Die Varusniederlage oder Die Schlacht im oder am Teutoburger Wald

Die Schlacht um die Schlacht - (Teil 6)

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Die Varusniederlage
oder
Die Schlacht im oder am Teutoburger Wald
Oder
Die Schlacht um die Schlacht
Die reine rheinische Wahrheit

- Teil 6 -
 
 
Von Heinrich Heine
bis Willi Ostermann

Und der deutschen Literatur kann man auch nicht immer glauben, so den Niedersachsen, wenn die z.B. in ihrem Niedersachsen Lied in der zweiten Strophe sagen:

Wo fiel'n die römischen Schergen?
Wo versank die welsche Brut?
In Niedersachsens Bergen,
An Niedersachsens Wut
Wer warf den römischen Adler
Nieder in den Sand?
Wer hielt die Freiheit hoch
Im deutschen Vaterland?
Das war'n die Niedersachsen,
Sturmfest und erdverwachsen,
Heil Herzog Widukinds Stamm!
 
Da lob ich mir doch meinen Heinrich Heine, der zur Einweihung des Hermannsdenkmals (zu dem er übrigens auch gespendet hat) geschrieben hat:
 
„Das ist der Teutoburger Wald,
den Tacitus beschrieben,
Das ist der klassische Morast,
wo Varus steckengeblieben.
Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
die siegte in diesem Drecke...“
 
Nun ist ja aber eine weitere zentrale Frage die:
Wer waren eigentlich die Beteiligten? Dazu kann ich Ihnen einiges sagen.
Also da waren zunächst einmal die Römer. Die Römer sind ja damals gerne mit Schäfers Reisen Siegburg durch Europa gefahren und wo es ihnen gefallen hat, haben sie erobert. Normal. Da sehen Sie übrigens hier vor sich einen Experten, denn in der Stadt, in der ich das Gymnasium besucht habe, steht das Tor der Römer in den Norden – also jetzt nicht original sondern nachempfunden: das Siegesdenkmal. Das Siegesdenkmal ist auf Mussolinis persönliche Initiative hin errichtet worden. Das Denkmal ist mit Plastiken der italienischen Bildhauer Adolfo Wildt und Libero Andreotti ausgestattet. An der Stirnseite schießt eine stilisierte Siegesgöttin einen Pfeil gegen den germanischen Norden ab. Gewidmet wurde das Bauwerk den „Märtyrern des Ersten Weltkrieges“.
Folgende lateinische Inschrift findet sich an der Front:
„Hic patriae fines siste signa. Hinc ceteros excoluimus lingua legibus artibus.“
„Hier an den Grenzen des Vaterlandes setze die Feld-Zeichen. Von hier aus bildeten wir die Übrigen durch Sprache, Gesetze und Künste.“
Die Einweihung fand am 12. Juli 1928 durch König Viktor Emanuel III. statt. An diesem Tage gab es in Innsbruck eine Gegendemonstration mit 10.000 Teilnehmern. Hier erinnerte also Mussolini daran, daß die Römer sich via Bozen langsam den Norden Europas untertan machten.
Wir wissen nun, daß der Römer gerne nach Germanien kam, speziell aber bei den Ubiern blieb. Überall sonst ist er wieder verschwunden, römische Bayern werden Sie ebenso vergeblich suchen wie römische Tecklenburger oder Hanseaten. Nur im Rheinland ist er gerne geblieben, speziell in Köln. Gut: aus der Pax romana, die er uns gebracht hat, ist eine Pizza romana geworden, aber Hauptsache er ist noch da und fühlt sich wohl, schön!
Der Römer ist also hierhin gekommen und – das muß man wirklich sagen – er war ein feiner Kerl. Man muß sich das immer praktisch vorstellen, hier:
Für die Rheinschiffahrt mußß die Römerzeit eine der schönsten Zeiten övverhaupts gewesen sein.
Ich kann mir das so schön vorstellen: mim Schiff voll Wein die Mosella erav, un wie die dann jesungen haben die wunderbaren römischen Legionärslieder die der großartige römische Musiker, der Guiglielmus vir pasqualis, der römische Willi Ostermann komponiert hat - und damals hat man das über den ganzen Rhein gehört, da war die Welt ja noch nicht so lärmverschmutzt wie heute, hier zum Beispiel:
Vae victis, navis praefectus,
legionarius est semper erectus
pulcher puella coloniensis
vita est amor et circenses
vae victis, Colonia,
vivat puella, sempér expeditá  (!!)

Herrlich, ne,dat kann man sich esu richtig vürstelle in der Hand dä Schlauch Wein un links die herrlichen Burgen: turris muris, dä Mäuseturm, ne oder hier: die feindlichen Brüder, fratres inimici oder Stolzenfels, castellum superbum oder saxum draconis, dä Drachenfels oder hier: insula virginibus sacris cara, Nonnenwerth, klar oder dann dat herrliche pons kennedianum, die Kennedybröck oder castrum stupidum, Dusseldorf (damals noch ohne Umlaut!), das war damals das Umerziehungslager für bayerische Offiziersanwärter aus dem Bergischen Land, damit die ein bißchen gesellschaftlichen Schliff und Manieren beigebracht kriegen, woher ja damals dann der Spruch entstand:
Die Düsseldorfer kaufen für Geld, das sie nicht haben, Klamotten, die sie nicht brauchen um Menschen zu imponieren, die sie noch nicht mal kennen, den Römern nämlich.

Also all dat hat ja auch dem Römer schon jefallen, der ja der erste Rheintourist überhaupt war, un do hätt der Römer jo dann och für jesorgt, dat dat so bleibt und hat hier und da Klöster jejründet beziehungsweise wie soll ich sagen: er hat die Voraussetzungen dafür jeschaffen, daßKlöster gebaut werden konnten indem er schon mal dä ein oder andere Mönch ömjenietet hätt. Dann hat er die Knochen liegengelassen, damit sie auch entdeckt werden, was ja damals alle naslang geschah: kein Pilgerzug nach Sankt Jakob von Kompostella, ohne daß nicht einer wieder über einen Brustkorb oder eine Hüfte gestolpert wär, also die Knochen davon, und schon war wieder ein Märtyrer klar, klein Kapellchen drüber jebaut zum Konservieren und weiter jing et nohm Ballermann, äh, nach Santiago, wie gesagt, und da sind dann darüber die ganzen herrlichen rheinischen Klöster entstanden
Also soweit der Römer und seine Auswirkungen.

Wer waren denn die Germanen?

Zur Beantwortung dieser komplexen Frage hole ich dann am kommenden Dienstag aus, liebe Leser. Einstweilen wünsche ich Ihnen die Ahnung eines Frühlingsbeginns - ha, spüren Sie dat auch schon in den Knochen?

Ihr
Konrad Beikircher





© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2011
Redaktion: Frank Becker