"Afghanistan. Gerettete Schätze"

Nationalschatz Afghanistans in der Kunsthalle Bonn

von Andreas Rehnolt

Foto © Thierry Ollivier/Musée Guimet
"Afghanistan. Gerettete Schätze"
 
Kunst- und Ausstellungshalle Bonn
präsentiert den legendären
Nationalschatz Afghanistans


Bonn - Erstmals in Deutschland präsentiert die Kunst- und Ausstellungshalle Bonn seit dem 11. Juni bis zum 3. Oktober den legendären Nationalschatz Afghanistans, der wie durch ein Wunder die Jahre des Bürgerkriegs und der Zerstörung überdauerte. Die spektakulären Gold-, Silber- und Elfenbeingegenstände sind Zeugen des Königreichs Baktrien, einer Zivilisation, die sich im antiken Afghanistan an den Schnittstellen der Kulturen entlang der Seidenstraße entfaltete und so zum Schmelztiegel der unterschiedlichsten kulturellen Strömungen aus Ost und West wurde, hieß es in Ankündigung der Schau.

Foto © Thierry Ollivier/Musée Guimet

In Folge des Alexanderfeldzugs um 330 vor Christus zogen mehr und mehr Griechen und Makedonier in die antike Kulturlandschaft, wo sie die baktrische Hochkultur mitbegründeten. In der Ausstellung ist die Synthese der Kulturen sofort erkennbar. Bei den gezeigten Exponaten verschmelzen griechische, persische und indische Motive. So findet sich etwa eine detailreich gearbeitete Aphrodite mit Engelsflügeln und indischem Bindi (Stirnpunkt) neben einem auf einem Delphin reitenden Eros. Die Glanzstücke der Präsentation sind Funde aus vier bedeutenden archäologischen Stätten des Landes.

Filigran gearbeitete Gold- und Silberobjekte aus der Zeit um 2.000 vor Christus sind die ältesten Stücke der Ausstellung. Die Goldvasen zeigen raffinierte Ästhetik und unterstreichen die fundamentale Bedeutung, die Baktrien im Austausch zwischen dem Nahen Osten

Foto © Thierry Ollivier/Musée Guimet
und Indien spielte. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen imposante Goldfunde aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Die Vielfalt und die außerordentliche Raffinesse des Schmuckes mit seinen gefaßten Edelsteinen und den offensichtlich griechisch-römischen, indischen und sogar chinesischen Einflüssen liefert nach Angaben der Kuratoren einen Beweis für den Kontakt mit den großen Kaiserreichen der seßhaften Welt.

Außerdem werden Elfenbeinobjekte aus dem 1. Jahrhundert nach Christus gezeigt, die vom indischen Einfluß in dieser Region zeugen. Zudem finden sich zahlreiche Glasgefäße, Bronzen und Stuckmedaillons, die die Bindung an Alexandria und die römischen Welt verdeutlichen. Der Afghanische Nationalschatz ist von unschätzbarem kunst- und kulturhistorischen Wert. Lange Zeit galten die in der Ausstellung gezeigten Objekte allgemein als gestohlen oder von den Taliban zerstört.
 
Angesichts der instabilen Sicherheitslage zum Ende der russischen Besatzung Afghanistans
 
 Foto © Thierry Ollivier/Musée Guimet
versteckten mutige Mitarbeiter des Kabuler Nationalmuseums Ende der 80er Jahre die wichtigsten Objekte. Es folgten Jahrzehnte von Unruhen und bewaffneten Konflikten. Erst nach dem Ende der Taliban-Herrschaft 2004 konnte der Schatz nach der Öffnung der Tresore im Präsidentenpalast in Kabul der Öffentlichkeit erneut präsentiert werden. 230 der wertvollsten Stücke können nun in Bonn gezeigt werden.
 

Die Ausstellung ist dienstags und mittwochs von 10 bis 21 Uhr sowie donnerstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr geöffnet.
Internet: www.bundeskunsthalle.de




Dekor-Tafel , Begram, 1. Jh. n. Chr. - Foto © Thierry Ollivier/Musée Guimet

Redaktion: Frank Becker