Stefan Soltesz mahnt zu Ehrlichkeit

Intendant des Aalto-Theaters bestreitet den Zusammenhang zwischen Kulturförderung und Haushaltskrise

von Andreas Rehnolt
Intendant des Aalto-Theaters mahnt zu Ehrlichkeit
 
Die Kultur der Revierstadt Essen darf nach Ansicht von Stefan Soltesz nicht zum Sündenbock für kommunale Haushaltslage gemacht werden
 
Essen - In einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Essen, den Kämmerer sowie den Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Düsseldorf hat der Intendant des bundesweit renommierten Aalto-Theaters, Stefan Soltesz am Donnerstag zu Ehrlichkeit in der Diskussion um die dramatische Schieflage des kommunalen Haushalts gemahnt. Es könne nicht sein, daß die Kultur "zum Sündenbock" gemacht werde, so Soltesz in dem gestern veröffentlichten Brief. Der Öffentlichkeit würden sowohl Oberbürgermeister als auch Kämmerer und Regierungspräsident beständig einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Kulturförderung und Haushaltskrise suggerieren und den Eindruck erwecken, das eine sei Ursache des anderen. So werde die Kultur zu einem Hauptverantwortlichen für die finanzielle Malaise der Kommunen gestempelt.
 
Dabei würden die Verantwortlichen genau wissen, daß dies nicht der Fall sei. "Selbst bei völliger Streichung der Kulturförderung wäre eine Haushaltskonsolidierung auch nicht ansatzweise erreicht," so Soltesz weiter. Die Staatsausgaben für Kultur in Deutschland betragen nach seinen Angaben über alle öffentlichen Haushalte hinweg gerade mal 0,8 Prozent der Etats. "Gerade im Jahr der Kulturhauptstadt RUHR.2010 kann es mir und meinen Mitarbeitern nicht gleichgültig sein, unterschwellig als Verschwender der raren öffentlichen Gelder gebrandmarkt zu werden," betonte der Intendant und Generalmusikdirektor des Aalto-Theaters, das seit Jahren deutschlandweit zu den besten Opernhäusern zählt.
 
Daß er und sein Haus mit den Geldern sorgfältig und sparsam umgehe, belegten die im nationalen wie regionalen Vergleich hervorragenden Kennzahlen, so Soltesz. Selbstverständlich sei zudem, daß sich das Aalto-Theater konstruktiv an allen Gesprächen "über machbare und verantwortbare Veränderungen" beteilige. "Aber wir erwarten auch Fairness in der Diskussion über die Sanierung kommunaler Haushalte. Die ständige Thematisierung der Kultur im Zusammenhang mit der Finanznot der Städte empfinde ich als unrichtig, beinahe demagogisch," so Soltesz.

Redaktion: Frank Becker