Liebenswertes Schwaben

"Schwäbisches Allerlei" mit Willy Reichert

von Frank Becker
Der Vogel läßt das Singen nicht

Willy Reichert (1896-1973) war einer der größten und beliebtesten deutschen Volksschauspieler - und er ist bis heute unvergessen. Sein Lebenswerk und sein unverwüstlicher Humor werden weit über die Grenzen seiner schwäbischen Heimat hinaus geschätzt. Das Fernsehen hat Willy Reicherts Filme, die ihn nicht nur als schlitzohrigen Bürgermeister und tiefsinnigen Vierteles-Philosophen zeigen, in die Wohnstuben der Republik getragen. Reichert wurde auch als Charakterdarsteller bekannt und geschätzt. Das Label In-Akustik hat nun nach der Edition des erfolgreichen schwäbischen Familienepos "Die Chronik der Familie Nägele" und der heiteren Sammlung der "Schwäbischen Geschichten" eine Auswahl von Filmen, Serienausschnitten und Szenen zusammengestellt, die Willy Reicherts ganze Bandbreite zeigt.

Mit dabei sind die sechs Episoden der Serie "Ich denke oft an Krottenbrunn...", mit der Autor Fritz Eckhardt
an den Erfolg der "Schwäbischen Geschichten" anknüpfen konnte und die mit dem bewährten Personal, also fast der gesamten schwäbischen Schauspieler-Elite, gedreht wurden. Drei der von Stefan Zagon geschriebenen ganz köstlichen "Bürogeschichten" (1959-1964) wurden aufgenommen - Reichert glänzt hier wie in den kleinen Szenen auf CD 2 in vielen Masken wo er auch auch als Couplet-Sänger seine Qualitäten zeigen kann. Natürlich dürfen einige der legendären Häberle-Pfleiderer-Geschichten nicht fehlen, u.a. ist eine der ganz frühen und bis heute besten Szenen zu sehen "Auf der Brücke", dazu "In der Loge" und "Der Häcker". Reichert und sein alter ego Oscar Heiler sind einfach unerreicht, was auch die wundervolle Szene "Am Postschalter" belegt.

Ganz besonders aber freut den Rezensenten, daß mit dieser Sammlung nun auch der Film "Der Vogel läßt das Singen nicht" stets bei der Hand ist, denn selten habe ich mich köstlicher amüsiert als bei dieser liebenswerten Geschichte um den historischen Pfarrer Michael von Jung aus Kirchdorf bei Memmingen, der mit Humor der Mutter Kirche die Stirn zu bieten wußte. Mit Dieter Borsche als Domkapitular, Margaret Carl als Haushälterin und mit Ilse Künkele als Bürgerin ist 1966 - zu Willy Reicherts 70. Geburtstag - Hans-Bernhard Theopold nach Alfred Weitnauers Buch damit ein ewiges Kabinettstückchen gelungen. Ein gelungener Bonus-Film von knapp 10 Minuten erzählt über Weitnauer und Jung.

Man muß kein Schwabe sein, um das "Schwäbische Allerlei" zu lieben.

CD 1:
01 Ich denke oft an Krottenbrunn... (Schwäbische Erinnerungen)
02 Bürogeschichten

CD 2:
01 Echt antik... und anders
02 Tränen gelacht
03 Der Vogel läßt das Singen nicht (+ Bonus)

Beispielbild

Schwäbisches Allerlei

von Fritz Eckhardt, Willy Reichert, Walter Mehring, Joachim Ringelnatz, Stefan Zagon, Manfred Kyber, Alfred Weitnauer u.a.m.

mit Willy Reichert, Oscar Heiler,
Doris Denzel, Karin Eikelbaum, Fritz Eckhardt, Christiane Timerding, Peter Oehme,  Walter Schultheiss, Adolf Will, Hans Elwenspoek, Monika Hirschle, Ingeborg Karpf, Ilse Künkele, Barbara Müller, Oskar Müller, Hans Hermann Schaufuss, E.M. Striehm, Achim Thorwald, Hans Timerding, Werner Veidt, Trudel Wulle-Schultheiss, Dieter Borsche, Margaret Carl, Kurt Grosskurth, Dietz Werner Steck, Martin Schleker, Andrea Perlams, Malwine Moeller-Barfod u.v.a.

Regie: Erich Neureuther, Bruno Voges, Hans-Bernhard Theopold,

2 DVD - s/w und Farbe
Gesamtspielzeit: 302 Minuten

© 1956-1983 SWF/SWR
© 2010 in-akustik

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