Der Rheinländer als solcher

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Der Rheinländer als solcher

Ich lebe seit 45 Jahren im Rheinland. Linksrheinisch, versteht sich. Wer mag schon rechtsrheinisch, preußisch wohnen? Und ich liebe es hier zu wohnen, liebe die Rheinländer und frage mich doch, nach all der Zeit, immer wieder: wie isset dann möglich, dat der Rheinländer esu is wie hä is? Woher kommt es denn, daß der Rheinländer so anders, so ganz anders ist als die anderen Deutschen? Und ich horche ihm auf den Mund und siehe da!: so nach und nach entblättert sich seine Seele in seiner Sprache. Weil: wenn man einen beim Wort nimmt, gibts nicht mehr viele Schlupfwinkel, in die er entfleuchen könnte. Und weil es so großen Spaß macht, meiner These: der Mensch ist, wie er spricht, nachzugehen, möchte ich Ihnen heute und an - hoffentlich vielen Dienstagen - diesen Spaß nicht vorenthalten. So wissen Sie sicherlich, zum Beispiel, daß der Rheinländer ungern "Nein" sagt. Nun gut, er versucht es ebends immer erstmal im Guten. Das heißt, so, daß er selber gut dasteht. Geben Sie ihm einen Auftrag und fragen Sie zwei Wochen später nach, ob er ihn erledigt hat. Hat er ihn erledigt, gut. Hat er ihn aber nicht erledigt, so wird er Ihnen auf die Frage: "Wie süht et us? Hässe dat jemaat?" keinesfalls antworten: "Nee!", sondern sich verlegen am Kopf kratzen und sagen: "Also, ich wollt dat letztens noch jemacht haben...". Und es stimmt ja auch: EIGENTLICH hat er es ja auch gemacht haben zu können geglaubt sein, irjendswie, ewwer...
Und meint doch, eigentlich: "Nee!". Und alle wissen es, ein Kölsch und der Fall hätt sich. Nur die übrigen Deutschen bringt es zur Raserei, dieses "Ich wollt dat letztens noch jemacht haben". Aber: was verstehen DIE schon vom Rheinland!

Also dann, in diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher


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