Weite Reisen nach innen

Fabio Volo - "Einfach losfahren"

von Jürgen Kasten
Entscheidungen
 
Einfach losfahren – ein guter Rat, leicht dahergesagt. Hat man sich mit knapp dreißig Jahren sein Leben einigermaßen eingerichtet, braucht es schon einen gehörigen Schubs, um die eingefahrenen Bahnen zu verlassen. Federico und Michele (der Icherzähler des Romans) kennen sich seit der Mittelschule. Sie sind engste Freunde. Immobilienhändler der eine, gut verdienender Journalist der andere, Michele. Das Leben ist einfach und unterhaltsam. Piazza, Bars und schöne Mädchen, das sind ihre Abende und Nächte. Keine Probleme, keine Langeweile. Doch ihre Gespräche werden tiefschürfender. Federico beginnt dieses Leben zu hinterfragen.
 
Michele tut das als „Thirtysomething-Krise“ ab, sie gehe vorbei. Aber Federico meint es ernst. Er sieht sich fremdbestimmt, gefangen in Konventionen und Alltagstrott. Das könne nicht alles sein, was das Leben zu bieten habe. Er packt ein paar Sachen, fährt einfach los und läßt Michele monatelang ohne Nachricht zurück.
Zwar fehlt Michele sein Freund; aber er hat ja noch die schöne Francesca, die in einer Bar arbeitet. Nach Micheles Vorstellung sind sie beide seit langem ein Paar. Mehr aber auch nicht. Der Gedanke an eine feste, sanktionierte Verbindung ist ihm fremd. Auf einer Hochzeitsfeier, zu der beide eingeladen sind, fragt Micheles Tischnachbar, ob Francesca seine Lebensgefährtin sei. „Nur eine Bettgeschichte“, lacht Michele. Das war´s dann, auch Francesca verläßt ihn. Michele bedauert das, lebt seinen Trott trotzdem weiter.
Nach unglaublich langen Monaten taucht Federico wieder auf, ist ein anderer; reifer, weltgereist, in sich ruhend und glücklich. Sein Glück heißt Sophie und zu ihr wird er auch wieder zurückkehren. Nächtelange intensive Gespräche mit seinem Freund können Michele nicht überzeugen, sein Leben zu ändern. Das kann erst ein tragisches Ereignis, das Michele zunächst verzweifeln läßt, dann nachdenken  - und das endlich zu einem Entschluß führt.
 
An dieser Stelle endet die lakonische Geschichte zweier Yuppies. Volos luftiger Roman wird philosophisch. Auch Michele fährt nun einfach los. Es wird eine Reise auf die Kapverdischen Inseln, in eine ihm unbekannte Welt, in sein Innerstes. Neun Monate dauert sie und als er nach Italien zurückkehrt, ist auch er ein anderer.
Fabio Volo war 34 Jahre alt, als der Roman in Italien erschien. 900.000 Exemplare verkaufte er dort, steht seit 3 Jahren auf der Bestsellerliste. Volo hat eigene Radio- und Fernsehsendungen, ist Filmschauspieler und nicht zuletzt Buchautor. In Italien kennt ihn jeder. In Deutschland wird mit „Einfach losfahren“ sein erster Roman veröffentlicht.
Nach Verlagsangaben lebt Volo in Mailand, Rom, Paris und New York. Auch er scheint sich nicht festlegen zu wollen. Ist vielleicht ebenfalls auf der Suche nach dem Leben und dem Menschsein. Es mag sein, daß es seine Geschichte ist, die er hier poetisch kraftvoll erzählt. Ich wünsche ihm auch im deutschsprachigen Raum viel Erfolg, auf daß er ein wenig Licht in unsere Herzen bringt und etwas von dem mediterranen Lebensgefühl, das er so wunderbar beschreiben kann.
 
Beispielbild


Fabio Volo
Einfach losfahren
Roman
 
aus dem Italienischen von Peter Klöss

© 2009 Diogenes Verlag AG Zürich
 
Leinen mit Schutzumschlag, 288 Seiten, ISBN 978-3-257-06732-3
€ 19,90 (D), € 20,50 (A), sFr 35,90 (CH)
 
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