Gespräche mit Herrn von Bülow
Es gibt Dinge, die tut man einfach nicht gerne. Rasenmähen, Steuererklärungen abgeben, seine Zeit mit unnützen Leuten verschwenden - alles Dinge die einen belästigen. Auch der große Mopsfreund und Humorist Loriot, der nicht nur durch seine unerhörte Beredsamkeit, sondern auch durch sein Schweigen im rechten Moment genau die dramaturgische Wirkung hatte, welche ihn unvergleichlich machte, hatte solche Abneigungen. Zu denen gehörten in vorderster Front Interviews. Dennoch gab er einige im Laufe seines langen, erfolgreichen und mitunter zwangsläufig auch öffentlichen Lebens. Keine Chance hatten dabei allerdings dumme Fragen und spitzfindige oder oberschlaue Gesprächspartner. Noch zu seinen Lebzeiten geplant (Loriot starb am 22.8.2011 im Alter von 87 Jahren) erscheint jetzt bei Diogenes Verlag ein bewußt handlich gehaltener Band mit Interviews, die Vicco von Bülow zwischen 1968 und 2009 einer bunten Schar von Journalisten und Journalen gegeben hat. Geradezu tragisch erscheint, daß auch der Herausgeber der "Gespräche", Diogenes-Verlagsgründer Daniel Keel, vor wenigen Tagen und noch kurz vor Erscheinen des Buches mit nicht ganz 81 Jahren in Zürich gestorben ist. So wird der Band neben seinem feinsinnigen Unterhaltungswert zu einer Hommage an zwei "Einhörner" der Literaturwelt. Loriot, dem man in Fernseh-Aufzeichnungen seiner Interviews mit Vergnügen stets die vornehme Zurückhaltung und den leisen Spott ansah, mit denen er seine Gesprächspartner auf Distanz hielt, hat u.a. mit Korrespondenten des Südwestfunks (so hieß 1968 der heutige SWR ja noch), des FAZ- Magazins, von Radio Bremen, der Süddeutschen Zeitung, der Zeit, des Spiegels, des Bayerischen Rundfunks, der Sächsischen Zeitung und des Zürcher "Magazin" gesprochen.
Seine Interviewer waren ihm selten gewachsen, mit dem peinlichen Jörg Hausmann von der NRZ (1968) beginnt der Kreis der Ausgewählten, mit dem naseweisen Alexander Kühn vom "Stern" (2009) schließt er sich. Dazwischen finden sich einige recht kuriose und gelegentlich entlarvende Gespräche wie das mit Angelika Hellemann von der Bild am Sonntag (2006), Genüsse wie das Gespräch mit August Everding für den Bayerischen Rundfunk (1998) und als Spezialität der intelligent bissige Schlagabtausch mit Playboy-Redakteur Raimund le Viseur. Lesen und genießen Sie - mit Loriots distinguierter Stimme im Ohr diese Gespräche. Apropos Rasenmähen: das haßte Loriot über alle Maßen. Irgendwann in den späten 60ern oder frühen 70ern äußerte er einmal in einem Interview, daß er seinen Rasen am liebsten betonieren und die Fläche grün anmalen lassen würde. Das sähe auch schön aus und spare viel Arbeit. Ich glaube, viele haben ihm das damals abgekauft... |
Loriot Bitte sagen Sie jetzt nichts Gespräche © 2011 Diogenes Verlag Lesebändchen, 255 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag, Personen- und Sachregister 21,90 € / 36,90 sFr Weitere Informationen: www.diogenes.ch |