Collin und Juliette Im süßen Duft der Rosen
Lag Schäfer Collinet Und machte seiner losen Geliebten ein Bouquet Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; Wer wird nach allem fragen? Fein züchtig, wie es Sitte, Sprach er mit ihr, allein Bald mischte, als der Dritte, Sich Cypripor darein; Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? Ich fühle deine Nähe, Du kleiner Göttersohn, Dank, Amor! Dank – ich sehe, Dein Zepter winkt mir schon, Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? O Dank für diese Stunde! Sie führet zum Genuß, Verspricht von diesem Munde Mir einen Wonnekuß Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? So dacht er – naht dem Weibchen Sich schnell – von Liebe warm, Umfaßt das zarte Leibchen, Den Alabasterarm, Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? »Nimm diese Blumenkette!« Rief er: – »ich flocht sie dir; Doch dafür, Juliette, Gewähr ein Mäulchen mir, Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? Drauf legt er sie geschwinde Auf weichen Rasen hin, Berührt dem lieben Kinde Das anmutsvolle Kinn, Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? Sie widerstrebt, er ringet, Siegt – eilet zum Genuß, In Rosenlippen dringet Ein feuervoller Kuß, Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? »O Collin!« rief entzücket Die schöne Schäferin: »Wie hast du mich beglücket, Ich fühle Wonnesinn, Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? Ach! meine Augen brechen Vor lauter Seligkeit; Wie groß, nicht auszusprechen Ist deine Zärtlichkeit, Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? Sie trieben Scherz und Possen, Bis süßer Schlaf sie band, Die Augen fest geschlossen, Hielt eins des andern Hand, Und etwas anders noch – Ich wag es nicht zu sagen – Und etwas anders noch; – Wer wird nach allem fragen? Gottfried August Bürger
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