Immer feste druff! "Hohn war immer eine berechtigte Form geistiger Kriegsführung" zitiert Herausgeber Jörg Drews den Theaterkritiker und Dichter Theodor Fontane anstelle eine Vorwortes. Mit den jetzt in einer überarbeiteten "endgültigen" Fassung erschienenen Neuausgabe seiner gesammelten literarischen Funde tritt er den amüsanten wie bissigen Beweis an. Und da die Literatur sich der Musik so nah befindet wie kaum eine andere Form, werden auch musikalische Aspekte gestreift, was uns hier beim OMM natürlich Spaß macht. Denn gepflegte Häme hat was, und Schadenfreude tut manchmal richtig gut. Da reiht zum Beispiel Woody Allen in die Riege der Überschätzten neben C.G. Jung und Ingmar Bergmann auch respektlos Gustav Mahler ein, um im Gegenzug von Eckhard Henscheid selber in bester Gesellschaft von Sartre, Fassbinder und Fischer-Dieskau zu den Überschätzten der letzten 40 Jahre gezählt zu werden. Wurst wider Wurst. Wolf Biermann wird von Peter Hacks als Eduard Bernstein des Tingeltangel abgewatscht und von Peter Rühmkorf so eingeordnet: " Dünn angerührt und dich aufgetragen". Alfred Döblin nennt Bertold Brecht einen "armen Heinrich" des Bürgertums und schmäht das Lied "Stürmisch ist die Nacht und die See geht hoch" aus der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" als " Wildwestphantasie, gegen die gehalten Karl Mays höchste Sachlichkeit ist". Dylan Thomas, dem zu Ehren sich ein gewisser Robert Zimmermann "Bob Dylan" nannte, wird von Edith Sitwell geschmäht: "Man muß mit dem jungen Mann sofort zum Psychiater...". Alles will ich dem geneigten Leser nicht vorlegen - man will ja schließlich auch selber auf Entdeckungsreise gehen. Eine ergötzliche Lektüre, jedermann herzlich zum Vergnügen empfohlen. |
Dichter beschimpfen Dichter Ein Alphabet harter Urteile Zusammengesucht von Jörg Drews & Co.
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