Fast vergessene Kulturen

Grönlands Wikinger, Nordamerikas Indianer und die Vorläufer der Inka in Peru

von Friederike Hagemeyer

Fast vergessene Kulturen
 
Grönlands Wikinger,
Nordamerikas Indianer und
die Vorläufer der Inka in Peru
 
 
Es ist dem Theiss-Verlag positiv anzurechnen, daß er neben den archäologischen Dauerthemen Rom, Griechenland und Ägypten auch immer wieder Werke zur Archäologie und Völkerkunde weniger bekannter Weltgegenden herausgibt. Drei Überblickswerke dieser Art gilt es anzuzeigen.
 
Kirsten A. Seavers Monographie „Mit Kurs auf Thule“ greift nach längerer Pause wieder das
Thema der Besiedlung Grönlands durch die Wikinger um 990 n.Chr. auf. Mit großer Sachkenntnis unterzieht die Autorin Quellen und Sekundärliteratur einer erneuten Revision und faßt verstreut erschienene Forschungsberichte zusammen. Entstanden ist eine gut fundierte Darstellung zur aktuellen wissenschaftlichen Diskussion um die Besiedlung Grönlands und die Entdeckung Nordamerikas um das Jahr 1000. Vor allem aber beschäftigt Seaver das Ende der Wikingersiedlungen im hohen Norden um 1500, dessen Ursachen bis heute nicht eindeutig geklärt sind.
An dieser Stelle ist denn auch kritisch anzumerken, daß die Wahl des deutschen Titels „Auf Kurs nach Thule“ mindestens unglücklich wenn nicht gar irreführend ist, denn der Titel der englischen Orginalausgabe „The last vikings“ gibt den Inhalt wesentlich genauer wider. Dennoch sei das Buch allen denjenigen empfohlen, die sich für die Geschichte der Wikinger interessieren; sie werden es mit Gewinn lesen.
 
Einen informativen Einstieg in die Kultur nordamerikanischer Indianervölker bietet Alexander
Emmerichs „Die Indianer Nordamerikas“
. Alle indigenen Populationen von Alaska bis an die mexikanische Grenze werden in kurzen Abrissen vorgestellt. Emmerich geht auch auf die sich jedes Mal wiederholende traurige Geschichte der Zurückdrängung der Einheimischen durch die weiße Landnahme ein. Egal ob die Partner Franzosen, Briten oder US-Amerikaner waren, vom ersten Vertragsabschluß an beginnt eine Folge von Vertragsbrüchen. Mit welcher ideologischen Borniertheit und Arroganz das Lebensrecht der Indianer mißachtet wurde, das macht den Leser noch heute betroffen. Nicht unerwähnt soll jedoch eine Ausnahme bleiben. 1847 schlossen deutsche nach Texas ausgewanderte Siedler im heutigen Fredericksburg („Friedrichsburg“) mit den Komantschen einen Vertrag ab, der bis heute von beiden Seiten eingehalten wird. Jedes Jahr wird am „Founder’s Day” dieses Vertrages gedacht und die Nachkommen der Vertragsunterzeichner rauchen miteinander die Friedenspfeife.
 
Das dritte Werk, Michael Zicks „Die rätselhaften Vorfahren der Inka“ greift ein bisher nicht im
Zusammenhang dargestelltes Thema auf. Der ausgewiesene Wissenschaftsjournalist Zick, dessen besonderer Schwerpunkt im Bereich der Archäologie liegt, legt ein fundiertes, gut lesbares und hervorragend ausgestattetes Überblickswerk vor. Bisher nur verstreut erschienene Forschungsergebnisse sind zusammengefaßt und die noch bestehenden Forschungslücken benannt. Vom ersten Aufblättern an fesselt der Text, und die brillanten Fotos ziehen einen in ihren Bann. Das Buch sei allen ans Herz gelegt, die mehr über die präkolumbianischen Kulturen Perus erfahren wollen, sie werden es mit Vergnügen und großem Gewinn studieren. Es ist zugleich ein Vermächtnis des Forschers: am 29.11.2011 starb er im Alter von 70 Jahren plötzlich an einem Herzinfarkt.
 
 
Seaver, Kirsten A.: Mit Kurs auf Thule. Die Entdeckungsreisen der Wikinger. Aus d. Engl. übers. von Karin Schuler.- Stuttgart: Theiss 2011. 284 S., € 24,95  -  ISBN 978-3-8062-2411-5
 
Emmerich, Alexander: Die Indianer Nordamerikas. Geschichte, Kultur, Mythos. – Stuttgart: Theiss 2011. 180 S., € 19,95  -  ISBN 978-3-8062-2424-5
 
Zick, Michael: Die rätselhaften Vorfahren der Inka. – Stuttgart: Theiss 2011. 160 S., € 34,95
ISBN 978-3-8062-2329-3
 
Zum Vertrag von 1847 zwischen deutschen Siedlern und Komantschen http://de.wikipedia.org/wiki/Mainzer_Adelsverein
 
Weitere Informationen: www.theissverlag.de