Echt eklig

Ungeziefer- und Seuchenquartett

von Frank Becker

Schauderhaft, höchst schauderhaft!


 

         

 

Fliegen und Mücken, Wanzen und Schaben, Läuse (Filzlaus s.o.) und Zecken, Flöhe, Milben, fiese Käfer auf 32 farbigen Spielkarten
  Bakterien, Viren und Parasiten, Rotz und Milzbrand, Cholera und Typhus (s.o.), Pest und Ebola, Syphilis und Lepra auf 32 farbigen Spielkarten


Leute, das ist echt eklig! Das ist fies und unappetitlich. Aber das waren und sind ja die bisher an dieser Stelle präsentierten Tyrannen, Öltanker und Atomkraftwerke auch. Aber diese kleinen Kameraden hier jagen fast noch mehr Angst ein - und sie haben unter dem Strich wahrscheinlich mehr Menschen auf dem Gewissen als die blutrünstigsten Tyrannen. Ich muß ja nicht viel erklären, denn Sie sehen zwei der Jungs ja schon oben auf den Deckblättern der beiden vielleicht übelsten Quartette, die je in den Handel gekommen sind. Was sich da unter die Haut bohrt oder auf ihr festsetzt, was in die Blutbahnen und in die Gehirnwindungen eindringt, kann einem wirklich den Appetit verderben. Das Beunruhigendste: diese Parasiten, Beißer, Bohrer, Bakterien und Viren sind abgesehen von den von tropischen Bedingungen abhängigen Angreifern auch hierzulande allgegenwärtig. Fühlt Euch also nicht allzu sicher.

Beide Quartette kamen hier druckfrisch und hygienisch
in Folie verpackt an und doch: man möchte
diese Karten am liebsten nur mit spitzen Fingern oder gar OP-Handschuhen anfassen. Allein das Betrachten der auf den hervorragenden Fotos erbarmungslos vergrößerten Wanzen, Läuse, Milben und Zecken löst unwiderstehlichen Juckreiz aus. Wer jemals unliebsame Bekanntschaft mit einer dieser Spezies gemacht
und ihr nie ins Angesicht geschaut hat, kann das jetzt nachholen: Kopflaus, Filzlaus, Floh, Holzbock, Schabe oder Bettwanze - alles ganz liebenswerte Gesellen und stets in der Nähe. Ich werde die Begegnung mit der Cimex lectularia nie vergessen, die nebst mir im Zimmer eines pittoresken historischen Hotels in Frankreich logierte. Napoleon I. habe seinerzeit dieses Hotel frequentiert, versicherte man mit Stolz. Daß er seine Haustiere anschließend nicht wieder mitgenommen hat, muß ich dem Korsen verübeln. Der Schabe hat man in Mexiko sogar einmal ein lustiges  Liedchen mit politischer Botschaft gewidmet: "La Cucaracha". Manch einer hierzulande hat die Melodie auch als Fanfare unter der Haube seines Autos. Zwei Späße haben dier Herausgeber in ihr Ungeziefer-Quartett eingebaut, einmal die Steinlaus (Petrophaga lorioti), die damit neben dem Pschyrembel nun auch hier eine Heimat hat - und den fein ausgeleuchteten Geschlechtsakt des Mehlkäfers. Ein netter Jux.




Da hört der Spaß auf

Der Spaß hört aber endgültig auf, wenn man den 1 Millionstel Millimeter winzigen Ebola-Virus vor sich sieht, der den Befallenen innerhalb kurzer Zeit mit 90%iger Sicherheit tötet. Noch fataler, nämlich zu 100 % sind der AIDS-Virus und sein Kollege von der Vogelgrippe, beide zehnmal winziger als Ebola. Noch kleiner , nämlich gerade mal ein Drittel so groß wie AIDS ist der Erreger von Hepatitis B, die bis zu 40 % tödlich ausgeht. Haben Sie schon mal von Rotz gehört? Nein, nicht das in Ihrem Taschentuch. Wir reden von Burkholderia mallei, einem Bakterium, das zu 90 % sein Opfer tötet - 12.000 pro Jahr. Da ist ein durch Neisseria gonorrhoeae ausgelöster Tripper, an dem jährlich 25 Millionen Menschen erkranken, direkt ein Picknick - denn daran stirbt keiner. Und hübsch sieht der auch noch aus, wie eine kleine Cherrytomaten-Zucht. Jetzt aber genug. Mir wird schon ganz schwummerig. Wenn sie auch wirklich eklig sind, möchte ich Ihnen diese beiden lehrreichen Quartette dennoch ans Herz legen.
Übrigens: bei allen Weltquartetten funktionierte etwas tadellos, das sonst nirgends klappt, vor allem nicht bei CD-Verpackungen: der Aufreißfaden - perfekt!

Weitere Informationen unter:  www.weltquartett.de/