Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt





Diskussion über mögliche Wirkungen von Kulturfestivals

Hochkarätig besetzte Veranstaltung wenige Tage nach dem Start des Kulturhauptstadtjahres Ruhr.2010
 
Mülheim/Ruhr - Nur eine Woche nach dem Start des Kulturhauptstadtjahres Ruhr.2010 fragen nationale und internationale Experten am 16. Januar auf einer Podiumsdiskussion in Mülheim/Ruhr nach möglichen Wirkungen solcher Kulturfestivals für die Kunst und die Regionen, in denen sie stattfinden. Wie eine Sprecherin der Veranstalter am 29.12. mitteilte, steht die Podiumsdiskussion unter dem Motto "Das Versprechen der Metropolen". Gefragt wird unter anderem danach, wie solche großen Kulturfestivals überhaupt aufgenommen werden und inwiefern sie lokal wie international über die Kunst hinausweisende Wirkungen erzielen können.
 
Auf dem Podium sitzen die Leiterin des International Theatre Festivals in Istanbul, Dikmen Gürün, die künstlerische Leiterin von Theater der Welt 2010, Frie Leysen, der Gründer der Ruhrtriennale und designierte Leiter des Teatro Real in Madrid, Gérard Mortier, der Geschäftsführer der Ruhr.2010, Oliver Scheytt und Anselm Weber, der Noch-Intendant des Schauspiels Essen und designierte Intendant des Schauspielhauses Bochum. Der Eintritt zu der um 19.00 Uhr beginnenden Veranstaltung ist frei. Um telefonische Anmeldung unter 0208-993160 oder um Anmeldung per eMail an: info@ringlokschuppen.de wird gebeten.
 
 
"Zehn Gebote" als einmaliges Gastspiel am Schauspiel Köln
 
Köln - Das Theaterstück "Die zehn Gebote" nach Krzysztof Kieslowski ist am 31. Januar als einmaliges Gastspiel im Schauspielhaus Köln zu sehen. Regisseur Johan Simons zeigt mit seinem berühmten Ensemble aus Gent zehn tragikomische Erzählungen über die Bewohner eines Wohnblocks im polnischen Warschau. Der Autor zeigt Menschen an einem Wendepunkt ihres Lebens, in Momenten, in denen sie nach Angaben des Theaters mit Angst, Verlust oder Leidenschaft konfrontiert werden. Die Protagonisten des Stücks leben in einer Welt, in der es keine deutlichen moralischen Maßstäbe mehr gibt, und doch lassen die ebenso bizarren wie wiedererkennbaren Situationen, in die sie geraten, assoziativ an die biblischen Zehn Gebote denken, hieß es in der Vorankündigung.
 
Das Stück zeigt nach Angaben des Schauspielhauses Köln, daß Einsamkeit nicht zwangsläufig zu Egoismus und Lieblosigkeit führen muß. Mutig versuchen die Bewohner, einander näher zu kommen. Dabei sind sie voller Verletzlichkeit und Unvermögen, voller Sehnsucht, zu lieben und geliebt zu werden. Das Stück, das in zwei Teilen von jeweils knapp drei Stunden gezeigt wird, ist nach Angaben der Theatermacher eine bewegende, intime Inszenierung, die in einem furiosen Finale gipfelt. Die Aufführung ist in flämischer Sprache mit deutscher Übertitelung zu sehen.
 
 
Theater bringen Quelle-Aus auf die Bühne
 
Bonn/Fürth - Gleich zwei Theater in Deutschland widmen sich in den nächsten Monaten dem Thema Versandkaufhaus "Quelle" und dessen Aus. Im Schauspielhaus Bonn hat das Stück "Tausend Wünsche - Eine Quelle" am 30. Januar Premiere. Die Produktion unter der Regie von Jens Kerbel und der musikalischen Leitung von Michael Barfuss trägt den Untertitel "Der Pfennig ist die Seele der Milliarde." Als Buch war der Quelle-Katalog nach Angaben des Theaters ein wahrer Bestseller. Über neun Millionen Leser erreichte er, mit seinen über 1.300 Seiten eine Art "konsumistisches Manifest" mit der Botschaft: Aus dieser Quelle sprudelt alles, so die Theatermacher. Nach mehr als acht Jahrzehnten ist die Quelle versiegt. Das einstmals größte Versandhaus Europas ist "abgewickelt" und der Quelle-Katalog Geschichte. Das Schauspiel Bonn schlägt ihnen noch einmal auf, um mit Musik und Humor darin zu blättern.
 
Auch das Stadttheater Fürth will demnächst den Zusammenbruch des Versandhauses gemeinsam mit Betroffenen aufarbeiten. Dabei sollen vor allem Menschen zu Wort kommen, die ihren Arbeitsplatz bei "Quelle" verloren haben, hieß es in einer Mitteilung des Theaters. Die Theatermacher wollen den Betroffenen mit der Inszenierung ein Forum für ihre Erinnerungen und ihre Wut, aber auch für ihre Hoffnungen geben. Ehemalige Mitarbeiter sollen ihre Ideen und Gedanken bis zum 11. Januar an das Stadttheater Fürth schicken, hieß es weiter. Mit der Quelle-Pleite wurden mehrere tausend Menschen arbeitslos.

 
Uraufführung einer Schlagerrevue zur Wirtschaftskrise
 
Münster - "Unser Geld ist weg!" lautet der Titel einer Schlagerrevue zur Finanz- und Wirtschaftskrise, die am 18. Januar in den Städtischen Bühnen im westfälischen Münster ihre Uraufführung erlebt. "Angesichts der immer größer werdenden neuen Finanzlöcher, der beginnenden Verstaatlichung von Banken, des weiterhin angekündigten Anstiegs der Arbeitslosenzahlen, angesichts der neu aufkommenden Horrorszenarien ums Geld - ob aus Berlin und im Haushalt der einzelnen Städte - gibt es anscheinend nur noch eine Lösung des Problems: Die Lage mit Humor nehmen und auf bessere Zeiten hoffen", hieß es in einer Ankündigung der Inszenierung unter der musikalischen Leitung von Willi Haselbeck und der Dramaturgie von Wilfried Harlandt. 
 
Mal fatalistisch, mal optimistisch, mit bitterbösen Humor oder augenzwinkernder Hoffnungslosigkeit sind die Lieder und Texte nach Angaben des Theaters aneinandergereiht, "um allen Mut zu machen." Wenn die Haushalte der Städte schon nicht mehr sicher seien, die Banken vor der Pleite stünden und die Politiker um Vertrauen bitten und betteln würden, da sie keine Lösungen hätten, dann helfe nur noch: "Nur nicht unterkriegen lassen. Mach lieber heut als morgen Pleite. Kinder lasst den Mut nicht sinken. Etwas lernen, etwas leisten." Im Vorfeld der Premiere versprachen die Theatermacher einen Liederabend, "der als krisensichere und gut angelegte Investition im Theatertreff zu genießen ist."
 
Kartentelefon: 0251 - 5909-100
 
 
Musikfestival KlangZeit-Stadtklänge startet am 31. Januar in Münster
 
Münster - Das Musikfestival KlangZeit-Stadtklänge startet am 31. Januar in Münster. Gleich der Auftakt der bis zum 14. Februar laufenden Veranstaltung wird nach Angaben der Kunststiftung NRW vom Montag ein weithin leuchtender Glanzpunkt. Das Stadttheater Münster eröffnet die "Stadtklänge" mit der Großstadtoper "Lulu" von Alban Berg, in der die Lebensbahn einer verruchten Kindfrau durch ihre immer größere Schieflage beim Londoner Jack the Ripper und seinem Chirurgenbesteck endet, hieß es in der Ankündigung. Helmut Oehring wird zudem ein ortsbezogenes neues Werk als Uraufführung für das Sinfonieorchester Münster beitragen. Musikalische Gäste des Festivals kommen zudem aus den Niederlanden, Kroatien, Österreichund England. Auch der Amerikaner Alvin Curran wird in Münster in einer "sprunghaften Mischung aus Lyrik und Chaos, Struktur und Unbestimmheiten, Nebelhörnern, Fiedeln" und unzähligen anderen Klangerzeugern agieren.
 

Redaktion: Frank Becker