Vietnam

Wolfgang-D. Thiede - "Tourismuspolitik in Vietnam"

von Frank Becker
Vietnam – Das Land des (noch) verborgenen Charmes
 

Nach ein wenig zu viel Unterstatement klingt der Slogan, den sich das vietnamesische Fremdenverkehrsbüro für sein Land ausgedacht hat („Vietnam – The hidden Charm“), hat das Land doch viel mehr zu bieten. Vietnam war in der Nachkriegsära, damals zunächst noch französische Kolonie, stets ein politischer Brennpunkt. Anfang der Fünfziger Jahre des endete die Kolonialherrschaft der Franzosen mit der legendären Schlacht um Dien Bien Phu. In diesem Krieg, einem der letzten großen Kolonialkriege, starben auch mehrere tausend ehemalige deutsche Soldaten auf beiden Seiten. Sie hatten in ihrem jungen Leben nichts anderes erfahren als den Kriegsdienst, waren nach 1945 in die Fremdenlegion eingetreten oder hatten sich aus politisch-ideologischen Gründen den Vietmin angeschlossen.
 
Dieser Krieg war die erste politische Erfahrung im Zusammenhang mit dem südostasiatischen Land, die der Autor dieser Studie machen konnte. Einen weiteren Anstoß leistete die Literatur. Graham Greenes Roman "Der stille Amerikaner" verwebt ein privates Liebesdrama mit dem Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit: Die zwischen zwei Männern stehende Vietnamesin Phuong wird zur Metapher für ein ganzes Land, das über Jahrzehnte hinweg als Spielball und Schlachtfeld rivalisieren­der Supermächte und Ideologien mißbraucht wurde. Die Ortsbeschreibungen im Roman haben Wolfgang Thiede später auf seinen Reisen veranlaßt, diesen Spuren nachzugehen.
Ein volles Jahrzehnt lang spaltete später der Vietnamkrieg zwischen dem kommunistischen Norden und dem Amerika zugewandten Süden die westliche Welt. Er führte zu kritischen bis gewalttätigen Auseinandersetzungen der Studentenschaft vieler Nationen mit ihren Regierun­gen, die dem Westen Systemveränderungen einbrachten, noch bevor der Krieg in Vietnam zugunsten des Vietkong entschieden war und die Amerikaner geschlagen das Feld räumen mußten. Die Erfahrungen aus dem Vietnamkrieg werden heute exemplarisch als Beispiel politischer Fehleinschätzungen herangezogen, wie die Domino­theorie der amerikanischen Regierung oder die politische Haltung, aus einer militärischen Auseinandersetzung ohne ein vorheriges Austrittsszenarium unbeschadet herauszukommen.
 
Wolfgang Thiede: „Die häufigen beruflichen Kontakte haben mir Vietnam nähergebracht. Meine Frage war stets, ob dieses Land es mit einer kommunistischen Ideologie und Ausrichtung, die auch den wirtschaftlichen und politischen Nie­dergang der osteuropäischen Staaten verursacht hat, erreichen könnte, die Armut nachhaltig zu bekämpfen, den Weg vom Entwicklungs- zum Schwellenland erfolgreich zu beschreiten.
Vietnam zu bereisen ist aus vielerlei Gründen empfehlenswert. Tau­sendjährige Kulturen, abgelegene Naturlandschaften, unendliche Bade­strände mit Sand wie Kokosflocken, junge freundliche Menschen (der statistische Altersdurchschnitt liegt bei 24,5 Jahren!), pulsie­rende Zentren, alles ist erlebbar,
teilweise verborgen und noch nicht touris­tisch überlaufen. Vietnam wird dem offiziellen Werbe-Slogan gerecht "The hidden Charm". Doch all das war nicht allein der Grund, das Buch zu schreiben und soll auch nicht der einzige Grund sein, es zu lesen. Es soll als sachliche Analyse zualler­erst erkunden, ob und wie die politische Führung des Landes mit dem Wachstumspotential Tourismus umgeht. Die Tourismusindustrie benötigt aufgrund ihrer überwiegend privatwirtschaftlichen Struktur und ihrer
Querschnittsfunktion eine eher marktwirtschaftlich ausgerichtete Politik. Hierzu dienen die eingehende Bestandaufnahme, das Aufzeigen von Defiziten, aber auch Hinweise auf das bereits Geleistete und Eingeleitete. Die Studie wendet sich an diejenigen, die sich jenseits der Reisebroschüre mit dem Tou­rismus in Vietnam befassen wollen, an diejenigen, die in den Tourismus Viet­nams investieren möchten und an jene, die Interesse an der politischen Einbindung des Tourismus in Vietnam haben.
Der Jahrzehntwechsel im neuen Jahrhundert bietet den Anlaß, sinnbildlich einen Schnitt zu machen. Ein­flußgrößen wie der Beitritt Vietnams zur WTO, die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die Veränderungen in der politischen Einbindung des Tourismus sind Faktoren, die jetzt beobachtet werden müssen.“
 
Wolfgang Thiede war in einem großen deut­schen Konzern für die weltweite Bera­tung von Ministerien, Flughäfen und Luftverkehrsgesellschaften verantwort­lich. Vietnam hat ihn dabei eine große Wegstrecke seines Lebens begleitet. Strategische Vorschläge operativ umzusetzen, politische Entscheidungen einzuleiten war der Kernpunkt seiner internationalen Tätigkeit. Aus den in dieser Funktion gesammelten einzigartigen Erfahrungen  war es naheliegend, das gewonnene Potential in ein Buch einzubringen. Seine Analyse politischer und wirtschaftlicher Fehler der Vergangenheit ist kompromißlos, seine klaren Aussagen über die Aussichten und Möglichkeiten eines künftigen Tourismus sind ein offenes Angebot an die National Administration of Tourism Vietnam (VNAT).
Wolfgang Thiede hat mit seiner Untersuchung, die auch die Ökologie und Nachhaltigkeit, kulturhistorische Aspekte, ethnische Gruppen, die Privatwirtschaft,
die Bekämpfung des Sex-Tourismus und der Ausbeutung von Kindern, Terrorismus-Abwehr, Reiseveranstalter, juristische Grundlagen und internationale Verflechtungen berücksichtigt, ein erstes grundlegendes Standardwerk zum Thema vorgelegt. Es ist weder ein Reiseführer noch ein belletristisches Werk, doch dem Touristen, Wirtschaftsmanager oder Politiker zu empfehlen, der sich wirklich ernsthaft mit Vietnam beschäftigen will.
 
 
Wolfgang-D. Thiede „Tourismuspolitik in Vietnam“ - Sachbuch
© 2010 Wolfgang Thiede Verlag, 321 Seiten, Broschur, mit vielen Tabellen, Graphiken, Statistiken, einigen Kartenskizzen, Abkürzungsverzeichnis
Bevor das Buch im Handel erscheint, sind für interessierte Fachkreise Vorab-Exemplare beim Verfasser zu beziehen. Kontakt über die Musenblätter.

Auskünfte und Informationen über das Reiseland Vietnam unter:
www.vietnamtourism.com