Bevorzugt: Leise Töne

Acoustic Guitar Night 2011

von Frank Becker

Claus Boesser-Ferrari - Foto © Wolfgang Roloff
Bevorzugt: Leise Töne
 
Peter Finger und die Katt luden
zur Acoustic Guitar Night 2011
 
 
Wermelskirchen. „Ein abwechslungsreiches Programm“ versprach Organisator Peter Finger in der für das Kulturleben der Region schlichtweg unverzichtbaren Kattwinkelschen Fabrik und setzte drauf: „das sage ich jedes Mal. Diesmal aber wirklich!“ Und wie alljährlich löste er mit einer Handvoll herausragender Künstler an der akustischen Gitarre und diesmal zusätzlich mit seinem alten Freund Florian Poser am Vibraphon sein Versprechen ein. Poser ist in der Katt ein bekannter und willkommener Gast, zuletzt feierte er im Oktober mit der Brasshoppers Big Band und der Katt deren gemeinsames 20. Jubiläum (die Musenblätter berichteten).
 
Der Genueser Beppe Gambetta, ein Flatpicker mit viel Humor, Selbstironie und ungeheurer Musikalität eröffnete mit einer erleichterten Bemerkung über Bunga-Bunga-Berlusconis Rücktritt (mit spontanem Applaus des Publikums) und mit drei Stücken den fingerfertigen Reigen. Nach einem virtuosen Fandago, der temperamentvollen Tarentella „Light in Torraca“ und einem sardischen Ave Maria „Deus ti salvet Maria“ war das begeisterte Publikum im prallvollen Saal bereit für Claus Boesser-Ferraris „ganz andere Art“ mit der Gitarre umzugehen. Der nämlich öffnete über seine mit permanentem Hall ausgesteuerte akustische Gitarre phantastische, melodisch-rhythmische Klangwelten. Mit Händen und Fingern, Mini-Propeller, und Paukenschlegel bespielte er Saiten und Korpus, Wirbel, Vor- und Rückseite seiner Gitarre. Boesser-Ferrari, ein erstklassiger Techniker und unerhört kreativer, von Ideen funkensprühender Kopf, fachte nicht nur ein Feuer (Light My Fire) an, er entfesselte einen Klang-Vulkan, den eine ganze Band nicht spannender hätte gestalten können. Der Ferrari unter den Gitarristen, möchte man kalauern. Ein Phänomen!
 
Aus Polen kommt Tomasz Gaworek, ein wieselflinker Fingerpicker und Meister der leisen Töne, die im Übrigen ohnehin das Konzert dominierten. Sein keltisches „The Water Is Wide“, zu dem er auch seine klangvolle Stimme erhob, war Musik zum Träumen. Im Duo traten Florian Poser und Peter Finger mit eigenen Kompositionen auf, fuhren mit „Novemberlied“, „Ein Spaziergang im Frühling“ und „Tanz im Regen“ im ungewohnten Einklang von Vibraphon und Gitarre die ganz ruhige Schiene. Die bedienten sie mit dem beinahe programmatischem „Treiben lassen“ im zweiten Teil weiter. Das taten auch die anderen drei, bis sich das Quintett zum Schlußtitel „Ghost Town“ von Bill Frisell zusammenfand. Leise Töne und virtuose Handhabung der Saiten. Ein entspannter, entspannender Abend.
Zur Freude des Publikums machte Peter Finger schon den nächsten Termin der durchs Land ziehenden Acoustic Guitar Night fix: am 24. November 2012. Wo? In der Katt natürlich!