Zeit für grundsätzliches Umdenken

Peter Jamin - "Abgeknallt"

von Frank Becker
Abgeknallt

Gewalt gegen Polizisten

Gewalt lebt davon, daß sie von anständigen
Menschen nicht für möglich gehalten wird.

Jean Paul Sartre


Der wirkliche Fußballfreund registriert es mit Entsetzen, der Fernsehzuschauer, der Berichte über maskierte linksradikale "autonome Demonstranten" oder martialische Aufmärsche rechter "Kameradschaften" sieht, kann es nicht glauben: was da an expliziter Gewalt gegen neutral einschreitende Polizeibeamte zu sehen ist, sprengt jeden Rahmen des auch nur annähernd Verstehbaren.

Aber auch der Polizist, der zu einem Unfall, einer Streitigkeit oder Schlägerei gerufen wird, der seine Fußstreife geht oder Verkehrskontrollen durchführt, ist heutzutage ständig Pöbeleien, körperlichen Angriffen, massivem Widerstand und sogar Angriffen mit tödlichen Waffen ausgesetzt. Geschützt wird der Beamte oder die Beamtin dabei von keinem präventiv wirkenden Gesetz, das solche Angriffe besonders unter Strafe stellen würde, von keinem Gericht, das die Schwere der Schuld eines entsprechenden Täters mit Härte würdigen würde - und leider auch nicht einmal von einer übergeordneten Behörde, die ihren Beamten fürsorglich behandeln würde. Die Schutzweste, die Polizeibeamte im Dienst zu ihrem eigenen Schutz tragen, schützt nicht vor den seelischen Folgen erlittener Gewalt. Und komme bitte niemand mit dem zynischen Argument, für das Risiko seien Polizisten ja ausgebildet und dafür bekämen sie schließlich ihr Gehalt. Sie werden dafür ausgebildet und bezahlt, daß sie das heute überhaupt Mögliche tun, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten und Straftäter am gesetzwidrigen Tun zu hindern. Nicht mehr und nicht weniger.

Daß ihnen die eben noch wegen Gewalttätigkeit oder Kriminalität festgenommenen Randalierer, Schläger, Rowdys, gewalttätigen Demonstranten, Diebe, Drogenhändler und Fußball-"Fans" am nächsten Tag, oft nur wenige Stunden später wieder auf der Straße, auf der "Platte" begegnen und ihnen eine Nase drehen, daß von Angreifern körperlich oder/und seelisch verletzte Polizisten von der Gesellschaft allein gelassen werden, kann nicht oft und deulich genug gesagt, betont und unterstrichen werden. Sie arbeiten hart in gefährlichen Situationen, retten Leben und verschaffen dem Gesetz Geltung. Dafür werden sie (meist) von denen im Stich gelassen, in deren Auftrag und für die sie das tun: den Bürgern und ihrer eigenen Organisation.
Gewalt gegen Polizisten darf von der Gesellschaft nicht geduldet werden - es wäre der Anfang vom Ende, wenn sich dieses zunehmende und zunehmend brutalere Phänomen ungestraft durchsetzen könnte.

In dieser Situation kommt ein Buch wie Peter Jamins "Abgeknallt - Gewalt gegen Polizisten" genau richtig. Daß es im öffentlich wenig beachteten (Fach-) Verlag Deutsche Polizeiliteratur erscheint, macht es zwar nicht eben zum Renner in den Buchläden, denn dort wird es kaum in den Regalen zu finden sein, doch es ist wichtig und sollte daher mehr als nur Polizeikreisen zugänglich werden. Der Tatsachenbericht über den Fall des Polizeihauptmeisters Ralf Halbach (pseud.), der im Einsatz in die Gewalt eines Geiselnehmers geriet, weil er ihn nicht in Notwehr erschoß und 55 Minuten lang mit der (eigenen) Waffe mit dem Tode bedroht wurde, steht exemplarisch für das Problem des mangelnden gesellschaftlichen Respekts vor der Arbeit der Polizei und der Person des Polizeibeamten schlechthin. Daß in diesem Fall der Täter mit dem Leben davon kam, dankt er dem Respekt der anderen eingesetzten Polizeibeamten vor seinem Leben, dem Leben schlechthin. Solange dieser elementare Respekt, die Achtung vor der Würde des anderen auf der dunklen Seite unserer Gesellschaft nicht mehr vorhanden ist, befindet sich unser soziales Gefüge in einer gefährlichen Schieflage.
Solange Politiker gedankenlos die Polizei als namenlosen, billigen Puffer zwischen ihrer eigenen Hilflosigkeit und dem gewaltbereiten Pöbel, zwischen den Zentren der industriellen und wirtschaftlichen Macht und verantwortlichen Demonstranten mißbrauchen, kann das einst vertrauensvolle Verhältnis zwischen der Bevölkerung und ihrer Polizei nicht wieder hergestellt werden. Polizeibeamte sind genauso wie ihr Gegenüber Menschen mit Anspruch auf Anstand und Respekt. Das muß gewissen Kreisen durch gesetzliche und juristische Maßnahmen deutlich vermittelt werden. Es wird Zeit für ein grundsätzliches Umdenken.

Informationen unter: www.VDPolizei.de  und  www.gdp.de/