Heiß und verdammt cool

"Killer Rhythms & Red Hot Beats" - "The Roots of Trash & Garage"

von Steffi Engler
Echt retro!


 

         

 

The Roots of Trash & Garage
50 Titel auf 2 CD mit
  Killer Rhythms & Red Hot Beats
70 Titel auf 2 CD mit


Zurück zu den Wurzeln

Es ist nicht überall Müll drin, auch wenn es drauf steht und manchmal beinahe so klingt. Und nicht alles, was unter "Killer" firmiert, bringt uns um. So bei zwei (Doppel-) Alben, des Labels Chrome Dreams, das sich auch schon in der Vergangenheit um die Geschichte der Rock- und Pop-Musik verdient gemacht hat. Verschiedene Berichte über Produkte des Labels finden sich ja bereits in den Musenblättern. Mit "The Roots of Trash & Garage" und "Killer Rhythms & Red Hot Beats" unternehmen die Herausgeber - und mit ihnen wir - einen spannenden Ausflug in die Vergangenheit, zu den Wurzeln der US-Pop- und Rock-Musik. Was tatsächlich einst mit einfachsten Mitteln und mäßiger musikalischer Ausbildung von ambitionierten, wenn auch nicht immer hochtalentierten jungen Wilden mit Schmalztollen in Garagen und Scheunen aufgenommen und in feuchten Kellern und verräucherten privaten Clubs rausgerotzt wurde, setzte konsequent die Entwicklung der populären Musik fort, dem Wunsch nach Veränderung und dem Aufbrechen verkrusteter Strukturen geschuldet. Was diese Hitzköpfe in Jeans und mit der Kippe im Mund damals gemacht haben, war genau das, was junge Leute immer wollten: Veränderung - und das ist ebenso ein politischer wie kultureller Auf- und Umbruch. Die Musik, die sie ab Ende der 50er Jahre gemacht haben, war ein Teil davon, die Folgen schwappten über den großen Teich bis nach Europa und die Spuren sind an der Entwicklung abzulesen: Tommy Steele, Eddie Cochran, The Beatles, Billy J. Camer, The Rolling Stones, Dave Clark Five und alles was danach kam.

Wer in die zum Teil ziemlich seltenen Ausgrabungen von
"Killer Rhythms & Red Hot Beats" aus den Jahren 1958-1960 hineinhört, kann durchaus erkennen, wo Beat, Surf, Twist, Slop, Mashed Potato, Bump - nein, Lipsi nicht! - ihren Ursprung haben. Harte kompromißlose Beats, Twangs, einfache Lines und Tempo, Tempo, Tempo waren das Rezept, mit dem die Jungs damals ihr Süppchen auf billigen E-Gitarren und einfachen Drumsets kochten. Und es waren wirklich zu 99 % Jungs, die es wagten, über die musikalischen Stränge zu schlagen, während ihnen die Girls in engen Pullis und aufgekrempelten Jeans, Zigarette zwischen den rot geschminkten Lippen, mit zuckenden Gliedern zuhörten. Das war verdammt cool und findet heute wieder Gehör, weil es eben elementar gewesen ist. Viele der Gruppen von damals, die vielleicht auch nur einen kleinen Hit hatten, sind zwar längst Staub der Vergangenheit wie Dick Burdo & The Smiling Ranch Cowboys, The Hi-Tombs oder Leon Smith & The Orbit Rockers, aber einige Namen haben sich doch bis heute herüberretten können. Johnny & The Hurricanes gehören ebenso dazu wie Phil Spector, Piltdown Men oder The Caravans. 70 Titel hat Alan Clayson zusammengetragen und damit das Bild einer Pop-Revolution nachgezeichnet.

Noch etwas weiter zurück, tiefer zu den Wurzeln, aber auch weiter voran in die 60er geht - der Titel des Doppel-Albums sagt es - "The Roots of Trash & Garage". Clayson hat hier nach den Ursprüngen gesucht und ist bei Labels wie Columbia, London, Capitol, Top Rank, His Master´s Voice und Flip fündig geworden. Uralt-Blues-Klopper wie "Ma" Rainey (1886-1939), Blind Blake (1896-1934) und Big Joe Williams (1903-1982) eröffnen den Reigen der eher Blues- und Balladen- als Beat- orientierten Sammlung, die mit einigen echten All-Time-Hits neben beachtlichen Raritäten glänzt, darunter eine frühe Aufnahme von "Route 66" mit dem Nat King Cole Trio, "Stormy Monday" (T-Bone Walker), "Susie Q" (Dale Hawkins), "I Put A Spell On You" (Screaming Jay Hawkins), "Heebie Jeebie" (Little Richard), "Say Mama" (Gene Vincent, "Rumble" (Link Wray), "Tequila" (The Champs), "Hippy Hippy Shake" (Chan Romero), "O Yea" (Bo Diddley), "Love Potion No. 9" (The Clovers), "Shout" (The Isley Brothers), "Tobacco Road" (John D. Loudermilk) und "Weekend" (Eddie Cochran). Sie sehen schon, daß hier einige Top-Hits und Long-Seller ihrer Zeit versammelt sind.

Beide Doppelalben werden von je 8-seitigen Booklets mit kompakter Information und einigen seltenen Fotos und Cover-Abbildungen begleitet. Apropos Cover: die sind in beiden Fällen auch extra cool. Retro ist in.

Weitere Informationen unter: www.chromedreams.co.uk  und  www.in-akustik.com/de