In der Hitze der Nacht

In the Heat of the Night jetzt in der Zweitausendeins Film-Edition

von Frank Becker
„They call me Mister Tibbs“
 
„They call me Mister Tibbs“. Dieser Satz ist zum cineastischen Topos und zum Bekenntnis für die Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß in den USA geworden. Wohl kaum ein amerikanischer Film hat in den 1960er Jahren, zu deren Beginn in den Südstaaten der USA noch strikte und mit Gewalt durchgesetzte Apartheid galt (man erinnere sich an Montgomery, Little Rock und Birmingham) für soviel öffentliche Diskussion gesorgt wie „In the heat of the night“, Norman Jewisons Meisterstück aus dem Jahr 1967. Man kann dem Streifen das Prädikat bescheinigen, ein Film-Klassiker zu sein, der seinen Rang auch 44 Jahre später behaupten kann und sicher für alle Zeiten zu den 100 besten Filmen seines Genres gehören wird. Seine fünf Oscars (für sieben war er nominiert) für den besten Film, besten Hauptdarsteller (Rod Steiger), bestes Drehbuch (Stirling Silliphant), den besten Ton und besten Schnitt hatte er wahrlich verdient. Mir ist allerdings bis heute ein Rätsel, warum der den Film und seine aufgeheizte Stimmung tragenden Musik von Quincy Jones und dem von Ray Charles gesungenen Titelsong diese Ehrung versagt geblieben ist. Auch über eine Grammy-Nominierung ist der Soundtrack übrigens nicht hinaus gekommen.
 
Oscar-Preisträger Sidney Poitier (zu dieser Zeit schon durch „Flucht in Ketten“, „Porgy and Bess“, „Lilien auf dem Felde“ und „Die Saat der Gewalt“ ein Weltstar) spielt den durchreisenden schwarzen Polizisten Virgil Tibbs aus Philadelphia, der in dem Mississippi-Städtchen Sparta zunächst als Mordverdächtiger festgenommen, dann aber gegen seinen Willen in die Ermittlung nach dem Mörder des Industriellen Colbert hineingezogen wird. Sein Gegner und zugleich Verbündeter ist der unentwegt hektisch Kaugummi kauende Polizeichef Bill Gillespie, den Rod Steiger (seit „Der Pfandleiher“, „Schmutziger Lorbeer“, „Der längste Tag“ und „Doktor Schiwago“ ebenfalls ein Star) gibt. Norman Jewison hat den Film aber nicht nur in den Hauptrollen perfekt besetzt, jede Nebenrolle bis hin zur kleinsten Charge paßt punktgenau.
Tibbs hat als erfahrener Mordermittler aus der Großstadt natürlich mehr Fachwissen als die unerfahrenen Kleinstadt-Polizisten, deren Chef eingeschlossen, und er wird zum Schlüssel der durch Vorurteile belasteten und in zunächst in eine falsche Richtung gehenden Ermittlungen. Daß er dabei den Hillbillies von Sparta als „Nigger“ oder als „Boy“, wie er immer wieder in abfälligem Ton genannt wird (das deutsche „Mein Junge“ ist da eine direkt humane Übersetzung), mächtig gegen den dumm-arroganten Strich geht, versteht sich. So wird die Hitze der Nacht doppeldeutig – im Falle von Officer Sam Wood kommt noch eine Facette hinzu – indem der schwüle Sommer den Protagonisten ebenso zu schaffen macht, wie der aufgestaute Haß in Sparta. Die Darsteller der Ermittler und von Spartas Ober- und Unterschicht, allen voran Poitier und Steiger, halten das Niveau und die Spannung hoch und liefern hervorragende Charakterskizzen ab, die mal ganz abgesehen von der fesselnden Handlung den Film sehenswert machen.

Original-Filmplakat © United Artists
 
Zweitausendeins hat „In der Hitze der Nacht“ jetzt in seine Film-Edition aufgenommen und bietet dieses Bonbon in einer preiswerten Ausgabe an.
 
In der Hitze der Nacht  •  Zweitausendeins edition film 60
USA 1967. Regie: Norman Jewison Krimi/Drama mit: Sidney Poitier (Virgil Tibbs), Rod Steiger (Polizeichef Bill Gillespie), Warren Oates (Officer Sam Wood), Lee Grant (Mrs. Leslie Colbert) u.a..
Sprache.: D/E/Sp. Untertitel: div., Trailer, 105 Min. FSK 12. DD 2.0 Mono. Zweitausendeins Edition. Kg. DVD. - Bestellnr. 895116 - 7,99 €

Trailer: www.youtube.com/