Tiroler Kämpfe (vor 145 Jahren fielen die Italiener in Tirol ein)

Berichtet aus dem Jahre 1866/67

aus dem Wochenblatt für das christliche Volk

Schon aus früherer Zeit sind die Tiroler als tüchtige Vaterlands-Vertheidiger bekannt. Wenn es gilt, fürchtet der Tiroler die größten Anstrengungen nicht, er versteht die empfindlichsten Entbehrungen zu ertragen und geht muthig jeder Gefahr entgegen; er weiß, es gilt ein edles Ziel, nämlich das Vaterland zu retten. Aegnliches ersah man im vorigen Jahre, wo die Italiener in Welschtirol einfielen und meinten, es werde nun ganz Tirol ihnen in die offenen Arme laufen. Selbst Garibaldi befand sich unter den kampfeslustigen Italienern; er meinte, es werde sein Namen einen großen Reiz auf die Tiroler ausüben, allein gerade das Gegentheil trat ein.
Die Tiroler kämpften gegen eine zehnfach stärkere Uebermacht der ITalienere siegreich an. Garibaldi war einmal in großer Gefahr von den Tirolern gefangen zu werden. Die regulären Truppen gingen überall mit dem Bajonett vor; die Scharfschützen jedoch stiegen auf die Abhänge der Bergwände, schossen von dort aus mit ihren gefürchteten Stutzen auf die Offiziere der Feinde. Die Anhänger Garibaldis trugen statt des Waffenrockes rothe Hemden; und gerade auf diese hatten es die Tiroler am Meisten abgesehen. Als die Italiener eilig sich zurückziehen mußten, da gönnten ihnen die Tiroler Scharfschützen keine Ruhe. Bei einbrechender Nacht schlichen sie sich an die Lagerzelte der Feinde, beunruhigten die Schläfer, vollbrachten einen großen Lärm, zogen sich eilig auf die Berghöhen zurück und brachten von dort aus den Italienern erhebliche Verluste bei.
Und so mußten sich die Italiener besiegt von den Tirolern zurückziehen; sie meinten, das Land Tirol mit ihrer Gegenwart schon erobern zu können, indem sie wähnten, daß die Tiroler gleich wie sie ein wankelmüthiges Volk seien; sie fanden aber sich bitter getäuscht und die alte WAhrheit bestätigt: Der Tiroler liebt sein Vaterland.