Blick ins Rheinland

Grafik von Georg Meistermann im Kunstverein Langenfeld

von Jürgen Koller
Blick ins Rheinland
Grafik von Georg Meistermann
im Kunstverein Langenfeld

 
Zum 100. Geburtstag von Georg Meistermann (*16. Juni 1911 in Solingen; +12. Juni 1990) richtet das Kunstmuseum Solingen dem Sohn der Stadt unter dem Titel „Das Leben ist in Farbe eingehüllt“ eine repräsentative Retrospektive aus. Etwa gleichzeitig veranstaltet der Kunstverein Langenfeld e.V. im dortigen Kunstraum eine Schau mit grafischen Werken und Arbeiten der Aquarell-Kunst des Künstlers, die im Zeitraum von 1936 bis 1990 geschaffen wurden. Es war für den Kunstverein Langenfeld und dessen Kuratorin Beate Domdey-Fehlau ein beachtlicher Kraftakt über zwei Jahre hinweg, aus drei Sammlungen – dem Kunstmuseum Solingen, dem Museum für moderne Kunst in Wittlich und aus einer privaten Sammlung - grafische Werke, Aquarelle und einige Gemälde ausgeliehen zu bekommen. Erschwerend kam noch dazu, daß es in den Jahren von 2007 bis 2010 zwischen der Stadt Wittlich und der Erbengemeinschaft zu einem politisch gefärbten Streit gekommen war. Diese Meistermann-Ausstellung reiht sich würdig in die Reihe bedeutender Künstler ein, die in den letzten Jahren im Langenfelder Kunstraum präsentiert werden konnten – es sei an Ausstellungen mit Werken von Otto-Herbert Hajek, Emil  Schumacher, Heinz Mack, Otto Piene oder Adolf Luther erinnert.
 
Georg Meistermann war nicht nur Maler und Grafiker, sondern einer der bedeutendsten Gestalter von Glasbildkunst für Sakral- und Profanbauten in Deutschland und in Europa. Er hat über 1000 Glasfenster an rund 250 Orten geschaffen, u.a. auch in der Kirche St. Maria Rosenkranzkönigin in Langenfeld-Wiescheid. Seine anfangs figurativen, später überwiegend abstrakten Glasbild-Gestaltungen zeichnen sich durch eine kraftvolle, zugleich aber streng geordnete Formstruktur sowie eine leuchtende Farbigkeit aus, während seine grafischen Arbeiten in Form und Farbe zurückgenommen sind. Der Künstler lehrte an der Frankfurter Städelschule, an der Akademie der Bildenden Künste München und an den Kunstakademien Düsseldorf und Karlsruhe. Er war Teilnehmer der Dokumenta I und II in Kassel. Von besonderer Bedeutung, gerade in der hart und kontrovers geführten Diskussion über das Für und Wider der realistischen Malerei und der abstrakten Kunst, war sein Präsidentenamt im Deutschen Künstlerbund von 1965 bis 1972, dem er bereits in den frühen 50er Jahren beigetreten war. Erwähnenswert ist auch sein Engagement als Präsident des Künstlerbundes für die Einrichtung einer Künstler-Versicherung.


Foto © Alexander Beck
 
Die Langenfelder Grafik-Ausstellung steht unter dem programmatischen Titel „Wege zur Abstraktion“. Die Blätter, nicht chronologisch gehängt, sondern deren ästhetische Wirkung zueinander im Raum betonend, vermitteln dem Publikum einen Spannungsbogen von frühen künstlerischen Äußerungen bis in das formal ausgereifte grafische Spätwerk mit seriellem Charakter. Während der Nazi-Zeit mußte Meistermann sein Studium in Düsseldorf u.a. bei Heinrich Nauen und Ewald Mataré abbrechen, er erhielt Ausstellungsverbot. Zwei frühe Arbeiten bezeugen seinen Anspruch, auf die politisch-kriegerischen Ereignisse seiner Zeit zu reagieren – „Gehenkte“ (1942) und „Stalingrad“ (1943). Nicht nur religiösen Bezug hat sein frühes Blatt „Friedensengel“ mit der Beischrift nach Lucas „Fürchtet euch nicht“ aus dem Jahre 1938. Die Ausstellung belegt sehr anschaulich, wie Meistermann über die Jahrzehnte hinweg seine anfängliche realistische Sicht auf Figuren, Landschaften oder Stillleben verläßt und zu einer immer weiter ausgeprägten Abstraktion findet. Farb-Variationen eines Motivs, etwa bei den „Schwingen“ (1990) – von blau-grau, dunkelgrau über rot, gelb zu orange sind für den Künstler ebenso von Interesse wie Farb-Spiele bei den „Kleinen Efeu-Blättern“ (1985). Die technische Palette der grafischen Blätter reicht vom Holzschnitt und Siebdruck über Lithografie bis hin zum Offset-Druck. Es finden sich aber auch Kohle- und Federzeichnungen.
 
Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Mai 2011 im Kunstraum des Kunstvereins Langenfeld e.V., Hauptstraße 135 (Anfahrt über Metzmacherstraße), 40764 Langenfeld, zu sehen.
Öffnungszeiten: Di., Fr. und Sa. von 10 -13 Uhr, Do. 15 – 20 Uhr, So. 15 -18 Uhr
 
Redaktion: Frank Becker