Unendliche Weiten

Reclam Filmgenres: Science Fiction

von Frank Becker

Unendliche Weiten...
 
Herausgeber Thomas Koebner hat das Genre bewußt weit gefaßt - nämlich der „seriösen“ literarischen Science Fiction und ihrer Verfilmung die Facetten des Genres beigemessen, die anderenorts vielleicht als Jux, als sachfremd oder als reine Phantasterei abgetan worden wären. So hat er ein Paket geschnürt, das von Georges Méliès heute wirklich ulkigem Stummfilm „Die Reise zum Mond“ über Fritz Langs wegweisenden Klassiker „Metropolis“, Mary Shelleys „Frankenstein“ und Comic- Verfilmungen wie „Barbarella“ und den Superhelden-Geschichten von Dell und Marvel bis zur revolutionären „Matrix“ auch die heute anerkannten B-Movies der 1950er Jahre von u.a. Jack Arnold und Roger Corman, die brillante Dystopie Soylent Green von Richard Fleischer sowie die Weltraum-Epen á la Star Wars und Star Trek erfaßt hat.

Und auch hier gilt wieder unser Interesse der Musik, die bei einer Vielzahl der in dem umfangreichen Band versammelten Streifen zentrale Bedeutung gewonnen, anderen als Motto Serien- Wiedererkennungswert gegeben und in wieder anderen regelrecht Kultstatus bekommen hat. Die Liste der Namen der hierbei hervorgetretenen Komponisten ist exquisit. John Williams z.B. hat sich in den 70er Jahren ewigen Ruhm durch die Musiken zu den „Star Wars“-Filmen, die „Superman“-Reihe, „E.T.“ oder „Jurassic Park“ verdient (und eine goldene Nase), in den 60ern haben Chefs namhafter Big Bands Soundtracks geliefert, so Ron Goodwin („Das Dorf der Verdammten“), Les Baxter („Der Mann mit den Röntgenaugen“) oder Nelson Riddle 1966 das Thema für die Erstverfilmung von „Batman“. Auch Dimitri Tiomkin hat noch vor seiner Hinwendung zum Western  dem SF-Film auf die musikalischen Beine geholfen: die Musik zu „The Thing / Das Ding aus einer anderen Welt“ (1951) ist von ihm. Jerry Goldsmith, ein vielgefragter Komponist auch auf dem  Sektor des Kriminalfilms und des Western, hat mit seiner Musik sein Scherflein zum Erfolg von „Planet der Affen“, „Logan´s Run/Flucht ins 23. Jahrhundert“, „Alien“ und „Total Recall“ beigetragen.

„Flieger, grüß mir die Sonne...“ sang Hans Albers 1932 in dem Karl Hartl- Film der UfA „F.P. 1 antwortet nicht“ - ein Lied von Allan Gray, das ihn für viele Jahrzehnte begleiten sollte und dessen Popularität die dieses visionären deutschen Zukunftsfilms überdauerte. Andere Regisseure nutzten zur Umsetzung ihrer Bilder die Größe klassischer Musik. In Douglas Trumbulls „Projekt Brainstorm“ verwendet James Horner Motive von Franz Schubert, und Eduard Artemjew tut ähnliches mit Motiven J.S. Bachs in Andrej Tarkovskijs „Solaris“. Wohl das bekannteste und allenfalls noch durch seine Sozialutopie „Clockwork Orange“ erreichte Beispiel ist Stanley Kubricks „2001 - Odyssee im Weltraum“, für den er Richard Strauss´ „Also sprach Zarathustra“ bild- und tongewaltig einsetzte, eine Raumstation im Dreivierteltakt von Johann Strauß Sohn durchs All drehen läßt und für die Dramaturgie auch Stücke von Ligety und Katchaturian einsetzt. Die Aggressivität des Individuums und die Brutalität des Systems in „Clockwork Orange“ weiß Kubrick wirkungsvoll mit Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie, Edward Elgars „Pomp and Circumstance“ zu illustrieren. Musiken von Purcell, Rossini und Rimski-Korsakow und der durch Gene Kelly berühmt gewordene Song
Singing In The Rain“ - besprochen im Genre-Band „Komödie“ - von Nacio Herb Brown/Arthur Freed spielen weitere dramatische Rollen. Es wäre noch viel zu erzählen. Aber lesen sie selbst...
 
Reclam Filmgenres - Science Fiction
© 2003 / 2021 Philipp Reclam jun., 574 Seiten mit Register der Filmtitel, Broschur, Quartformat, 29 Abbildungen - ISBN:
978-3-15-018401-1
12,80 €
 
Weitere Informationen unter: www.reclam.de