In Irland nobel logieren

Eine kleine Reise

von Frank Becker
Foto © Frank Becker
Keltische Kultstätten, Irische Pubs und gediegene Herrenhäuser


Eine kleine Reise durch Irland
und die Welt seiner Estates



Zur Vorbereitung


Wenn ich aufzähle: Hurling, Guiness, Smithwicks, Whiskey, Cider, Scones, Brown Bread, Fishing, Socializing, Set Dancing und Storytelling – wohin möchte ich sie führen? Richtig. Ob sie nun Hugo Hamiltons „Die redselige Insel“ zur Einstimmung lesen, Heinrich Bölls „Irisches Tagebuch“, das jetzt 50 Jahre alt wird, Ralf Sotschecks „Der gläserne Trinker“ oder sein Buch „Der keltische Tiger“ – so amüsant wie diese Lektüre können sie sich einen Besuch auf der grünen Insel Irland durchaus vorstellen. Natürlich ist am allerbesten beraten, wer auch noch Flann O´Brien als Quelle irischer Denk- und Lebensart zu Rate zieht. Dessen Bücher, auch der Band „Trost und Rat - Die besten Kolumnen aus der Irish Times“ sind noch in verschiedenen Ausgaben im Buchhandel zu haben.

Selbst bei "Liquid sunshine" schön

Nach der Lektüre bestens vorbereitet, müssen sie nur noch hinfahren – und feststellen, daß doch alles ganz anders ist, nämlich noch schöner und grüner, als sie es sich vorgestellt haben, selbst wenn mal der Himmel grau ist, der Wind am Mantel zerrt oder es schnürlregnet – „Liquid Sunshine“, wie der
 
Trim Castle - Foto © Frank Becker
humorige Aer Lingus Pilot das beim Anflug auf Dublin nennt. Durch welliges grünes Land, vorbei an Hecken, Stonewalls, Schafherden, schmucken Vorgärten und alten Bäumen passieren wir Virginia mit seinem alten Theater, mehrfach Preisträger im Wettbewerb „The Tidiest Town of Irleland“. Trim Castle in Meath sollte man nicht verpassen – das älteste und größte anglo-irische Festungswerk aus normannischer Zeit im 12. Jahrhundert ist mit seinen raffinierten Sperr- und Verteidigungsanlagen das einzige in Irland erhaltene Bollwerk seiner Art. Das Land ist von überwältigender Weite und Schönheit, die Menschen sind noch „irischer“ als erwartet, zugleich von einer herzlichen Offenheit und Gastfreundschaft. Das macht die Begegnung leicht und den Umgang angenehm. Sie werden in Irland nie verloren gehen, auch wenn sie „nur“ Englisch können, denn nichts ist leichter, als mit Iren ins Gespräch zu kommen. Man ist interessiert, achtet aufeinander und hört einander zu. Vermissen sie das nicht manchmal hier bei uns? Also ein weiterer Grund, Irland zu besuchen.

Das Ziel: Ruhe...

Der Irland-Reisende, der Ruhe (man kann davon eine Menge in dem dünn besiedelten Land finden) gerne mit einer anspruchsvollen Unterkunft, einem reichhaltigen Wellness-Angebot, vorzüglicher internationaler und landestypischer Küche sowie dem Volkssport Golf verbinden möchte, wird von einem reichhaltigen Angebot überrascht, in Estates, ehemaligen Herrensitzen zur Ruhe und zum Ausgleich zu kommen. Ob die zu gediegenen Herbergen der gehobenen Kategorie umgestalteten großzügig angelegten Häuser mit oft weitläufigen Park-, Garten- und Golfanlagen sich nun „Irish Country Houses“, „Historic Private Houses“ , „Manor House“ oder auch anders nennen, die attraktive Kombination ist in bemerkenswert hoher Zahl zu finden. Lassen sie sich von einigen zufällig ausgewählten Häusern berichten.  

...und Golf

Ob es stimmt, daß wie von Eingeweihten behauptet, in Irland kein Golfplatz weiter entfernt vom
 
Farnham Estate, American Garden - Foto © Frank Becker
nächsten liegt als 1 km, sei dahingestellt. 500 sollen es immerhin derzeit sein, eine stattliche Zahl. Rechnet man diese mit dem Areal eines 18-Loch-Platzes hoch, könnte das beinahe hinkommen. Natürlich gehört zu den Spitzen-Häusern der Land-Hotellerie wenigstens einer – beim Farnham Estate, einem Haus der SAS Radisson-Gruppe in Cavan sind es auf dem weitläufigen Gelände vom kommenden Jahr an sogar zwei. Das Hotel ist ideenreich und originell gestaltet, wenn auch Altes und Neues nicht immer zweckmäßig miteinander verbunden sind. Der Komfort der Zimmer ist sehr unterschiedlich – also erst vergleichen, dann buchen! Zum Entspannen kann man außer Golfen oder mit einem Drink im mit den bequemsten Sesseln und Sofas Irlands gestalteten Foyer zu relaxen, auch stundenlang über das leicht hügelige Areal mit seinem beeindruckenden „American Garden“ spazieren. Alte, einst noch auf Segelschiffen aus den USA mitgebrachte Sequoias und riesige Rhododendren verzaubern, während der Duft von wildem Knoblauch in die Nase zieht. Apropos Ruhe - eins fällt besonders auf: keine Flugzeuge am Himmel und für das Auge: keine Strommasten weit und breit – nur behutsam kultivierte Natur. Alle Zimmer und Suiten sind individuell, mit Raffinement und liebevollen Details gestaltet, die Betten ein Genuß, die Bäder nicht immer. Wer will sich schon den Rücken brechen, wenn er in der Wanne duschen muß und kaum unter die Brause gelangt. Die Küche hingegen ist durchweg von Rang – Chef Ronan McNulty zaubert ein gegrilltes „Dry Aged Irish Fillet of Beef“ mit Red Onions und Goat Cheese Tart, das die Sinne betört - und verwöhnt zum Nachtisch mit einer einmaligen Apple-Tart mit Mais-Streuseln und Vanille-Eis. Uff! Eigenes Treibhaus, Kräutergarten, Hühnerfarm und Lachsräucherei sind ab 2008 in Betrieb. Als Absacker nimmt man in einem der gemütlichen Salons oder der Wine Goose Cellar Bar noch gerne ein Smithwicks, ein dunkles cremiges irisches Lager.

Tradition und Luxus

Zwei Golfplätze hat bereits das gediegene und traditionsreiche Carton House der Herzöge von Leinster in Maynooth/Kildare auf seinem 1.100 acres großen Land. Fast fünf Minuten fährt man vom Tor aus mit dem Wagen, bis man das abseits gelegene Hotel erreicht. Traumhafte Ruhe herrscht
 
Carton House, Lobby  - Foto © Frank Becker
ringsum. Allerdings kann man – ein Jammer! - hier wie in jedem anderen Hotel das Zimmerfenster nur einen winzigen Spalt öffnen, um die gute Luft hereinzulassen. Da ist man nun mitten in der Natur, und die Fenster sind zugeschraubt, damit kein Kind hinausfällt. Die Angst vor Schadenersatzklagen treibt seltsame Blüten. Man ist auf eine dezente Klimaanlage angewiesen, die oft nicht dezent und nicht einmal vom Hotelgast nach eigenem Bedarf einzustellen ist. So kommt es vor, daß man wie im Carton Hause wegen der Wärme Schlafprobleme hat oder anderswo vielleicht frieren muß. Der gegrillte Sea-Bream (Brasse) aus der Hotelküche mit grünen Bohnen und knusprig geröstetem Schinken ist mit dem offerierten trockenen Bordeaux aber ebenso wie der Schwertfisch auf Mais-Roast mit dem passenden Cider allerdings 1a.
 
Equinox Stone - Foto © Frank Becker

Equinox Stone

Reisen wir über Millmount mit seiner keltischen Fundstätte „Equinox Stone“ und vorbei an der alten Klosteranlage Mulligar
weiter. Halt: soviel Zeit muß sein – ein Stop in Jane O´Reilleys Mulligar Tourist Information lohnt allein wegen ihrer Freundlichkeit und ihres selbstgebackenen Carrot Cake zu einem kräftigen Becher Kaffee.

Plüsch und Pleureusen

Das nächste Ziel ist das Killashee House in Naas/Kildare, ein wunderbar altmodisches Hotel, das noch den Duft von Plüsch und Pleureusen verströmt. Anheimelnd das Ambiente, lang die Wege über schier endlose Flure, komfortabel die Bäder, ein Traum für traumlosen Schlaf die Betten und das Lammfilet im Hotel-Restaurant ein Traum! Leider müssen wegen des Mangels an Fachkräften offenbar Kompromisse in Sachen Personal gemacht werden: so wurde der Chablis zum Fisch zimmerwarm serviert, wußte der tamilische Barkeeper nicht, was ein Lime Cordial (auf der Karte!) ist und er fand trotz energischer Anfrage nicht den trockenen Sherry hinter sich im Regal. Dennoch hinterließ das Killashee House nicht zuletzt wegen seiner anheimelnd altbackenen Atmosphäre insgesamt einen besonders guten Eindruck.
Nur wenige Worte ist mir das Hodson Bay Hotel bei Athlone/Westmeath wert, ein überdimensioniertes, überlaufenes Haus mit end- und seelenlosen Gängen, lieblos gestalteten und lediglich zweckmäßig eingerichteten Zimmern sowie schlechter Klimaanlage – aber vier Sternen. Zwar hat man einen herrlichen Blick auf den See, doch die Sonne – so sie scheint - heizt das Zimmer (sie erinnern sich, man kann die Fenster nicht öffnen) erbarmungslos auf. Ich könnte keinem Reisenden – im Gegensatz zu den vorher beschriebenen Häusern – reinen Herzens empfehlen, dort abzusteigen.   

"We´re in Ireland!"

Sie fragen sich vielleicht, wieso ich noch gar nichts über die Wellness-Abteilungen und Spas dieser

Killashee House - Foto © Frank Becker
Luxusherbergen gesagt habe. Nun, der Grund mag sein, daß es für mich als Mann vielleicht nicht viel zu berichten gibt. Was ich an Behandlungen erfahren habe, ging nicht  über den üblichen Standard guter Hotels hinaus. „Wenn´s schee macht...“, sagte mal eine Werbefigur für eine deutsche Buttermilchmarke lakonisch. Dem schließe ich mich an. Das Vergnügen an Sauna und Massage ist nebenbei für den die körperliche Freiheit liebenden und gewöhnten mitteleuropäischen Gast dadurch streng eingeschränkt, daß man das in Irland grundsätzlich in Badebekleidung zu absolvieren hat: „We´re in Irland!“, heißt es pikiert auf entsprechende Anfragen. Wie Zuwiderhandlungen geahndet werden, konnte ich nicht in Erfahrung bringen... Die beste Massage sei aber erwähnt: die lettische Fachkraft Linda im Killashee House hat Anspruch auf das Verdienstkreuz am Bande.

Lebens-art

Am Rande: Daß man in den Kneipen und Hotelbars nicht mehr rauchen darf (dem nicht rauchenden Gast ist es sehr angenehm), stört die gemütliche Atmosphäre eigentlich kaum. Drin wird geschwatzt, „socialized“, getrunken und gesungen wie eh, und draußen finden sich in Grüppchen vergnügte junge Damen, die in den sich rasch abkühlenden Nächten im dünnen Fähnchen lieber frieren, als auf den Glimmstengel zu verzichten und Herren, die ob des Genossenen ohnehin nichts mehr merken. Aber fröhlich und dem fremden Gast gegenüber stets aufgeschlossen sind sie stets und alle. Es ist übrigens kein Fehler, trinkfest zu sein, begibt man sich in einen irischen Pub oder die Bar, in der grade eine Gesellschaft feiert (es wird ungeheuer viel und  lebensfroh gefeiert in Irland). Das Bier und der Whiskey gehören in nicht geringen Maßen dazu. Das ist irische Lebensart. Da kommt man gerne wieder.  
 
Informationen und Adressen:

Carton House

Carton House - Foto © Frank Becker

Maynooth, Co. Kildare
Tel: +353 (0)1 – 505 200
www.carton.ie

Radisson SAS Farnham Estate

Cavan, Co. Cavan
Tel: +353 (0)49 – 437 7700
www.farnhamestate.com

Killashee House Hotel and Villa Spa****

Killashee, Naas, Co. Kildare
Tel: +353 (0)45 – 879 277
www.killasheehouse.com

Hodson Bay Hotel****

Athlone, Co. Westmeath
Tel: +353 (0)90 – 644 2000
www.hodsonbayhotel.com

Trim Castle,
Co. Meath
Tel: +353 (0)46 – 943 8619
www.heritageireland.ie/en/HistoricSites/East/TrimCastleMeath

Fore Abbey and Monastic Settlement

Farnham Estate, Ronan McNulty (vorne)
Foto © Frank Becker

Fore, Mullingar, Co. Westmeath
Tel: +353 (0)44 – 966 1780
Kontakt: Jane O’Reilly
www.eastcoastmidlands.ie

Irland Information

Gutleutstraße 32
60329 Frankfurt am Main
Urlaubsberatung und Informationsbroschüren über die gesamte Insel
Tel: 069 – 6680 0950
Fax: 069 - 9231 8588
E-Mail: info@entdeckeirland.de

Aer Lingus

Landsberger Str. 155
80687 München
Telefonische Beratung und Buchung: 01805 - 133 209 (12 ct/min aus dt. Festnetz)
Fax: 089-54506855
E-Mail: reservations.germany@aerlingus.com
Internet: www.aerlingus.com
Aer Lingus bietet wöchentlich 48 Direktflüge nach Irland an
Abflüge von Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München