"Vocabularius Teutonicus" wieder zugänglich

Frühestes Wörterbuch der deutschen Alltagssprache jetzt als Neuauflage

Red./ARe

© Deutsche Forschungsgemeinschaft
Vocabularius Teutonicus

Frühestes Wörterbuch der deutschen
Alltagssprache jetzt als Neuauflage
 
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft
förderte die Neuauflage des 1509
erschienenen Werkes
 
Münster - Das vermutlich früheste Wörterbuch der deutschen Alltagssprache, der "Vocabularius Teutonicus" (Vocabularius teutonicus in quo vulgares dictiones ordine alphabetico praeponuntur) aus dem Jahr 1509 ist jetzt als dreibändige Neuerscheinung herausgebracht worden. Gefördert hat die Edition die Deutsche Forschungsgemeinschaft, teilte die Universität Münster mit. Nur ein einziges Exemplar des gut 500 Jahre alten Wörterbuchs war erhalten geblieben.  Die Neuerscheinung ist in der Buchreihe "Niederdeutsche Studien" der Kommission für Mundart- und Namenforschung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe  erschienen.
 
Dokumentiert sind hier die 17 bekannten Handschriften des "Vocubalarius Teutonicus" und die einzige bekannte Druckfassung. Für Historiker und Sprachforscher besonders spannend ist die Möglichkeit, die regional unterschiedlichen Bezeichnungen zu finden, erklärte Jürgen Macha, Leiter der Mundart- und Namensforschungskommission des Verbandes. Ursprünglich entstand der "Vocabularius Teutonicus" als Wörterbuch für Schüler, die aus dem Mittelniederdeutschen ins Lateinische übersetzen sollten. Seine Stichwortliste ist deswegen auch nach den deutschen Worten und nicht - wie üblicher - nach den lateinischen sortiert, so die Herausgeber, die das Wörterbuch als "eine wahre Fundgrube für die mittelalterliche Alltagssprache" bezeichneten. Der "Vocabularius
Teutonicus" sei als Vorläufer des großen Grimm'schen Wörterbuches zu verstehen, hieß es weiter. Als die gedruckte Fassung des münster'schen Buchhändlers und Frühdruckers Laurenz Borneman mit dem Titel "Vocabularius in quo" erschien, hatte sie sich allerdings schon überlebt.
 
Zu Beginn der Neuzeit kamen humanistische Wörterbücher auf, die sich auf das klassische Latein bezogen und die spätmittelalterlichen Wörterbücher mit ihrem Vulgärlatein verdrängten. Wohl auch diesem Umstand war es zu verdanken, dass der "Vocabularius teutonicus" 100 Jahre nach der ersten Handschrift nur eine Druckauflage erlebte und heute in nur einem Druckexemplar überliefert ist.

Weitere Informationen: www.uni-muenster.de/

Redaktion: Frank Becker