Die Wolke

Sommerschwüle Betrachtungen

von Joachim Klinger

Foto © Frank Becker

Die Wolke

Der Kirchturm kriegt den Sonnenbrand.
Die Wolke steigt am Himmelsrand.

 Der Lehrer ächzt im Dauerlauf.
Die Wolke bläht sich langsam auf.

Die Waschfrau stöhnt. Es brüllt dasRind.
Die Wolke schwebt im Sommerwind.

Es kreischt die Gans, es schreit der Pfau.
Die Wolke färbt sich dunkelblau.

Die Wöchnerin gerät in Not.
Die Wolke türmt sich auf und droht.

Der Bettler schlingt den Brotverzehr.
Die Wolke ist nun schwarz wie Teer.

Es schnarrt die Tür, es schleift das Seil.
Die Wolke formt den Donnerkeil.

Der Regen strömt, wird mehr und mehr.
Die Wolke platzt und gießt sich leer.

Der Bauer denkt ans Kartenspiel.
Er brummt nur kurz: "Das war nicht viel"!


© Joachim Klinger - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2007