Shakespeares Theater nach 400 Jahren jetzt auch riechbar

Der Parfumeur Uwe Manasse kreiert den Duft "Distilled words"

von Andreas Rehnolt
Shakespeares Theater
nach 400 Jahren jetzt auch riechbar
 
Ein Parfumeur aus Bonn kreiert zum Neusser
Shakespeare-Festival den Duft "Distilled words"
 
 
Neuss - Nach gut 400 Jahren Shakespeare'scher Theaterkunst auf der Bühne gibt es das Werk des weltberühmten Autors jetzt endlich auch als Duft. "Distilled words" lautet der Name des Parfums, das der Bonner Parfumeuer Uwe Manasse für das am 17. Juni im Neusser Globe-Theater startende diesjährige internationale Shakespeare-Festival kreiert hat. Bei der Vorstellung des druckfrischen Magazins zum Festival erklärte Manasse am Dienstag, er schaffe den Duft aus den unterschiedlichen Duftsignaturen, die in Shakespeares Werken in Fülle zu finden seien.
 
Hunderte Textstellen handeln nach den Worten des Parfumeurs von Düften. So schlief etwa die Elfenkönigin Titania im "Sommernachtstraum" auf Thymian. Lady Macbeth in dem wohl blutigsten Stück des britischen Autors beklagt sich etwa über die schweren Parfum-Düfte des Orients. Romeo liebte neben seiner Julia besonders den Duft der Rose, König Lear dagegen hielt es mit der "Unze Zibet", die seine Fantasie beflügeln sollte. Dieses Sekret der Schleichkatze "stinke unverdünnt ganz grausam", erzählte Manasse.
 
Elisabeth I. hat nach Ansicht von Manasse vermutlich immer einen ganz speziellen Duft dabei gehabt, "in einer Halskette mit silberner Riechkapsel, die sie bei Bedarf vor die Nase halten konnte." Der Inhalt bestand nach einem überlieferten Rezept aus Rosenwasser, gereinigter Gartenerde, vermengt mit einem Brei aus purem Ambra, Zibet, Moschus und den Harzen Storax, Benzoe und Labdanum. Parfums zu Shakespeares Zeiten waren nach Angaben von Festivalleiter Rainer Wiertz sicherlich nicht zuletzt notwendig, um die oft schlechten Gerüche der damaligen Zeit zu überdecken.
 
"In der Luft des Londoner Globe-Theaters klebte um 1600 eine atemberaubende Mischung aus Schweiß und Mundgeruch, die hygienischen Standards waren noch weit von den heutigen entfernt. Hinzu kam der Gestank von Exkrementen, Aas und Fäulnis, ausgehend von der offenen Kanalisation, den Schlachtereien und Gerbereien der Umgebung", sagte der Parfumeur. Nur wohlhabende Zuschauer hatten die Mittel für kostbare Düfte. Möglicherweise standen Minze oder Rosenwasser zur Verfügung. Aber über das Spiel auf der Bühne fanden die teuersten Ingredienzien aus aller Welt Einzug ins Theater und damit zumindest ins Bewußtsein des Publikums.
 
Das kann während des bis zum 16. Juli laufenden Festivals im Nachbau des Globe in Neuss das Parfum "Destilled words - Shakespeare in a bottle" auch käuflich erwerben. "Manch einer mag Shakespeare auf der Bühne ja manchmal nicht mehr sehen, da ist es vielleicht keine schlechte Idee, wenn man nun mal versucht, ihn zu riechen", meinte am Mittwoch eine Kultur-Journalistin schmunzelnd zur Idee der Neusser Theatermacher.
 
Bislang sind nach den Worten von Wiertz etwa 10.000 Karten für das Festival verkauft, rund 2.000 stünden noch zur Verfügung. Bei der inzwischen 21. Ausgabe des Festivals werden insge­samt 15 Inszenierungen von Theatergruppen aus England, Schweden, der Schweiz, Südkorea, Simbabwe und Deutschland die unterschiedlichsten Stücke des weltberühmten britischen Autors auf die kleine Bühne des Globe bringen, die weit über die deutschen Grenzen hinweg bekannt ist. Allein "Hamlet" gibt es in englischer, deutscher, französischer und koreanischer Sprache zu erleben.