem Saxophonisten Wayne Shorter (*1933) gegründeten Formation "Weather Report" wagte  - und schaffte. Es lohnt sich, heute noch einmal auf diese ungewöhnliche, zugleich hoch spannende Zusammenstellung hinzuweisen.

Schon der Einstieg in CD 1 mit Scott Kinseys eigenem Titel "Big Rock" und "Teen Town" in der Cover-Version von Marcus Miller löst einen Sog aus, der unmittelbar und tief in die Sound-Welt von Weather Report hineinzieht. Auch das Duo Michiel Borstlap & Yuri Honing überzeugt in einem vierminütigen sanft fließenden Spaziergang nachhaltig davon, berechtigt in die Fußstapfen der Vorbilder zu treten.
Auch mit "Weather Is Changing" von Trinity (Holtmann/Krauss) und Wayne Shorters "Pinocchio", vom Michael Wolff Trio gecovert  (Christian McBride am Bass ist eine Offenbarung) und der genialen Gitarre von Scott Henderson in "Tribal Tech" liegt das Album auf der richtigen Linie. Man kann hier unmöglich alle 24 Titel der zwei Scheiben en detail durchhecheln, doch kann nahezu allen der hohe Anspruch bescheinigt werden, den der Amerikaner Shorter und der Wiener Zawinul mit ihren wechselnden hochkarätigen Besetzungen sich selbst abgefordert und erfüllt haben.
 
Rachel Z am Klavier, Miriam Sullivan am Bass und Allison Miller am Schlagzeug covern lupenrein und mit gutem Sound  Shorters "On The Milky Way Express", frei indisch inspiriert zeigt "White House" mit "Bombay" Fusion in Reinkultur und das Duo Terje Gewelt (Bass)/Christian Jacob (Klavier) mit "A Remark You Made" Chill Out der Güteklasse A. Natürlich fehlt auch der unzählige Male gecoverte Top-Hit „Birdland“ von Weather Report nicht: Acoustic Mania, das sind Antonio Forcione (Nylon String Guitar) und Neil Stacey (Guitar Synthesizer), überraschen mit einer abgespeckten Version á deux, die in ihrer virtuosen Zierlichkeit mit dem unerhörten Drive des Originals mithalten kann.
 
Clive Stevens´ "Beat 17" zum wirklich guten Schluß erscheint wie eine Verneigung vor dem Genie von Weather Report - das hätten Joe Zawinul und seine Band nicht besser schreiben und spielen können. "Mysterious Voyages" kann mit seinen gut zweieinhalb Stunden Jazz, Funk, Fusion und Chill Out vorbehaltlos empfohlen werden.

Beispielbild

Mysterious Voyages
A Tribute To Weather Report
 
Verschiedene Künstler  - 2 CD Album
Zusammenstellung produziert von Ulrich Vormehr
 
© + (P)  2005 ESC Records
 
Titel:
24 Titel auf zwei CDs
Gesamtzeit:  2:32:33
Weitere Informationen unter: