Chopin á la bonheur!

Die 29-jährige Pianistin Aleksandra Mikulska vermittelte ein neues Verständnis für Chopin

von Frank Becker
Chopin á la bonheur!
 
Die 29-jährige Pianistin
Aleksandra Mikulska
vermittelte ein neues Verständnis
für Frédéric Chopin
 

So, genau so stellt man sich die Musik Frédéric Chopins vor: geradeaus und ohne Schnörkel gespielt. Die erst 29-jährige polnische Pianistin Aleksandra Mikulska setzte mit ihrem Solo-Konzert in der Reihe „Weltklassik am Klavier“ unter dem Titel „Chopin pur“ am vergangenen Sonntagnachmittag in der Lenneper Klosterkirche Akzente. Einige der schönsten Klavierstücke des polnischen Nationalkomponisten hatte die bereits vielfach ausgezeichnete Virtuosin zu einem berauschenden Programm zusammengestellt: das Scherzo b-Moll Nr. 2 op. 31, die „Heroische Polonaise“ As-Dur op 53, das Andante Spianato & Grande Polonaise Brillante Es-Dur op. 22, die Fantaisie – Impromptu cis-Moll op. 66 und die dritte und größte seiner drei Klaviersonaten, die h-Moll Nr. 3 op. 58.
 
Ihr Ruf war der zierlichen jungen Frau mit dem unerwartet gewaltigen Anschlag wohl vorausgeeilt, denn fast reichte der Saal der Klosterkirche nicht aus, dem Ansturm des Publikums genügend Raum zu geben – ausverkauftes Haus! Sehr schnell zeigte sich, wie berechtigt das Interesse war, dieses Ausnahmetalent zu hören und auf der Bühne zu erleben. Carsten Dürer (Piano News) hat ihr Spiel einmal als „ehrlich“ bezeichnet. Man kann ihm nur beipflichten und allenfalls ergänzen: von natürlicher Eleganz und höchster Virtuosität. Bereits mit dem in phantastischer Reduktion intensiv empfundenen schwerblütigen „Scherzo“ zog Aleksandra Mikulska, die schon mit ihren tieferes Verständnis vermittelnden einleitenden Erläuterungen alle Sympathien gefangen hatte, in die Herzen aller ein.
 
Der Heroischen Polonaise, einem allbekannten Gassenhauer Chopins, gab sie durch grandiose Akzente frische Farbe – ein Ohrenschmaus und Balsam für die Seele, hervorragend wie der ganze weitere Abend. Keine Nadel hätte man im Saal fallen hören können, als sie danach förmlich dreidimensional lichtdurchflutet die etwas gemessenere Grande Polonaise spielte. Faszination pur!
Wie in einem wirbelnden Rausch legte sie den Beginn der Fantaisie an, gefolgt von dem jedem Chopin-Freund geläufigen Thema, aber anders, schöner, als je zuvor gehört. Die vier Sätze der abschließenden knapp halbstündigen 3. Klaviersonate waren ein einziger Traum. Man mußte sich einfach in diese Musik hineinfallen lassen, in ein Konzert, das Maßstäbe setzte und jeden bis dahin eventuell neutralen oder indifferenten Zuhörer zum Chopin-Liebhaber und ganz sicher zum Aleksandra Mikulska-Fan mach mußte. Was für ein Talent! Besser geht´s nicht.
 
Weitere Informationen unter: www.aleksandra-mikulska.de/  und  www.weltklassik.de/  sowie  www.organum-classics.de/