Der gute alte PTO
Er ist längst auch ein Stück Eisenbahnromantik geworden: der dunkelrote, dieselbetriebene Schienenbus der Baureihen BR VT95 bis VT98, später der Akku-betriebene BR 515 der Maschinenfabrik Uerdingen, der als Inbegriff des für Fahrgäste komfortablen und für die Bahn kostengünstigen Personentransportes galt. Von 1950 bis in die 90er Jahre bediente dieses legendäre Schienenfahrzeug mit den weich fließenden, abgerundeten Formen mit hoher Zuverlässigkeit vor allem ländliche Nebenstrecken. Wer damals in den 50ern und 60ern etwas „weg vom Schuß“ lebte, war glücklich, wenn er an einem der kleinen „Haltepunkte“, die nicht einmal den Rang eines Bahnhofs hatten, so einen roten Omnibus auf Schienen - denn nichts anderes war er ja - erreichte, um in die Kreisstadt oder den nächsten Einkaufsort zu gelangen. Die sogenannten „Fahrschüler“, die ihr Gymnasium oder ihre Realschule im Nachbarort erreichen mußten, fuhren mit dem PTO oder kurz TO. Johlend stürmte die Bande morgens den zweiten Wagen des Schienenbusses (im ersten fuhr Herr Knabe, der strenge Klassenlehrer unserer Parallelklasse), wo wir die erste natürlich streng verbotene Zigarette des Morgens qualmten und einige auch schon mal als Trophäe den angeschraubten Aschenbecher mit der Prägung "DB" klauten. Allerdings haben die
Wir haben uns als pubertierende Pennäler scheckig gelacht, als wir erfuhren, daß das weiße Schild mit der schwarzen Aufschrift „LP“ an unserer Haltestelle „Läuten - Pfeifen“ hieß und noch alberner und ein wenig anstößig fanden wir die amtliche Bezeichnung „Personentriebomnibus" (PTO) und die Bezeichnung „Triebwagen“. Man war halt noch ein wenig prüde erzogen seinerzeit. Meist fuhren Triebwagen und Anhänger im Zweiergespann, ab und an nur der Triebwagen, seltener ein Zug mit drei (u.a. S. 64/86) oder vier Waggons, wie z.B. auf den Seiten 46/47 zu sehen. Es war ein gemütliches Reisen, denn die Züge fuhren nicht schnell, man saß bequem, konnte die Sitzeinteilung durch umklappbare Rückenlehnen gestalten und hatte durch die Vollverglasung rundum einen herrlichen Panorama-Ausblick. Man mußte auch ein wenig Zeit mitbringen, denn hatte man einen Schinenbus verpaßt, dauerte es oft eine geraume Weile, bis der nächste kam, denn auf den eingleisigen Strecken wechselten sich die Fahrtrichtungan ab. Die Zeit für den Schienenbus war im Jahr 2000 abgelaufen. Viele seiner Nebenstrecken waren längst stillgelegt, die Haltpunkte aufgegeben worden, ein großer Fehler, wie von Fachleuten längst eingeräumt wird. Ein wunderbares Buch mit 200 farbigen Fotografien aller Baureihen des Schienenbusses aus dem Archiv des Eisenbahnautors und -fotografen Michael Schenk öffnet der Erinnerung ein weites Fenster, zugleich für Bahn-Fans ein umfassendes Panorama der „von Flensburg bis München“, so der Untertitel des Bandes „Mit dem Schienenbus“ eingesetzten Fahrzeuge, Baureihen und
Michael Schenk - „Mit dem Schienenbus von Flensburg bis München“ © 2009 Sutton Verlag, 128 Seiten, Hardcover, 17,0 x 24,5 cm, 200 Bilder,
ISBN : 978-3-86680-492-0 - Preis : 19,90 € Weitere Bücher zu Thema und weitere Informationen unter:
|