Folkwang-Museum zeigt "A Star is born"

Rockgeschichte aus 60 Jahren im Foto

von Andras Rehnolt

Chuck Berry - Foto © Mark Seliger
Folkwang-Museum zeigt
"A Star is born"
 
 Faszinierende Foto-Ausstellung läßt
Rockgeschichte der vergangenen 60 Jahre
lebendig werden
 
Essen - Stars der Rockmusik standen und stehen auf beiden Seiten der Kamera. In den vergangenen 60 Jahren schufen Fotografen Bilder von ihnen, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben. Manche sind provozierend, andere schrill und wieder andere einfach nur wunderschön. Davon zeugt ab dem kommenden Freitag im Folkwang Museum Essen die Ausstellung "A Star is born", die Fotografie und Rock seit Elvis Presley präsentiert und als fotografischer Gang durch die Jahrzehnte Rockmusik quasi im Bild hörbar macht.
 
Mit rund 300 Fotografien, Plattencovern, Zeitschriften, Autogrammkarten und Film-Schnipseln gibt es Glamour-Porträts ebenso wie journalistische Dokumente von Live-Auftritten, PR-Material aus den Studios der Plattenfirmen, aber eben auch Aufnahmen, die den Kult um Instrumente und Soundtechniken belegen und  vervollständigen. Wie Kuratorin Ute Eskildsen am Dienstag bei der Vorbesichtigung der bis zum 10. Oktober laufenden Schau sagte, handelt es sich um die erste große Ausstellung zu diesem Thema in Deutschland.
 
Beim Abschreiten der großzügig gehängten Exponate gerät man als Rock- und Fotografie-Liebhaber eins ums andere Mal ins Schwärmen. "Es gibt jede Menge Aha- und Kannst-Du-Dich-noch-Erinnern-Erlebnisse", so einer der ersten begeisterten Besucher beim ersten Abschreiten der Fotografien. Da schaut einen etwa Elvis im Jahr 1956 ganz unverstellt und unschuldig etwa im Fond eines Taxis oder sich die Hände in einer Hotel-Toilette trocken schüttelnd an.  Damals ließen sich der King of Rock'n Roll und all die anderen Stars am Anfang ihrer Karriere noch von Fotografen durch den Alltag

Iggy Pop 2001 - Foto: Olaf Heine, © Iggy Pop
begleiten.
 
Chuck Berry etwa küßt 1971 seine Gitarre im Madison Square Garden, Jerry Lee Lewis hüpft zwischen 1957 und 1962 mit dem Mikro über eine Bühne und Elvis verläßt 1956 - von hinten fotografiert - einen  Bahnhof in Richmond im US-Bundesstaat Virginia mit dem unvermeidlichen Kofferradio in der Hand. Viele der frühen Aufnahmen, die in Essen zu sehen sind, weisen statt eines Fotografen-Namens lediglich den Vermerk "Anonym" auf. Irgendwann, im Verlauf der Musiker-Karrieren wurden diese ersten Aufnahmen dann wichtig, oft fanden sie sich auf Plattenhüllen oder Autogramm-Karten wieder.
 
Mit den Beatles und den Rolling Stones wurden die Aufnahmen dann gestylter, gewollter und ganz häufig eben auch gestellt. Die Fotografien dienten nicht mehr nur den Musikern, sondern oft auch der Karriere derjenigen, die sie "schossen". Berühmte Porträtfotografen holten die Rocker ins Studio, Grafiker und Maler wurden mit der Gestaltung von Plattencovern beauftragt. "Der Star wurde zum Greifen nah und eroberte als Poster die Zimmer der Jugendlichen", so die Kuratorin. Dafür stehen unter anderem die Aufnahmen der "lieben" Beatles, die Astrid Kirchherr 1962 von den damaligen Pilzköpfen machte.
 
Lang, lang ist's her und der Rezensent kramt am Abend nach dem Ausstellungsrundgang seine eigenen Beatles-LP's aus dem Regal. Auch die Aufnahmen, die Philip Townsend ein Jahr später - 1963 - in Birmingham von den Rolling Stones machte, zeigen lächelnde Jungs in häßlichen Karo-Jacketts oder schwarzen Rollkragen-Pullis, die sich so wahnsinnig von den Aufnahmen der faltig gewordenen Stones unterscheiden, die 45 Jahre später gemacht wurden. Fan-Fotos zeigt die Schau ebenfalls und man wähnt sich beim Betrachten der zumeist weiblichen Fans fast in einer Comedy-Sendung von heute.
 
Aufnahmen vom legendären Woodstock-Festival fehlen in der Schau ebensowenig wie legendäre Fotos von Bob Dylan, etwa das, das Daniel Kramer 1965 "Backlit on stage" im Forest Hills Stadion New York City machte oder die zwölf Porträt-Aufnahmen in schwarz-weiß von Jerry Schatzberg, die

Elvis und Fans  -  © Bettman/Corbis
dieser unter dem Titel "The Soul of" ebenfalls 1965 von Dylan machte. Nach dem Besuch der Schau hört man die Songs dieser Rockgrößen allesamt erneut mit einem leichten Schauer auf dem Rücken, wird man sich doch bewußt, daß man mit diesen Heroen der Rockmusik gemeinsam gealtert ist.
 
Gezeigt werden in Essen unter anderem Fotografien von Baron Wolman, Jill Furmanovsky, Mick Rock, Ron Galella, Neal Preston, Mark Seliger, Kevin Westenberg oder Annie Leibovitz und Bilder von den deutschen Fotografen Jim Rakete, Astrid Kirchherr, Didi Zill und Jürgen Vollmer. Ergänzt werden die Bilder durch musikalische Einschübe. An drei Stationen können Besucher die  Musik im thematischen Kontext hören. Fernsehbilder und Videoaufnahmen der Stars ergänzen die Schau ebenso wie kurze Interviews mit Zeitzeugen der Musik-Größen. 
 
Die Ausstellung ist vom 2.7. - 10.10.2010 dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 22.30 Uhr geöffnet.
 

Redaktion: Frank Becker