Oscar Peterson’s
Easter Suite Der kanadische Jazz-Pianist Oscar Peterson (1925-2007) führte 1984 in der von Alan Benson produzierten „South Bank Show“ mit dem dänischen Kontrabassisten Niels-Hennig Ørsted Pedersen (1946-2005) und dem englischen Schlagzeuger Martin Drew (1944-2010) erstmals die Easter Suite auf, seine bis heute im Grunde am wenigsten bekannte, dennoch als eines seiner Hauptwerk geltende Komposition zur Passion Christi. Geschrieben hatte er die Suite auf Anregung von Alan Benson, der bei dieser Erstaufführung in der von 1978-2010 von London Weekend Television (LWT) ausgestrahlten Show auch die Regie übernahm. Peterson hatte sich für die Aufnahme einer erlesenen Besetzung versichert, indem er NHØP, den damals wohl besten Bassisten der Welt dazu bat und einen der kultiviertesten Schlagzeuger, Martin Drew. Beide hatten bereits in unterschiedlichen Besetzungen mit Peterson und auch miteinander gespielt und sollten das auch später noch tun. Ich erinnere an "A Summer Night in Munich" (1998), wo der schwedische Gitarrist Ulf Wakenius zu dem Trio stieß.
Der jetzt in der neuen Musikreihe von ARTHAUS auf DVD veröffentlichte 28 Jahre alte Mitschnitt ist eine kleine Rarität, wenn auch schon 2004 einmal von TDK aufgelegt. Es ist nämlich nicht nur die einzige Aufzeichnung dieses brillanten Konzerts, es ist musikalisch wie filmisch eine echte Perle. Von erstklassiger Klangqualität, für die Mike Fairman zeichnet, in ganz wunderbaren Bildern von Colin Innes Hopkins ausgeleuchtet, von Mike Paterson gefilmt und von Sandra Vardy gemischt, ist ein Musik-Dokument entstanden, das in jede Jazz-Videothek gehört. Mein Tip: zunächst Melvyn Braggs an den Schluß gestelltes Interview mit Oscar Peterson und seinem Trio hören, das detailliert in die Suite einführt – dann erst das Konzert.
Es dauert nicht mehr als eine gute halbe Stunde, ist aber jeden Cent wert, den die DVD kostet. In sensiblen Nahaufnahmen und dezenten Totalen ist der Hörer unmittelbar dabei, kann dem brillanten, typisch perlenden Spiel in Petersons einzigartiger Grifftechnik auf dem warm klingenden Bösendorfer Grand Piano lauschen und zuschauen, kann zusehen, wie NHØP dem Baß sein legendäres, einzigartiges Vibrato entlockt und erleben, wie dezent und wirkungsvoll man ein großes Drumset einsetzen kann. Oscar Peterson hat den Leidensweg Christi erstmals in Jazz gefaßt und dabei bewußt auf Parallelen zu klassischen Bearbeitungen des Themas durch die Kirchenmusik verzichtet. Melodiös und ruhig geht er Das letzte Abendmahl an, völlig entspannt den Garten von Gethsemane, bei dem Das Spiel von NHØP unter die Haut geht. Im schnellen Stride folgt das "Denial". Die Dramatik des Verrats durch Judas, das Tribunal, die hohnvollen Schmähungen „Are You Really King Of Jews“, die Verzweiflung in „Why Hast Thou Forsaken Me“ – Petersons Musik macht sie vornehm hörbar. Still das „Jesus Christ Lies Here Tonight“, doch strahlend, ja fröhlich das Auferstehungsthema „He Has Risen“. Auch für den, der die biblische Geschichte ausblendet und sich nur auf die Musik einläßt ein Bonbon. Für diese Musik, diese Produktion unsere Auszeichnung: den Musenkuß!
Oscar Peteron´s Easter Suite – mit Oscar Peterson (Klavier), Niels-Hennig Ørsted Pedersen (Kontrabaß), Martin Drew (Schlagzeug) und Melvyn Bragg (Interview)
Titel:
Vorspann 0:35 - 01 The Last Supper 1:04 - 02 The Garden Of Gethsemane 4:52 - 03 Denial 3:54 - 04 Why Have You Betrayed Me 4:06 - 05 The Trial 2:47 - 06 Are You Really King Of The Jews 3:30 - 07 Why Hast Thou Forsaken Me 4:17 - 08 Jesus Christ Lies Here Tonight 4:13 - 09 He Has Risen 4:30 - Nachspann 0:38
Konzertdauer: ca. 34 Minuten
Interview von Melvyn Bragg mit Oscar Peterson, Niels-Hennig Ørsted-Pedersen und Martin Drew: ca. 16 Minuten
Gesamtzeit: ca. 50 Minuten - Aufgenommen in London 1984 - Die DVD ist seit 5. März zu haben.
Weitere Informationen: www.arthaus-musik.com
|