Michael-Metschies-Preis für Wolfgang Fehl

Rheinischer Verein für Denkmalpflege honoriert das Engagement für die Immanuelskirche

von Johannes Vesper
„Für eine schönere menschengemäße Stadt“

Michael-Metschies-Preis für Wolfgang Fehl
 
Am 21.11.2010 erhielt Wolfgang Fehl vom Vorstand des Trägervereins der Immanuelskirche in Barmen, den Michael-Metschies-Preis des 100 Jahre alten Rheinischen Vereins für Denkmalpflege - Regionalverband Wuppertal-Solingen- Remscheid.
 
Der Preis wurde von Dr. Michael Metschies, einst Oberstudienrat am Röntgen-Gymnasium in Lennep,

Foto © Wolfgang Fehl
gestiftet und wird verliehen für außergewöhnliche Verdienste um die regionale Denkmal- und Stadtbildpflege. Die 14 cm hohe Bronzeskulptur, geschaffen von Hans Jürgen Hiby, zeigt eine schützende Hand über gefährdetem Gebäude. Michael Metschies hat hier im Bergischen Land den Denkmalschutz zu Zeiten erfunden, als das Denkmalschutzgesetz noch nicht existierte - es stammt von 1980 -, als das in den 60er und 70er Jahren moderne Konzept der zeitgemäßen, autogerechten Stadt auch Wuppertal  bedrohte. Mit Abrißbirne und Bagger wurden damals der historischen Bausubstanz in der Stadt erhebliche Verluste zugefügt. Michael Metschies dokumentierte diese Katastrophe in dem Bändchen „Wuppertal wiederentdeckt“. Gegen den Strom der Zeit kämpfte er mit seinen Freunden um das Briller Schlößchen, welches durch ein Hochhaus  ersetzt werden sollte, rettete den Böhler Hof, die Haspelhäuser, das Bügeleisenhaus in der Ottenbrucher Straße. Die damaligen Abrißpläne waren nach Ratsbeschlüssen und Bebauungsplänen legal und formal korrekt. Nur durch die von Michael Metschies angestiftete Bürgerbeteiligung konnte Schlimmeres verhütet werden. Stuttgart und sein Hauptbahnhof lassen grüßen. Mit dem Slogan „Für eine schönere menschengerechte Stadt“ wurde damals tatsächlich für ein Hochhaus anstelle des Briller Schlößchens geworben. Nichts ist so absurd wie die Realität. Schon damals. 
 

Foto © Johannes Vesper
Und was wäre, wenn Wolfgang Fehl, seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Sänger der Kantorei Barmen Gemarke, 1984 nicht aktiv geworden wäre? Die Immanuelskirche wäre 1985 abgerissen worden, denn als Kirche war sie für die Gemeinde Gemarke nicht mehr haltbar. An ihrer Stelle hätten wir heute vermutlich immerhin einen Anwohner-Parkplatz. Obwohl sie als Konzertkirche seit 1946 von der Kantorei Barmen-Gemarke unter Helmuth Kahlhöfer (1914-1988) genutzt und mit ihren großen Aufführungen und Rundfunkaufnahmen auch wegen der großartigen Akustik (und neuen Schuke-Orgel seit 1967) weit über Barmen hinaus berühmt geworden ist, glaubte man auf sie verzichten zu können. Der Mitverfasser der „Barmer Erklärung vom 31.05.1934" Harmannus Obendieck (1894-1954) war Pfarrer an der Immanuelskirche. Jahrzehntelang haben die umliegenden Gymnasien ihre Gottesdienste und Konzerte hier abgehalten. Die neogotische Kirche war 1869 fertiggestellt worden, erbaut von Stadtbaumeister Ernst August Fischer nach dem Entwurf Ernst Heinrich Gluers, von dem auch die Jerusalemkirche in Hamburg stammt. Grundlage für Entwurf und Planung der Immanuelskirche, der ersten Kirche mit einem Namen in Wuppertal, war das Eisenacher Regulativ von 1861, in welchem Vorschriften für die Gestaltung und den Bau protestantischer Kirchen unter Mitarbeit des großen Friedrich August Stüler festgelegt worden waren. Dieser wichtige Raum Barmens schien 1984 überflüssig.
 
Nach der Umwidmung wurde die Kirche dem damals neu gegründeten Trägerverein (Schatzmeister Wolfgang Fehl) übergeben und saniert. Die erste große Sanierungsphase endete wegen
Geldmangels 1999 - und 2003 schien das Schicksal der Kirche besiegelt, als festgestellt wurde, daß der mächtige Turm kaum zu sanieren war. Seine doppelschaligen Mauern drohten zu bersten. In einem neuen Anlauf 2003-2010 gelang aber Grundsanierung der Kirche inklusive der Reinigung und Revision der wunderbaren Orgel dann doch. Alte Steine wurden herausgenommen, bearbeitet oder ersetzt. Schornsteinkopf, Fenstermaßwerk, Säulen in der Fassade aus heimischer Grauwacke und Schallöcher für den Glockenklang entstanden neu. Die Turmuhr wurde heruntergeholt, saniert und tickt jetzt als neue Funkuhr mit einer exakten Kopie des alten Zifferblattes wieder hoch über den

Foto © Johannes Vesper
umliegenden Dächern. Die Seele Oberbarmens, wie die Kirche bezeichnet wurde, erstand in neuem Glanz und ihre Rettung ist dem unermüdlichen Engagement und der Hartnäckigkeit von Wolfgang Fehl und seinem Trägerverein zu danken. Dafür wurde er jetzt zusammen mit seiner Frau ausgezeichnet. Natürlich sang die Kantorei, natürlich erklang mächtig die Orgel an diesem Freudentag. Und Wolfgang Fehl erhielt von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die das Projekt seit 1996 unterstützt, einen letzten Fördervertrag über 105.000 € zur Mitfinanzierung der Aufwendungen 2009.
Der Sanierungserfolg  ist nur durch die erhebliche Förderung dieser Stiftung aber auch aus den Mitteln des Landes NRW ermöglicht worden. Die Immanuelskirche ist als Bürgerinitiative sowohl für die Stiftung als auch für das Land NRW das Sanierungsobjekt mit der in den letzten Jahren umfangreichsten Förderung. Geld wird immer noch zur Deckung letzter Lücken benötigt, aktuell für die Restaurierung des  historischen Eisenzauns rund um das Kirchengrundstück.

Redaktion: Frank Becker