Sommerzeit - Krimizeit ! (Teil 1)

Empfehlungen

von der Musenblätter-Redaktion

Foto © Frank Becker

Sommerzeit - Krimizeit

Einige Empfehlungen der Musenblätter-Redaktion


Fast überall sind jetzt die Ferien eingeläutet,  Heerscharen von Urlaubern machen sich per Zug, in Auto- und Wohnmobil -
Karawanen, mit dem Flugzeug oder an Bord eines Traumschiffs auf die Reise - Freund Hannes und Gattin Doro radeln derzeit mit ihren Fahrrädern den idyllischen Neckar entlang. "Nur weg" ist die Devise - mit großem oder mit kleinem Gepäck! Was aber nicht fehlen darf, ist die Urlaubslektüre - was wären Ferien ohne Buch?

Sagen sie, schleppen sie eigentlich auch immer einen kleinen Extrakoffer mit, wenn sie in den wohlverdienten Urlaub fahren? Und sind neben einer breit gefächerten Palette von heiteren Romanen, Memoiren, Büchern zu aktuellen Themen aus Politik und Gesellschaft, Reiseführern über die Gegend, in der sie die nächsten Wochen geruhsam zu verbringen gedenken und Klassikern, die sie längst schon mal in Ruhe lesen wollten, auch ein paar Krimis dabei? Die gehören doch einfach dazu. Wie herrlich ist es, in der Hängematte zwischen schwedischen Birken (nicht Gardinen!), im Strandkorb an der Ostsee, im Liegestuhl an Bord besagten Traumschiffs mit Blick auf den endlosen Horizont oder in Kärnten mit Blick auf den traumhaft schönen Weißensee, mit den Füßen im Hotelpool irgendwo oder an einem der weichen Sandstrände rings ums Mittelmeer und an der Adria den schlauen Kommissar oder den beinharten Detektiv auf der Jagd nach dem Täter zu begleiten.

Die Musenblätter-Redaktion hat ein paar Titel aus dem überwältigenden Angebot der Verlage herausgepickt. Es gibt natürlich viele, viele gute Krimis mehr - verzeihen sie uns, wenn wir uns
beschränken.
Einer Reise in eine fremde, exotische Welt ist der neue "Inspector Ghote"-Roman von Henry Reymond Fitzwalter Keating "Inspector Ghote reist 1. Klasse". Sein Auftrag, einen verhafteten Kunstfälscher von Kalkutta nach Bombay zu bringen, klingt nach schnell erledigter Routine. Sein Wunsch, das statt mit dem Flugzeug per Eisenbahn zu machen und dabei eine entspannte Bahnreise zu unternehmen, entwickelt sich aber sehr schnell zu einem weit größeren Abenteuer, als es sich hätte träumen lassen. Seine merkwürdigen Mitreisenden entpuppen sich nämlich als kaum weniger listenreich als der berühmte VerbrecherA.K.Bhattacharya. Doch Ghote ist klug, pfiffig und sehr zielstrebig. Ein amüsanter, erstklassig gemachter und blendend unterhaltendender Roman.
H.R.F. Keating "Inspector Ghote reist 1. Klasse", Unionsverlag metro, TB, 187 S., 9,90 €

Auch der nächste Tip führt weit weg - nach Kuba. Es ist ein heißer Frühling im Havanna von 1989, als  der  Polizeileutnant/Teniente Mario Conde sich Hals über Kopf
und mit pochender Libido in die
attraktive Ingenieurin und Hobby-Saxophonistin Karina verliebt - Karina, deren verlockender Mund beim Küssen nach Mangos schmeckt... Gleichzeitig wird "El Conde" mit den Ermittlungen in einer verzwickten Mordsache beauftragt: eine Chemielehrerin  wurde in ihrer Wohnung umgebracht, Drogen scheinen eine Rolle gespielt zu haben.  Leonardo Padura läßt in seinem Roman "Handel der Gefühle" aus der Reihe "Das Havanna-Quartett" die schwüle Atmosphäre und die Lust auf der Haut spüren, und er führt den Leser tief in die korrupte kubanische Gesellschaft. Kuba, Leidenschaft, Liebe, Erotik, Mord und Korruption - eine Mixtur, die Spannung und Sprengkraft hat.
Leonardo Padura "Handel der Gefühle", Unionsverlag metro, TB, 245 S., 9,90 €

"Kirschtote", der Badische Krimi von Brigitte Glaser, gehört zu den mit Recht an Beliebtheit immer mehr zunehmenden Regional-Krimis, ein Genre, das  besonders vom Kölner Emons Verlag und von dem in der nächsten Folge unserer Empfehlungen zu seinem Recht kommenden Dortmunder grafit Verlag mit Liebe gepflegt wird. Es macht halt einen Heidenspaß, auf bekannten Pfaden dem Ermittlungspuzzle von Polizei und Detektei zu folgen. Und für die, die nicht aus der entsprechenden
Region stammen, ist es eine Entdeckungsreise.
Die Meisterköchin Katharina Schweizer kehrt aus Köln zurück in ihre badische Heimat, um für einige Zeit das Restaurant ihrer Mutter zu übernehmen. Erst wird in die Wohnung ihrer Freunde Teresa und Konrad Hils eingebrochen, dann wird Konrad umgebracht. Daß er heftiger und angefeindeter Gegner einer Allwetter-Skihalle war, scheint den Verdacht auf die korrupten Strukturen beteiligter Behörden, spekulierender Unternehmer und machthungriger Politiker zu lenken. Doch Katharina Schweizers gute Nase richt den Braten woanders. Als sie im Klüngel (gibt´s nicht nur in Köln) stochert, kommt sie der Lösung auf die Spur.
Gut gezeichnete Figuren und der geschickte Aufbau sorgen für Lesespaß. Und weil dabei Kirschwasser eine entscheidende Rolle spielt, finden sich im Anhang einige hochprozentige Rezepte der Sterneköchin.
Brigitte Glaser "Kirschtote", Emons Verlag, 317 S., TB 9,- €

Zum zweiten Mal hat Oliver Buslau dem Bergischen Land und seinem beliebten Detektiv Remigius Rott den Rücken gekehrt und sich seiner rheinischen Wurzeln und seiner Hochschulstudiengänge entsonnen. Für irgendwas muß ein Studium schließlich gut sein. Also führt der Musikwissenschaftler, 
-kenner und -kritiker Buslau in seinem zweiten Rheintal-Krimi "Das Gift der Engel" den Godesberger Musikkritiker Nikolaus Alban (was für eine wunderbare Namenswahl!) ein. Alban gerät auf merkwürdige Weise in den Besitz einer genialen aber auch geheimnisvollen Arien-Partitur von rätselhafter Herkunft. Als der letzte Besitzer der Notenschrift mit einer (wie passend) Beethoven-Büste erschlagen wird, läßt sich Alban des Faszinosums der Partitur wegen in die Ermittlungen des Hauptkommissars Kessler hineinziehen. Literarische Hilfe bekommt er von Antiquar Dennekamp, eine Figur, gespeist aus den Kenntnissen des Germanisten Buslau. Nicht ohne den ihm eigenen Humor entwickelt Buslau eine raffiniert erzählte Geschichte mit Rückblenden, viel interessantem Wissen zur klassischen Musik, die auch Laien zugänglich gemacht wird, modernsten Computer-Techniken bei der Musikforschung und brillant entworfenen dramatis personae. Vielleicht sein bisher bester Roman.
Oliver Buslau "Das Gift der Engel", Emons Verlag, 333 S., TB, 9,- €

Wettertechnisch in diesen Tagen genau richtig liegt "Gegen die Zeit", der erste Kriminalroman der Kölner Autorin Myriane Angelowski: Es ist zwar erst Mai in Köln, doch die Temperaturen in der Stadt
am Rhein steigen bereits auf glühende 40 Grad. In dieser brütenden Hitze ist alles Schwerstarbeit, für die Ermittler des KK 11 ebenso für den Schwertmörder, der bereits zwei Frauen bestialisch getötet und enthauptet hat. Hauptkommissarin Lou Vanheyden, ihre Kollegin Maline Brass, MK-Leiter Tom Lechner und ihre Kollegen stehen unter Druck, denn der Mörder kann wieder zuschlagen. Die Stimmung kocht - und es gibt nicht nur einen Verdächtigen. Myriane Angelowski legt ein beachtliches Debüt vor, das die Spannung auf hohem Niveau hält und Tiefen der menschlichen Psyche ausleuchtet, in die wir im Grunde lieber nicht sehen wollen. Aber es ist wohl das tremendum faszinosum, das uns - neben der packend erzählten Geschichte - fesselt. Gehört in den Bücherkoffer.
Myriane Angelowski "Gegen die Zeit", Emons Verlag, 254 S., TB, 9,- €

Informationen der genannten Verlage unter: www.emons-verlag.de und www.unionsverlag.com


Redaktion: Frank Becker