Peking - Shanghai - Wuppertal

Peter Brötzmann trifft Xu Fengxia und Li Tieqiao

von Rainer Widmann

Foto: Veranstalter

Peking - Shanghai - Wuppertal

Li Tieqiao - Saxophon
Xu Fengxia - Sanxian, Guzheng
Peter Brötzmann - Reeds
 
Di. 22.12.2009, 20 Uhr
Ottenbrucher Bahnhof
Funckstr 94, Wuppertal-Elberfeld

 
Erstmals trifft bei diesem Konzert die Musikerin Xu Fengxia aus Shanghai, die diese Begegnung angeregt hatte, mit dem Wuppertaler Saxophonisten Peter Brötzmann zusammen. Dazu kommt noch der Pekinger Saxophonist Li Tiequao. Eine Premiere der Extraklasse von drei hochkarätigen Improvisationsmusikern.
 
Peter Brötzmann, am 6. März 1941 in Remscheid geboren, aber seit Ende der 1950er Jahre in Wuppertal zu Hause, ist einer der deutschen Jazzmusiker, die enorm großen Einfluß auf den europäischen Free Jazz hatten, als er ihm gemeinsam mit Dietrich Rauschtenberger und Peter Kowald Anfang der 1960er Jahre in einer Trio-Formation Gültigkeit verschafft hat.
Großen Einfluß auf seine radikale Spielweise hatte sein Kontakt zu Nam June Paik und der Fluxusbewegung. Er entwickelte ein experimentelles Saxophonspiel und spielt seit einigen Jahren auch Klarinette und Tárogató. Insbesondere dem Baßsaxophon - ein sonst eher selten eingesetztes Instrument - wurde durch Brötzmann neue Beachtung im Jazz geschenkt. Für Brötzmanns markante und energetische Spielweise ist in Free-Jazz-Zirkeln der Begriff „brötzen“ entstanden. Seine Schallplatte "Machine Gun" von 1968 gilt für Freunde des Free Jazz als eines der provozierendsten Werke der modernen Jazzgeschichte Europas. Brötzmann ist einer der Gründer des Plattenlabels "Free Music Production" in Berlin.
1986 wurde er neben Sonny Sharrock und Ronald Shannon Jackson Mitglied von Bill Laswells Jazznoisegruppe "Last Exit", mit der er mehrere Alben einspielte. Seit dieser Zeit, vor allem in den 90er Jahren, gewann Brötzmann überraschend große Popularität in den USA. Mit Ken Vandermark (sax, cl) aus Chicago und dem Schweden Mats Gustafsson (sax) als Kerngruppe seines Chicago Tentetts spielt er seit 2002 im generationenübergreifenden Trio Sonore. 2004 formierte sich Brötzmann mit Michael Wertmüller (dr) und Marino Pliakas (b) zu einem weiteren Trio.
 
Xu Fengxia
Als Xu Fengxia 5 Jahre alt war, begann sie mit dem Studium chinesischer Saiteninstrumente. Zunächst spielte sie die chinesische Laute Pipa, ging dann auf die dem Shanghaier Konservatorium angeschlossene Mittelschule und studierte schließlich auf der Musikhochschule chinesische Zupfinstrumente mit dem Schwerpunkt Sanxian. Sie gab Solokonzerte mit bis zu vier Instrumenten: Neben der Sanxian spielte sie die kleine Laute Liuqin, die siebensaitige Guqin und die Guzheng. Nach ihrem Examen erhielt Xu Fengxia eine Stelle als Solistin für Sanxian im renomierten Shanghaier Orchester für Chinesische Musik. Sie spielte als erste auf der Sanxian Stücke von Paganini und war die Solistin in einem Konzert für Sanxian und Orchester.
Xu Fengxia spielte neben ihrer klassischen Tätigkeit den E-Bass in Chinas erster Frauenrockband. Die Gruppe spielte an den verschiedensten Orten, in Karaoke Bars, aber auch im Fußballstadion von Shanghai.
Seit den 90er Jahren lebt Xu Fengxia in Deutschland. Sie wurde Mitglied im Gufeng Ensemble, einer Gruppe hervorragender chinesischer Musikerinnen.
 
In der Mitte der 90er Jahre begann eine intensive Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Bassisten Peter Kowald. Mit der Gruppe Global Village, die in der Basisbesetzung aus Peter Kowald, Xu Fengxia und der Violinistin Gunda Gottschalk bestand, spielte Xu Fengxia erstmals auf bedeutenden Festivals wie Taktlos (Zürich/Basel), Poschiavo, Total Music Meeting, Vision Festival New York usw. Mit Peter Kowald und Alfred Harth spielte sie auch auf dem Puschkin Filmfestival in Moskau. Einen Tag nach einem Duokonzert mit Xu Fengxia in Boston starb Peter Kowald in New York plötzlich nach einem Herzanfall. Von Peter lernte Fengxia die Musik der Welt und die unendlichen Möglichkeiten der Improvisation kennen.
Bis jetzt spielt Xu Fengxia oft Soloparts in den Werken zeitgenössischer chinesischer Komponisten wie Tan Dun, Qu Xiaosong, Kee Yong, Xu Shuya, Qin Wencheng und vieler anderer. Dabei arbeitet sie mit den unterschiedlichsten Ensemblen wie dem Nieuw Ensemble Amsterdam, der Bremer Kammerphilharmonie, dem Ensemble Recherche, dem Staatstheater Saarbrücken. Sie spielte bei Musica Viva München, den Donaueschinger Musiktagen oder dem BBC-Festival.

Eintritt 10 / 12 €
Veranstalter: Jazz Age Wuppertal e.V. mit Ottenbrucher Bahnhof  www.jazzage.de

Redaktion: Frank Becker